FCN treibt an: 20 XXL-Fans specken gemeinsam ab

27.3.2017, 05:57 Uhr
Die (XX)XL-Fans des 1. FC Nürnberg kommen in Schwung und sind wild entschlossen. Mittendrin: NN-Redakteur Timo Schickler.

© Eduard Weigert Die (XX)XL-Fans des 1. FC Nürnberg kommen in Schwung und sind wild entschlossen. Mittendrin: NN-Redakteur Timo Schickler.

Den Weg kennen wir alle. Etliche, fast unzählige Male ist jeder von uns hier entlanggegangen, über die Valznerweiher- in die Hans-Kalb-Straße. Wahrscheinlich hätte man uns auch die Augen verbinden können, wir hätten den Weg trotzdem gefunden: vom Club-Gelände zum Stadion. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich — auch blind — genau gewusst hätte, wo ich anhalten muss, um mich auf dem Weg zum (künftigen Max-Morlock-)Stadion mit einem Wegbier und Drei im Weggla zu versorgen.

An diesem Mittwochabend fällt das aus. Und wir gehen auch zu keinem Spiel. Wir gehen — das allein ist heute unser Ziel. Und wie wir ins Rollen kommen (angesichts der zahlreichen 3XL-Trikots, die vorher ausgeteilt werden, darf man das so schreiben): Statt direkt zum Stadion geht es zügig die Zeppelinstraße entlang Richtung Dutzendteich und von dort einmal rund ums Zeppelinfeld.

3968 Schritte

Zwischendrin wartet die erste Hürde. Von der Gaststätte Bahnhof Dutzendteich weht uns ein unverschämter Schnitzelgeruch entgegen. "Ist doch nur ranziges Fett", gibt einer den Motivator. Die prompte Antwort: "Na und?"

Und doch: Wir gehen weiter, später wird aus dem Gehen ein leichtes Joggen. 3968 Schritte zeigt mein Pedometer (Schrittzähler) am Ende an. Für Menschen, die sportlich sind, ein kleiner Schritt — für unsere Abspeck-Gruppe ein großer. Das wird klar, als wir wieder am Valznerweiher ankommen. Dort wendet sich Klaus an alle: "Jungs, ohne euch wäre ich am ersten Imbiss (Stuhlfauth-Stuben am Club-Gelände) stehen geblieben. Danke."

"Da darf ich nie mehr hin."

Erste Schritte — das steht als Thema für heute in unserem Übungsbuch. Das gilt nicht nur für die Stadion-Runde. Wir machen auch die ersten Schritte aufeinander zu. Der Auftakt wird zur Selbsthilfegruppe für (leicht) Übergewichtige. Trainer Thomas Brunner will unsere Diät-Erfahrungen hören, einige sind ganz offen. "Seit der Bundeswehr werde ich nur noch mehr", sagt Lemmy.

Mit Diäten und Verzicht seien mal zehn, auch mal 15 Kilo weg gewesen, "aber das kam alles wieder — und noch viel mehr obendrauf". Lemmy spricht mir aus der Seele. Jojo spielen ist unser gemeinsames Hobby. Nur dass die Jojo-Metapher gar nicht trifft, weil das Jojo eigentlich auf der Höhe ankommt, bei der es gestartet ist. Ich wachse nach Diäten aber ja, wie Lemmy, über mich hinaus. Seine Rede packt mich mit, genauso die von Klaus, der so ehrlich und deutlich sagt: "Mir schmeckt es eben bei McDonald’s — und wenn von Ernährungsumstellung die Rede ist, habe ich schon Angst: Da darf ich nie mehr hin."

Fünf bis zehn Prozent Gewichtsverlust

Doch die Sorge nimmt ihm Thomas Brunner: "Geh hin — aber iss weniger. Lass die Mayo weg, das Ketchup, die Pommes." Brunner will uns antreiben, vor allem zu mehr Bewegung. Aber nicht nur einmal die Woche, sondern öfter. Heute machen wir nur unsere ersten Schritte — an die Fettpolster aber haben sich unsere Körper noch nicht rangemacht, sondern vielleicht gerade mal an die Eiweißpölsterchen. Zwei Dinge werden mir schon jetzt klar: Mit der Selbstkasteiung, die ich bei Diäten betrieben habe, muss Schluss sein (zumal der Körper beim Hungern zum Schutz erst recht Fettspeicher anlegt, erklärt Tom Brunner). Und: Zum ersten Mal fühle ich mich bei einer Diät nicht allein. Sondern als Teil eines Teams, das meine Probleme kennt.

Ein Ziel haben wir: Fünf bis zehn Prozent Gewichtsverlust in zwölf Wochen gibt Thomas Brunner vor. Aber eigentlich will ich mehr. Ausgerechnet der aktuelle Club-Trainer Michael Köllner bremst mich. Der ist auf Stippvisite bei seinen "dicksten Fans". Zumindest sind sie das, nachdem der Oberpfälzer wieder weg ist. Sein Auftritt kommt an — und sein Rat an alle: "Steckt euch realistische Ziele, nehmt euch nicht zu viel vor." Respekt zollt uns der Trainer auch.

Es gehöre viel dazu, sich für so einen Neustart zu entscheiden, "wir versuchen das ja auch gerade. Ich werde mein Bestes dafür geben, dass wir das schaffen." Wir auch! Jungs, da geht richtig was.

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