Farbbeutelanschlag auf AfD-Büro trifft Fahrschule

10.6.2018, 06:00 Uhr
Farbbeutelanschlag auf AfD-Büro trifft Fahrschule

© Alexander Brock

Der Angriff mit Farbbomben in der Nacht auf Donnerstag war zu viel. Dabei galt die Attacke gar nicht der Fahrschule VBI im Erdgeschoss des Gebäudes am Willy-Brandt-Platz 10. Sie richtete sich an die Alternative für Deutschland (AfD), die im vergangenen Januar hier einzog. Doch das Büro des Nürnberger AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Sichert liegt im dritten Stock. "Das hat nicht uns gegolten. Aber das wissen die Leute nicht, die an unserem verschmierten Fenster und der Hausfassade vorbeigehen", sagt Daniel Wiener vom VBI (Verkehrsbildungsinstitut).

Die Aktion gegen die Rechtspopulisten sei aber nur das i-Tüpfelchen gewesen. Seit Januar hat es bereits zwei Anti-AfD-Demos vor dem fünfstöckigen Haus gegeben. "Die Demonstranten haben vor unser Fenster ihre Banner gehalten", sagt er. Im Treppenhaus seien auch schon Firmenschilder demoliert und im Aufzug Wegweiser zur AfD weggekratzt worden.

Die Firma Sauer Immobilien, die das Gebäude verwaltet, hat die verschmierten Fenster der Fahrschule bereits reinigen lassen. "Jetzt brauchen wir nur noch einen Maler, der die Fassade streicht. Doch die Auftragsbücher der Handwerker sind voll, das geht nicht so schnell", sagt Sauer-Geschäftsführer Manfred Launicke auf Anfrage. Er legt Wert darauf, dass der Eigentümer des Hauses den Mietvertrag mit der AfD ausgehandelt hat, nicht sein Unternehmen. Wer der Eigentümer sei, darüber könne er aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft geben.

Die Fahrschule, die auch eine Vielzahl an Migranten ausbildet, kann sich mit dem neuen Mieter und den Folgen nicht anfreunden. "Mitmieter, die den Ärger förmlich anziehen, erschweren unseren Alltag unglaublich und schädigen unser Geschäft", sagt Wiener. Das bezieht er aber nicht nur auf Schmierereien, Zerstörungen und Demos, "die ein schlechtes Licht auf uns werfen". Es sei auch das Verhalten der AfD-Leute im Haus selbst, das Probleme bereite. "Zwei Mal ließ die Büroleitung einen Abschleppdienst rufen, weil wir kurzzeitig auf einem AfD-Stellplatz parkten." Beim ersten Mal habe der Abschleppdienst zusammen mit der Büroleitung dagestanden und einem der Fahrlehrer die Ausfahrt blockiert. Erst nach Bezahlung der entstandenen Kosten hätten sie den Weg freigegeben.

"Nicht nachvollziehbar"

Ist das Nötigung? Für Polizeisprecher Rainer Seebauer trifft dieser Tatbestand hier zu. "Da darf man nicht einfach das Fahrzeug blockieren. Man kann sich die Personalien geben lassen und das dann in Rechnung stellen", sagt er. Ob die überhaupt rechtens war, bezweifelt Seebauer, nachdem er erfahren hatte, dass beim ersten Mal noch gar kein entsprechendes Schild am Stellplatz montiert gewesen sein soll, das auf die Folgen eines widerrechtlichen Parkens hinwies. Als sich abermals ein Fahrlehrer kurzzeitig auf den Parkplatz stellte, war das Fahrschulauto innerhalb von 45 Minuten weg, vom Abschleppdienst abgeholt, so Wiener. "Unserer Ansicht nach hätte man als neuer Mieter auch einfach kurz zu uns ins Büro kommen können. Ein Umparken des Autos wäre sofort geschehen."

Auf schriftliche Anfrage meldete sich AfD-Organisator Wolfgang Maison aus München. Auch er kann das Verhalten seiner Parteikollegen nicht nachvollziehen. "Das ist unschön. Man kann doch einfach drei Etagen tiefer gehen und mit den Leuten sprechen - so würde ich das regeln", sagt er. Er wolle möglichst bald ein Gespräch mit der Fahrschule anregen.

Anm. d. Red.: Wir haben das Wort Linksautonome aus dem Artikel gestrichen.

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