Fall 7: Mutter setzte alle Kinder vor die Tür

17.11.2018, 08:41 Uhr

Auch in "besseren Vierteln" kann sich hinter schmucken Fassaden nackte Not verbergen. Dass Roland W. mit seinen Kindern im Alter zwischen zweieinhalb und 16 Jahren trotz "Hartz IV" ein Häuschen mieten kann, ist seinem verständigen Vermieter zu verdanken – und dem Umstand, dass das Jobcenter einer sechsköpfigen Familie mehr Platz zubilligt.

Allerdings musste sie kürzlich wochenlang ohne Strom auskommen. Zum Glück war das noch vor Beginn der kalten Jahreszeit, denn auch die Heizungssteuerung in dem Haus braucht Strom. Der Vater behalf sich mit von Batterien gespeisten Lichterketten und mit einem Gaskocher. Sogar fernsehen konnte die Familie einmal am Tag – über den Laptop von einem der Kinder, die das Gerät außer Haus aufladen konnten. "Eigentlich hatte das auch sein Gutes: Wir haben viel zusammen gemacht und gespielt", meint der Vater. Und die Fähigkeit, auch der Not noch etwas abzugewinnen, scheint seine Zuversicht zu rechtfertigen, wenn er sagt: "Wir schaffen das, wenn auch auf vielleicht etwas unorthodoxe Weise."

Denn natürlich musste sich der 45- Jährige in seine neue Aufgabe erst hineinfinden. "Ich war früher viel und weit unterwegs", erläutert der gelernte Kraftfahrer. Immerhin: Gekocht hat er auch früher schon gerne – und so bringt er auch jetzt jeden Tag nicht etwa Fertiggerichte, sondern selbst Zubereitetes auf den Tisch.

Wie aber war es zur Stromsperre und dem "Absturz" auf Hartz IV gekommen? Bei der Trennung der Eltern war zunächst Roland W. ausgezogen. Die psychisch labile Mutter aber war offenkundig überfordert: "Eines Tages, mitten im Winter, hat sie uns alle, auch die Allerjüngsten, buchstäblich vor die Tür gesetzt", erzählt der älteste Sohn, der inzwischen eine Ausbildung begonnen hat.

Die Zuspitzung führte dazu, dass die Kinder Zuflucht bei der Polizei fanden, wo sie der Vater abholte – dem umgehend das Sorgerecht zugesprochen wurde. In ihrer Verwirrung hatte es die Mutter über Monate hinweg versäumt, die Stromabschläge zu bezahlen – und als der Vater mit den Kindern nach langem Hin und Her in die frühere Wohnung zurückkehrte, fehlten ihm die Mittel, um die drohende Sperre noch abzuwenden.

Um sich voll auf die Betreuung seiner Kinder zu konzentrieren – vor allem die zwei Jüngsten benötigen besondere Förderung in Form von diversen Therapien –, hat sich der Vater von seinem zum Glück entgegenkommenden Arbeitgeber freistellen lassen. Nun müssen er und die Kinder sich mit der Grundsicherung begnügen – und obendrein auf das 18 Monate alte Nesthäkchen verzichten, das einer Pflegefamilie anvertraut wurde.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

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