Ex-CSUler baut FDP-Senioren auf

24.11.2009, 00:00 Uhr

Im Übrigen freut sich Rohde, dass Schallock «bei uns ist». Bei einem konstruktiven Gespräch habe man die gegenseitigen Positionen abgeklopft und weitgehend Übereinstimmung erzielt. Auf die Frage Schallocks, ob er denn in der FDP seine Meinung sagen dürfe, beruhigte Rohde: «Sagen Sie, was Sie meinen. Auch ich habe nicht immer dieselbe Meinung wie meine Partei - dann weise ich zuerst auf die Linie der FDP hin und dann auf meine abweichende Meinung.» Rohde gibt sich da ganz zuversichtlich: Schließlich habe er schon einige Überläufer aus der CSU eingemeindet: «Wir erleben Zulauf, anderen laufen die Leute davon.»

Der streitbare Schallock, bekannter Nürnberger Notar, hatte die CSU gegen sich aufgebracht, weil er Konsequenzen aus dem Landesbank-Debakel und mehr innerparteiliche Demokratie gefordert hatte - und das auch noch öffentlich. Als der Bezirksvorstand der Senioren-Union ihn zum Rücktritt drängte, trat Schallock nach 42 Jahren aus der CSU aus. Mittlerweile sieht er seine frühere Partei noch kritischer. Seit einer Lesung des Buchautors Wilhelm Schlötterer in Nürnberg empfiehlt Schallock den CSU-Mandatsträgern, das Werk «Macht und Missbrauch» zu lesen, «statt den Kopf in den Sand zu stecken». Schlötterer deckt darin (wie berichtet) Skandale der Strauß- und Nach-Strauß-Ära auf. «Hätte ich elf Millionen im Lotto gewonnen, hätte ich allen 160000 CSU-Mitgliedern das Buch mit der Bitte um sachliches Nachdenken darüber zugesandt», sagt Schallock den NN.

Derweil bereitet sich Autor Schlötterer, der Ministerialrat im Finanzministerium war, auf eine Lesung direkt im Maximilianeum vor. Auf Einladung der grünen Landtags-Vizepräsidentin Christine Stahl aus Nürnberg breitet er seine Insider-Kenntnisse am 2. Dezember, 19 Uhr, im Filmsaal des Landtags aus. Der Bogen in Gegenwart und Zukunft soll geschlagen werden.