Fasching über den Wolken: Nürnberger Luftflotte hebt ab

25.1.2015, 19:40 Uhr
Zahlen mussten die hübschen Prinzessinnen für den Flug nichts.

© Michael Matejka Zahlen mussten die hübschen Prinzessinnen für den Flug nichts.

Jeder andere würde wohl anfangen zu maulen. Zwanzig Minuten steht der Bus bereits und wartet Richtung Vorfeld auf dem Nürnberger Flughafen. Nichts passiert, während sich vor den Fenstern die Wolken zusammengezogen haben und die Maschine wartet. Narren sind anders, sie maulen nicht. Narren stimmen ein Ständchen an, klatschen in die Hände und haben dabei eine Mordsgaudi. Die Gardemädchen wippen ihre blondperückten Köpfe und das Warten ist egal.

Kein Wunder, dass es so lange dauert. Denn das Sicherheitspersonal hat alle Hände voll mit all den mit Orden behängten Herrschaften zu tun. Die Metallsensoren hören gar nicht mit dem Piepen auf. Dazwischen erinnert das Klimpern der zahlreichen Orden an einen Almabtrieb, während Klaus Huber zwischen Sicherheitsleuten und Bus hin und her wirbelt. Wer schon durch ist, der soll auch in den Bus. Klar, bei der Kälte.

Nicht nur aus der Region

Der 1. Vorsitzende hat alle Hände voll zu tun an diesem Tag. Selbst beim Check-In der Hoheiten war er dabei, damit alles wie am Schnürchen läuft. Denn der Andrang ist groß, die Faschingsaristokratie kommt gerne. 28 Paare aus Franken, aber auch aus Schwaben, der Oberpfalz und aus Niedersachsen sind der doch ungewöhnlichen Einladung des Faschingsvereins gefolgt: für einen Rundflug über Franken. „Die Luftflotte geht ja auf den Fliegerclub und Piloten zurück, da war es logisch, dass man auch fliegt“, sagt Huber, der natürlich selbst auch fliegt. Die Anfänge waren bescheiden. Denn der Flug fand zunächst mit einer zweisitzigen Maschine statt - mit Platz für den Piloten und eine Hoheit. Also musste zweimal abgehoben werden.

Im Jahr 2015 finden 70 Menschen in der kleinen Propellermaschine Platz, um sich ihr jeweiliges Königreich einmal von oben anzusehen, wie Huber das Geschenk an die anderen Narren erklärt. Sponsor sei dank, der die Maschine zur Verfügung stellt, müssen die Prinzen und hübschen Prinzessinnen für ihren Flug nichts zahlen.

"Laura I. von den Bamberger Zwiebeltretern“ und ihr Prinzgemahl „Prinz Robin I. aus dem Steigerwald“ von den Heroldsbacher Narren haben unterdessen ganz anderes im Kopf und in den Knochen. Sie kämpfen gegen die Erschöpfung. „Unsere Prunksitzung hat bis heute morgen um vier gedauert. Ich bin total müde“, sagt sie mit ihrem Strauß aus weißen Kunststoffrosen in der Hand, während ihr Gatte müde lächelt. Angst vor dem Flug habe sie keine, wie sie sagt. Nur Respekt. Dennoch bleibt auch sie tapfer, während des Fluges, bei dem freilich Präsident Jörg Philips das Vorrecht hat, übers Bord-Mikro von Prinzenrollen zu kalauern, die der Pilot gleich hinlegen wird, und über nicht Tüv-geprüfte Rettungsjacken und fehlende Sauerstoffmasken.

Holprige Reise

Vielleicht sind die Späßchen über die Sicherheit ja daran schuld, dass die Stimmung während des Fluges zwar gut, aber verhalten ausgelassen bleibt - abgesehen von dem gemeinsamen Schmettern der Flieger-Hymne „Über den Wolken“ und ein bisschen Herumalbern in der engen Maschine. Denn das Wetter macht den Flug dann doch etwas holprig.

Der jüngste Prinz an Bord, Leon I., vom Kinderprinzenpaar der Stadt Nürnberg, macht das einzig Richtige: er konzentriert sich auf die Wolken vor dem Fenster. Aber auch die Hoheiten aus Bad Windsheim lassen die trübe Suppe nicht aus dem Blick - Hand in Hand. Aber auch das deutlich ältere Prinzenpaar aus Mitteleschenbach sucht Halt beieinander: Aufmunternd tätschelt Thomas I. seiner Martina I. die Hand.

Nach 45 Minuten Flug, ein paar Sonnenstrahlen über den Wolken und bei 500 Stundenkilometern landet die kleine Maschine wieder sicher auf dem Boden - und die Narren bei ihrem jeweiligen Hofstaat. Der musste lange ausharren. Denn fliegen durften eben nur die Prinzenpaare und eine Eiskönigin, die aus Augsburg in großer Robe angereist war. Zum Glück gab es in der kleinen Wartehalle „Schatzi schenk mir ein Foto“ aus dem Lautsprecher und die selbst belegten leckeren Brötchen der „Kratzbärscht’n“, die zur Luftflotte gehören. Die hielten über Stunden stehend die Stellung - gut gelaunt. Nächstes Jahr freilich wieder. Denn dann gehen die Narren zum 60. Mal in die Luft. Na dann: Flieger aha!

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