Eva-Christina Kraus: Neues Gesicht im Neuen Museum

25.7.2014, 17:55 Uhr
Eva-Christina Kraus: Neues Gesicht im Neuen Museum

© Distler

Traumjob? Ja. „Ich wollte schon immer Museumsdirektorin werden“, bekennt Eva-Christina Kraus lächelnd.

Doch Traumjob hin oder her, dass die 43-jährige Kunsthistorikerin, Kuratorin und frühere Galeristin aus München bisher traumwandelnd durch die Landschaft der bildenden Künste geschwebt wäre, bevor sie Kultusminister Spaenle vor rund drei Wochen quasi wachgeküsst und frisch zur Direktorin des Neuen Museums Nürnberg berufen hat, lässt sich wahrlich nicht behaupten. Ihre Vita passt.

Erst Studium der angewandten Kunst in Wien, dann eine Dissertation, in der Konzeptkunst, Surrealismus sowie der Architekt, Designer und bildende Künstler Friedrich Kiesler vorkommen. Mehr als 50 Ausstellungen verwirklicht Kraus, auch in Japan, auch in den USA, auch zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Erfahrungen als Museumsleiterin sammelt sie ebenfalls: bei der Kiesler-Stiftung in Wien.

Nun also Nürnberg. Am 15. September wird Kraus offiziell beginnen. Eine Gastdozenten-Tätigkeit an der Akademie führte sie schon 2012 beruflich nach Franken. Privat kennt Kraus, Mutter eines zehnjährigen Sohnes, Nürnberg ohnedies. Ihre Großeltern lebten hier. Und sie hat Familie in der Region.

Nachfolgerin von Direktorin Angelika Nollert zu werden ist freilich kein leichter Job. Kraus wird sich an der erfolgreicher Bilanz ihrer Vorgängerin messen lassen müssen. Stresst das? Sie lächelt: „Nein“.

Dann spricht sie ihre Idee eines Museums als „Lieblingsort“ an, wo sich Vergangenheit und Zukunft begegnen. Künstlernamen oder einen Wunschzettel für mögliche Ausstellungen möchte sie noch keine nennen, dafür sei es noch zu früh. Im Herbst vielleicht, spätestens im Januar, das Programm für 2015 hat ohnehin noch Nollert konzipiert. Doch an Formaten wie der lokalen Zusammenarbeit von NM und Kunstakademie will Kraus auf jeden Fall festhalten, zudem ihre internationalen Netzwerke nutzen, „die Welt nach Nürnberg bringen“.

Ein Händchen auch für Heikles

Den Minister brachte sie am Freitag immerhin schon mal hierher – und auch dazu, ihr sein Vertrauen auszusprechen. Eingefädelt wurde die Neubesetzung der Stelle aufgrund von Nollerts Wechsel zur Neuen Sammlung nach München wiederum von Ministerialdirigent Toni Schmid. Der hatte Kraus, die auch Galerieerfahrung mitbringt, länger schon auf dem Radar. Erstmals sei sie ihm bei der Hochzeit von Chris Dercon begegnet, der damals Leiter im Haus der Kunst war.

Nachhaltig beeindruckt habe ihn ihre Durchsetzungskraft als Projektleitung der – wohl heiklen – Münchner Ausstellung im öffentlichen Raum „A Space Called Public“ 2013. Mit „stoischer Ruhe und gleichbleibender Freundlichkeit“ sei es Kraus gelungen, Genehmigungen bei Behörden einzuholen und gleichzeitig die Künstler zu beruhigen, sagt Schmid. Er sehe „viele Parallelen zu Nollert“ – die ähnliche Erfahrungen mitgebracht hatte.

Ausgeschrieben war die Stelle in Nürnberg nicht. Das sei in diesem Bereich nicht üblich, „weil sich immer nur die bewerben, die man nicht haben will“, heißt es aus dem Ministerium. Aufgrund von Sondierungsgesprächen mit möglichen Kandidaten habe sich die Neubesetzung hingezogen, so Schmid.

Kraus sagt, sie sei vor fünf Jahren zum ersten Mal im NM gewesen. Die Ausstellung damals hieß „30 Räume / 30 Künstler“ und erstreckte sich über 30 Kunstorte: „Ich mag es gern, wenn Formate geändert werden“, fügt die neue Hausherrin vom Klarissenplatz hinzu, die in der beruflichen Raumfrage weiter ist, als in der privaten. Sie ziehe natürlich nach Nürnberg. Sie suche aktuell eine Wohnung. Sagt sie und lächelt.

Und auch das gelingt ihr beim ersten Termin an ihrem künftigen Arbeitsplatz so sympathisch wie souverän. Ein Zeichen?

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