Fall 28: Wo Menschen mit Handicap manchmal laufen lernen

13.12.2017, 09:35 Uhr
Fall 28: Wo Menschen mit Handicap manchmal laufen lernen

© Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Sie spricht kein Wort, aber versteht alles: Sandra (Name geändert), zehn Jahre alt und körperlich wie geistig gehandicapt, steht im Therapiebad der Förderschule, legt die Arme auf ein Schwimmbrett und streckt sie ganz weit nach vorne. "Und jetzt halte auch deine Beine ganz gerade", fordert ihre Mutter Simone S. die Tochter auf und greift stützend unter die Knie des Mädchens. "Und nun gleiten wir quer durchs Becken."

Gerade die Streckbewegung sei besonders wichtig, erläutert die Mutter. Häufig halte ihr Kind sonst die Beine in einer Knickstellung. Und gleichzeitig unterstützt die Bewegung im Wasser den Muskelaufbau. "Vielleicht lernt sie ja sogar noch schwimmen", hofft die Mutter. Das hält auch Silvia Lehmann nicht für ausgeschlossen. "Und es ist jedes Mal ein Highlight, wenn das gelingt", sagt die heilpädagogische Förderlehrerin, die die Gruppe betreut.

Den wöchentlichen Treff, zu dem jeweils rund ein Dutzend junge Behinderte zwischen drei und 20 Jahren mit einem Elternteil kommen, organisiert seit acht Jahren der Elternbeirat des Förderzentrums – als Extra zum Unterricht. Zwar gehen die Kinder und Jugendlichen auch klassenweise in das Therapiebad, aber bei dem Termin nach Schulschluss erhalten auch die Eltern eine Anleitung.

"Unsere heilpädagogische Förderlehrerin nimmt sich für jeden Zeit und zeigt uns Griffe und Übungen, die wir dann selbstständig umsetzen können", erläutert Simone S. Zum Beispiel auch in der Rückenlage zu gleiten, ohne Schwimmhilfe. "Und zu entspannen, das ist ganz wichtig", betont Lehmann. Der Pädagogin kommt dabei ihre Zusatzqualifikation als sogenannte Konduktorin zugute: Das in Ungarn entwickelte Konzept verknüpft Pädagogik und Therapie: Bei spastischen Erkrankungen bietet sie ein Training zur Lockerung und Kräftigung von Gelenken und Muskeln,
bei Muskelschwund hilft die Bewegung im Wasser gegenzusteuern.

Eltern zur Kasse gebeten

Und manch einer, der sonst – ob Kind oder Erwachsener – auf einen Rollstuhl angewiesen ist, schafft es im Schwimmbecken, mit Gewichten an den Beinen zu laufen. Allerdings werden die Eltern für das zusätzliche Bewegungstraining zur Kasse gebeten, nicht allein für die Therapeutin, sondern auch für die Hallenmiete, die dem Elternbeirat wie einem externen Verein abverlangt wird.

Damit das für sozial schwächere Familien keine Hürde darstellt, hat sich der Elternbeirat schon in früheren Jahren um Spenden bemüht. Diesmal will die Weihnachtsaktion einen Zuschuss geben – und wenn es gutgeht, in Verbindung mit dem Verein für Körperbehinderte noch weitere Förderprojekte unterstützen.

"Freude für alle e. V." bittet um Zuwendungen auf eines dieser Konten:

Sparkasse  Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11

Sparkasse  Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72

Sparkasse  Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99

Postbank  Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Jeder Euro kommt ohne Abzug für Verwaltungskosten Bedürftigen in unserer Region zugute. Spendenbestätigungen senden wir unaufgefordert für Beträge ab 200 Euro zu - dazu bitte vollständige Adresse mit angeben. Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in der Nürnberger Mauthalle, in Fürth (Schwabacher Straße 106) und Erlangen (Hauptstraße 38) an. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer mit Vermerk "anonym").

 

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