Exklusiver Blick: Fernsehturm soll nur einmal im Jahr öffnen

4.7.2014, 22:04 Uhr
Markus Söder inspiziert ein weiteres Mal einen Ort seiner Kindheit: Den Nürnberger Fernsehturm.

© News5 / Grundmann Markus Söder inspiziert ein weiteres Mal einen Ort seiner Kindheit: Den Nürnberger Fernsehturm.

Finanzminister Markus Söder hat in Zusammenarbeit der Eigentümerin des Fernsehturms, der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochter der Telekom, prüfen lassen, was es kosten würde, die seit 1992 leerstehenden Räumlichkeiten in 189 Meter Höhe zu sanieren. Söder schätzt, das zwischen zwölf und fünfzehn Millionen Euro nötig sein werden, um die Räumlichkeiten auf den neuesten Stand zu bringen. Nötig sei eine Sicherheitstechnik, die den Anforderungen des Brandschutzes entspreche. Außerdem fehle es an Barrierefreiheit.

Söder, der selber das Gespräch mit dem Telekom-Vorstand geführt hat bedauert es sehr, dass sich alle Nutzungsüberlegungen zerschlagen haben: „Es bleibt auf Dauer ein Minus, auch wenn der Blick beeindruckend ist.“ Die Nutzung als Hotel, Restaurant, Diskothek, Spielcasino, Technikmuseum oder Veranstaltungsraum rentiere sich nicht. Auch könnten keine Steuergelder für die Sanierung in die Hand genommen werden.

Dass bei einer Bewirtschaftung mit keinen Gewinnen zu rechnen ist, liegt vor allem an der kleinen Fläche: Es dürfen maximal 200 Besucher gleichzeitig in die Räume. Das sei zu wenig, um in die Schwarzen Zahlen zu kommen. Rudolf Pospischil, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutscher Funkturm schätzt, dass mindestens 300 000 Besucher den Fernmeldeturm, der mit seiner Form an die Taschenuhr „Nürnberger Ei“ von Peter Henlein erinnert, pro Jahr ansteuern müssten, damit ein Betreiber finanziell über die Runden kommen kann. In Nürnberg lag die Besucherzahl aber nur zwischen 100 000 und 200 000.

Kaum Parkplätze

Für ein Spielcasino, so Söder, wären mindestens 400 Plätze nötig. Negativ sei auch, dass es kaum Parkplätze gebe und auch der Eingang sehr klein sei. In Deutschland würden die meisten Fernsehtürme für den Publikumsverkehr nicht mehr genutzt, so Pospischil: „Ihre Attraktivität hat nachgelassen. Es gibt inzwischen andere Möglichkeiten eine Stadt von oben zu sehen.“

Mit insgesamt 292,8 Metern, zwei Meter höher als der Olympiaturm in München, ist der Nürnberger Fernmeldeturm das höchste Gebäude in Bayern. Er wurde 1980 in Betrieb genommen. Der erste Gastronom war schon zwei Jahre später pleite. Da die Stadt Bürge war, musste sie 8,5 Millionen Mark an Schuldentilgung übernehmen und auch den Betrieb bis 1990 bezuschussen. 1992 wurde der Fernmeldeturm dann für den Publikumsverkehr geschlossen und komplett von der Deutschen Bundespost übernommen. Von Anfang an wurde er als Antennenträger für das Fernsehen genutzt, stellte Pospischil klar.

Auch heute noch wird er für das Senden von TV-Programmen (DVB-T) und Radio-Programmen sowie für den Mobilfunk eingesetzt. „Von einer Ruine kann kein Rede sein“, so Pospischil, der es gerne gesehen hätte, wenn der Freistaat bei der Sanierung mit Steuergeldern eingestiegen wäre. Söder, der mit dem Nürnberger Fernsehturm, schöne Kindheitserinnerungen verbindet, möchte im nächsten Jahr zumindest einen Tag der offenen Tür durchführen: „Es ist die einzige Chance, ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zumindest der Blick über die Stadt soll möglich sein. Ich hätte mir mehr gewünscht. Doch die baulichen Anforderungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark geändert.“

Das Heimatministerium will an diesem Tag der offenen Tür, dessen Datum noch nicht feststeht, über Vermessungsangelegenheiten informieren und einen virtuellen Flug über Nürnberg möglich machen. „Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, dann soll es den Tag jedes Jahr geben“, so Söder. Gedacht ist daran, 300 Besucher, die sich vorher anmelden müssen, nach und nach durch die Räumlichkeiten im Turm zu schleusen. Nur 16 Besucher dürfen sich gleichzeitig in luftiger Höhe in den ehemaligen Restaurant-Räumlichkeiten aufhalten. Anita Raum, die sich seit Jahren für die Wiedereröffnung des Fernsehturmes einsetzt, war zumindest „etwas zufrieden“.

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