Fall 3: Mit sechs Kindern in marodem Altbau

14.11.2017, 10:37 Uhr
Fall 3: Mit sechs Kindern in marodem Altbau

© Hans-Joachim Winckler

Der Weg führt durch eine dunkle Einfahrt und ein enges Treppenhaus. Von Fenstern und Wänden blättern Farbe und Putz - und auch das Innere der Wohnung macht, gelinde gesagt, keinen frischeren Eindruck. Die dunklen Räume sind obendrein nur spärlich, fast spartanisch möbliert: ein Tisch, eine schlichte Bank, ein paar alte Stühle, eine Spüle, ein Kühlschrank, eine klapprige Kommode - hier spielt sich der größte Teil des Familienlebens ab.

Seit mehr als zehn Jahren müssen sich das Ehepaar - er ist heute Anfang 50, sie knapp 40 Jahre alt - und seine Kinder mit den heruntergekommenen Räumen begnügen. Buchstäblich notgedrungen: Das Einkommen reicht gerade für das alltäglich Nötigste - für Extra-Ausgaben wie etwa für Reparaturen, zur Renovierung der viereinhalb Zimmer oder größere Anschaffungen bleibt nichts übrig. Das zusätzliche Problem: Als die Wohnungen in dem Haus vor Jahren in Einzeleigentum umgewandelt wurden, wagten die Eltern den Schritt zum Kauf. Den nötigen Kredit erhielten sie nicht zuletzt, weil Bernd P., wenn auch als Ungelernter, immerhin eine feste Stelle in kommunalen Diensten in die Waagschale werfen konnte. Und zwischen den Monatsraten und sonst üblichen Mietzahlungen war kein großer Unterschied.

Kaum Geld für die fußballbegeisterten Söhne

Aber selbst wenn die Familie heute umziehen sollte und eine Alternative hätte, würde das unterm Strich vermutlich viel teurer. Dazu kommt, dass das Gehalt von Bernd P., so bescheiden es ist, mit dem Kindergeld die Grenzen für ergänzende Leistungen übersteigt. Ein Schicksal, das die Familie mit zahlreichen Niedriglohnempfängern teilt und das nicht zuletzt die Kinder zu spüren bekommen.

Denn ohne einen Anspruch auf "Hartz IV" oder wenigstens Wohngeld oder Kinderzuschlag erhält die Familie auch keine Förderung nach dem Bildungs- und Teilhabepaket. Und das macht sich bei Familie P. schmerzlich bemerkbar: Allein die Ausgaben für zwei fußballbegeisterte Söhne reißen jeweils, wenn sie überhaupt zu schultern sind, Riesenlöcher ins Budget. Auch die anderen Kinder sind auf die Hilfen für Mitgliedschaften in Vereinen oder auch Fahrten zu Fördereinrichtungen angewiesen.

"Ich bin aber schon froh und glücklich, wenn alle gesund sind", so der Vater. Vielleicht auch, weil er selbst genau das über Monate hin nicht gewesen und damit als quasi ausgefallen war. Hauptgrund: der Alkohol. "Irgendwann war alles zu viel für mich, die finanziellen Probleme, die Sorge um die Kinder, der Alltag", versucht er, sein Abgleiten in die Sucht begreiflich zu machen. Zum Glück konnte er selbst rechtzeitig die Notbremse ziehen. Über einen Fachdienst und unterstützt vom Arbeitgeber, absolvierte er eine Therapie samt Reha - und ist seither trocken geblieben. Dass in der Zwischenzeit die Mutter alle Belastungen allein zu tragen hatte, brachte nun sie - obwohl sie selbst mit vielen Geschwistern groß geworden ist - an den Rand ihrer Kräfte.

"Nicht krankmachen"

"Ich habe schließlich eine Verantwortung, der stelle ich mich", meinte der Vater heute. "Ich will wieder Ordnung in die Familie bringen und kann zwar nicht alles bieten, aber auch nicht einfach krankmachen", sagt er.

Hohle Worte? "Nein", versichert die Sozialpädagogin vom Jugendamt Fürth, die seit der Krise die Familie begleitet und die sie nun, vor dem Winter, der Weihnachtsaktion ans Herz gelegt hat.

Weil die Weihnachtsaktion das Kindeswohl in den Blick rückt, enthält sie sich der Diskussion um den von Lesern nicht selten kritisch kommentierten überreichen Kindersegen. Sie bittet einfach all jene um einen Beitrag, die eben auch in solchen Situationen zur Hilfe bereit sind. 



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