„Es ist einfach schön hier“

28.5.2013, 07:00 Uhr
„Es ist einfach schön hier“

© Stefan Hippel

Das Brunnenwasser plätschert, Vögel zwitschern, im Hintergrund tost der Verkehr — momentan noch stärker als sonst, da wegen der Baustelle in der Bucher Straße die Autos über die Archivstraße umgeleitet werden. Trotzdem: Nach der jahrelangen Umgestaltung, die sich mit Blick auf die knappen Finanzen auf mehrere Bauabschnitte verteilt hat, entwickelt sich der Colleggarten zu einer grünen Oase. Lange hat er zu Zeiten des U-Bahnbaus ein Schattendasein geführt und diente teilweise als Platz für die Baustelleneinrichtung — davon zeugen bis heute kahle Stellen im Rasen.

Kampf um Bäume

„Es ist einfach schön hier“

Jetzt lockt er mit steigenden Temperaturen die Nord- und auch Südstädter, die auf den neuen Bänken und Liegen die Frühlingssonne genießen. Wie Heike Reichert, die am Dutzendteich wohnt. „Es ist einfach schön hier und nicht so überlaufen“, erzählt sie. „Bei schönem Wetter kommen wir fast täglich her.“

André Winkel vom Bund Naturschutz ist voll des Lobes und spricht von einer Fläche mit großem Erholungswert. Auch wenn der Naturschützer — wie viele Anwohner — anstelle der Mauer, die den Park zur Archivstraße abgrenzt, lieber eine grüne Hecke gesehen hätte. Er hofft, dass sie dank der Pflanzungen im Laufe der Jahre „nicht mehr so massiv wahrgenommen wird“. Winkel möchte noch mal die Öffnung des angrenzenden Staatlichen Bauamtes zum Colleggarten ins Gespräch bringen, „das wäre an dieser Stelle eine hervorragende Erweiterung des öffentlichen Raums“, regt er an. Und betont abschließend: „Der Park ist auch ein Erfolg der Bürger, die sich dafür starkgemacht haben, dass hier bei den Bäumen kein Tabula rasa gemacht, sondern etwas Neues auf den Weg gebracht wurde.“

Ditmar Heinl von der Anwohnerinitiative dazu: „Der Colleggarten hat dazu gewonnen, besonders die neue Wegführung und die Sitzmöglichkeiten überzeugen.“ Die Besucherfrequenz sei deutlich gestiegen. „Der Park wächst und gedeiht — trotz Hallimasch und Phytophtora“, fährt er fort. „Das zeigt, was ein Gutachten wert ist.“ Vor zehn Jahren hieß es nämlich, dass von den 176 Bäumen nur vier stehenbleiben sollten, erinnert er sich. Die Stadt hatte damals nach massiven Bürgerprotesten gegen den geplanten Kahlschlag in Abstimmung mit den Anwohnern und dem Bund Naturschutz ein neues Gesamtkonzept entwickelt. Die Arbeiten starteten offiziell im März 2011. Zuvor wurden elf durch Pilzbefall stark geschädigte Bäume beseitigt.

Seit Beginn der Baumaßnahmen seien außerplanmäßig lediglich zwei Bäume gefällt worden, zeigt sich André Winkel vom BN zufrieden. Die beiden Hainbuchen, die auf einem zugeschütteten Splittergraben standen, mussten weichen, weil sie nicht mehr standsicher waren. Der Graben aus früheren Kriegszeiten wurde zufällig entdeckt, berichtet Ronald Höfler vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör). Ab Ende September läuft hier der fünfte Bauabschnitt: die Rundumerneuerung des Spielplatzes. Die Planungen sind abgeschlossen, die Finanzierung steht. Die 2000 Quadratmeter große Anlage, die voraussichtlich im Herbst ihre Eröffnung feiert, richtet sich an Drei- bis 14-Jährige. Sie wird mit Stauden und Gehölzen in drei Bereiche für Kleinkinder, Kinder und Jugendliche gegliedert.

Wie berichtet, wird, auf die jeweilige Altersgruppe abgestimmt, der Platz mit Spielgeräten bestückt — darunter Schaukeln, Trampolin, Rutschen, „Lümmelmöbel“ für die Jugendlichen sowie ein eigens für diesen Ort entwickelter Kletterparcours und eine Doppelseilbahn. Letztere sei „ein absoluter Luxus“, weiß Höfler, „den man auf den rund 300 öffentlichen Spielplätzen in der Stadt auf geschätzt fünf Anlagen findet.“ Das hinge von den örtlichen Gegebenheiten ab, hier sei dafür genügend Platz. Der neue Spielplatz schlägt mit 330000Euro zu Buche.

Löcher im Rasen

Im Frühjahr 2014 folgen dann Nacharbeiten, restliche Rasenflächen werden angesät, Gehölze und Stauden ergänzt. Die anfangs erwähnten kahlen Stellen im Rasen sind ein Problem. Bereits zweimal hat Sör ausgesät, doch Vögel auf Futtersuche und die schlechte Bodenbeschaffenheit haben den Wuchs bislang verhindert.

Insgesamt kostet die Generalsanierung einschließlich des neuen Spielplatzes rund 950000 Euro.

 

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