Fall 29: Kampf gegen Krebs: "Da müssen wir durch"

13.12.2018, 09:07 Uhr
Fall 29: Kampf gegen Krebs:

© Athina Tsimplostefanaki

An Aufstehen ist heute nur schwer zu denken. Sandra M. (Namen der Betroffenen geändert) kann einfach nicht. Die vergangenen Stunden hat sie sich immer wieder übergeben müssen. Völlig geschwächt liegt die junge Frau unter ihrer dicken Bettdecke und versucht, nicht an Schmerzen und die Übelkeit zu denken. Einfach nur zu liegen und nichts zu denken.

Während ihre Mutter Karin M. in dem kargen Wohnzimmer mit den vergilbten Wänden sitzt und eine Aufnahme ihrer 19-jährigen Tochter zeigt: Es ist das Bild einer jungen Frau mit langem, welligem Haar, die mit leuchtenden dunklen Augen mit der Kameralinse flirtet. Das war Sandra vor einem Jahr.

Von einer Therapie zur nächsten

Heute ist ihr Blick müde und ihre Gesichtszüge sind von den Schmerzen und der massiven körperlichen Belastung durch Bestrahlungen und mehreren Chemotherapien gezeichnet - längst sind ihr die Haare ausgefallen. Sandra ist vor einem Jahr an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Seitdem kämpft sie sich von einer Therapie durch die nächste. Zwei Wochen bekommt ihr Körper immer wieder Ruhe zugestanden, danach muss sie die nächste Chemotherapie über sich ergehen lassen - und Bestrahlungen.

Während Sandra um ihr Leben kämpft, wird ihre Mutter Karin M. von der Sorge um die schwerstkranke Tochter und finanziellen Nöten umgetrieben. Bis vor ein paar Wochen war sie noch als Leiharbeiterin in einer Fabrik beschäftigt. Nach nur acht Monaten wurde sie Opfer einer Entlassungswelle. "Mit dem Lohn kamen wir ohne fremde Unterstützung einigermaßen über die Runden, aber jetzt musste ich wieder Hartz IV für uns beantragen", sagt die 46-Jährige. Doch bis zur Auszahlung dauert es eben. Also helfen schon mal die Nachbarn mit Nahrungsmitteln aus, so schnorrt sie sich und ihr krankes Kind derzeit durch.

Finanziell mag dies eine überschaubare Phase sein, über die grundsätzlich wirklich schwierige finanzielle Lage der beiden Frauen kann sie nicht hinwegtäuschen. Und die hat ihre Wurzeln schon früh geschlagen. Karin M. hat nie eine Ausbildung gemacht, arbeitete immer schlecht bezahlt in Fabriken. Auch später noch, als sie verheiratet mit ihrem Mann und den beiden Töchtern unter einem Dach lebte.

Doch das Familienleben war schwierig. Ihr Mann schlug die Kinder, verspielte das ohnehin knappe Geld an Automaten, nahm immer wieder Kredite auf - und riss damit auch seine Frau in einen Strudel von immer neuen Schulden. Das Zusammenleben mit ihm wurde zunehmend zur Zumutung, dennoch traute sie sich nicht zu gehen. "Er hat mir immer damit gedroht, dass er mir die Kinder wegnimmt und sie mit zu seiner Familie nach Syrien nimmt", sagt sie.

Ihre Schwester half ihr schließlich und sie schaffte den Absprung aus der Ehe, die inzwischen längst geschieden ist. Geblieben sind ihr etwa 18 000 Euro Schulden, da sie für ihren Mann gebürgt hatte. Seitdem schlug sie sich immer wieder mit Jobs in der Fabrik durch. Doch wieder Arbeit zu finden, ist schwer.

"Ich schreibe Bewerbungen und hatte auch schon Gespräche. Aber im Dezember ist es besonders schwer. Deshalb habe ich nun wieder Hartz IV beantragt", sagt Karin M. Sie wolle unbedingt arbeiten, aber auf der anderen Seite ist da auch noch Sandra, die ihre Mutter braucht. Zumal sich der Vater in keinerlei Weise für seine Tochter interessiert - obwohl er von Sandras schwerer Krankheit weiß. "Das belastet sie schon sehr", wie Karin M. sagt. Doch sie versuche ihr immer Mut zu machen und zu sagen, dass sie es schon schaffen werden. Gerade wenn Sandra, über die Karin M. immer von "meinem Goldstück" spricht, sagt: "Ich will nicht mehr". Die Mutter gibt die Starke, obwohl sie längst keine Kraft mehr hat. "Aber da müssen wir eben durch", sagt sie.

Kasse zahlt nicht

Da Sandra keine Haare mehr hat, wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine Perücke, um wieder aus dem Haus gehen zu können, wenn sie sich einigermaßen stabil fühlt. Doch die Haarpracht zahlt die Krankenkasse nicht. Hochwertige Exemplare sind kostspielig und für Karin M. nicht zu bezahlen.

Aber auch eine andere Verbindlichkeit belastet die Frauen. Die Behandlung hat zur Sterilität geführt. Auf natürlichem Weg wird Sandra nie Kinder bekommen können. Die Ärzte haben ihr inzwischen ein Stück Eierstock und auch Eizellen entnommen, die eingefroren wurden, um der 19- Jährigen später die Chance zu geben, Kinder zu haben. Doch die Aufbewahrung kostet pro Jahr etwa 250 Euro. Geld, das Karin M. nicht aufbringen kann. "Es ist einfach zu viel", sagt sie.

Am Beispiel von Sandra M. bittet die Weihnachtsaktion um Unterstützung für sie und ihre Familie wie auch weitere gesundheitlich massiv belastete Familien.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

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