Fall 27: Ein tiefes Trauma

12.12.2017, 20:56 Uhr
Jahrelange Missbraucherfahrungen, eine schwere Geburt und ihre Krebserkrankung machen Elvira S. das Leben schwer. Und allmählich verliert sie die Kraft zu kämpfen.

© Montage: nordbayern Jahrelange Missbraucherfahrungen, eine schwere Geburt und ihre Krebserkrankung machen Elvira S. das Leben schwer. Und allmählich verliert sie die Kraft zu kämpfen.

Die Frau hatte ihrem Sohn nicht umsonst eingeimpft, auf der Hut zu sein. Denn sie selbst hatte in ihrer Kindheit jahrelange schwere Missbrauchserfahrungen erlitten. Schauplatz war damals ein Problemviertel in einer der Städte im Großraum, ihre Mutter war mit der Sorge für acht Kinder überfordert und höchst labil. Die schwere Traumatisierung wirkt bei Elvira S. letztlich bis heute fort. Auch weil sie als Jugendliche Zuflucht in Alkohol und Drogen gesucht und dies erst in einem langen, mühevollen Kampf überwunden hatte.

Für Außenstehende ist es daher schier unvorstellbar, was alles mitschwingt, wenn die 53-Jährige sagt: "Mein Kind ist das Beste, was mir passieren konnte." Schon weil sie trotzig ihrer eigenen Mutter die Stirn bieten konnte - die hatte der Tochter eine Abtreibung nahegelegt und finanzieren wollen. Und obwohl Manfred eine Schädigung seiner linken Gehirnhälfte als Folge einer Art Schlaganfall bei der Geburt erlitt und mit Allergien und Asthma zu kämpfen hat, war und blieb er ein Wunschkind.

Krebs hat ihr alle Kraft geraubt

Es folgte, wie meistens in solchen Fällen, eine lange Kette von Operationen und Reha-Bemühungen. Durchaus nicht vergebens: Es dauerte zwar eine gefühlte Ewigkeit, bis er Schuhe binden konnte und mit einem Reißverschluss zurechtkam, aber inzwischen besucht der Jugendliche mit Erfolg ein Sprachförderzentrum - und spielt für sein Leben gern Fußball.

Dabei wird er Mühe haben, nach dem Beginn einer Ausbildung noch bei seinem bisherigen Verein zu bleiben, der ihm mit viel Verständnis eine Integration ermöglichte. "Leider haben sonst alle Vereine in unserem näheren Umkreis schon abgewunken", berichtet die Mutter, "für Behinderte sei in ihren Mannschaften kein Platz, behaupteten sie."

Wenigstens hatte sie, dank einer Stelle bei einem Großunternehmen, bis vor zwei Jahren in finanziell gesicherten Verhältnis gelebt. Dann setzte eine Krebserkrankung dem ein Ende. Nach den sehr belastenden Behandlungen scheint der aggressive Tumor zwar derzeit überwunden, aber er kann jederzeit wieder auftauchen.

Tiefe Spuren hat er ohnehin hinterlassen. Vor allem hat er Elvira S. alle Kraft geraubt, mit der sie einst Schwierigkeiten anging. Und so gemütlich sie es sich in ihrer Wohnung zu machen versteht, hat sie doch schwer daran zu kauen, dass sie inzwischen auch offiziell erwerbsunfähig ist. "Sie glauben nicht, wie mir meine Arbeit fehlt", gibt sie dem Besucher zum Abschied mit auf den Weg.

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