Erzieher-Mangel: Nürnberg will Ausbildung künftig verkürzen

12.7.2015, 09:49 Uhr
Oft sind Erzieher in Nürnberg völlig überfordert, denn: Es gibt einfach zu wenige.

© dpa Oft sind Erzieher in Nürnberg völlig überfordert, denn: Es gibt einfach zu wenige.

In den nächsten fünf Jahren werden in Nürnberg 1000 Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich gebraucht. Doch schon heute ist es für die Stadt und freie Träger schwierig, Fachkräfte zu bekommen. Der Bayerische Landtag hat nun beschlossen, es in einem Modellversuch mit einer dualen Ausbildung zu probieren. Praxis lernen die Azubis in einer Kita, Theorie büffeln sie an einer Fachschule. Der Vorteil: Sie sind schon nach drei Jahren fertig und bekommen mehr Geld als in der klassischen Ausbildung.

Diese dauert etwa fünf Jahre. Denn angehende Erzieher müssen ein bis zwei Jahre ein sozialpädagogisches Seminar besuchen. Dann folgen zwei Jahre an einer Fachakademie für Sozialpädagogik, schließlich ein Jahr Berufspraxis.

Brauchen Erzieher Zeit für die nötige Reife?

Für die neue duale Ausbildung kämen beispielsweise Abiturienten infrage oder Interessierte, die schon einen Berufsabschluss haben. Bis Oktober kann sich Nürnberg bewerben. Zehn Teilnehmer sind für das Schuljahr 2016/17 in Planung.

Ob die Stadt mitmachen will, hat der Jugendhilfeausschuss am Freitag diskutiert. Ein Knackpunkt: die Finanzierung. Pro Azubi kostet das Projekt über 50.000 Euro, ob und wie viel der Freistaat bezahlt, ist unklar. Außerdem kritisierte Christiane Stein, dass Erzieher Zeit brauchen, um sich die nötige Reife für diesen anspruchsvollen Beruf zu erarbeiten. Stein ist von SOKE, der Dachorganisation selbstorganisierter Kindertageseinrichtungen.

Rat nimmt Vorschlag einstimmig an

Stadträtin Christiane Alberternst (FDP) hielt dagegen: „Schreiner und Friseure müssen auch kein Praktikum machen, bevor ihre Ausbildung beginnt.“ Ziel muss es in ihren Augen sein, generell eine dreijährige Ausbildung anzustreben. Und die Erzieher besser zu bezahlen.

Der Rat nahm den Vorschlag der Verwaltung schließlich einstimmig an. Nächste Woche befasst sich noch der Schulausschuss damit. Dann wird die Stadt ihre Bewerbung aufsetzen.

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