Feiert das Nürnberger Rio-Kino ein Comeback?

30.5.2016, 05:56 Uhr
Feiert das Nürnberger Rio-Kino ein Comeback?

© Sabine Göb

Damals gingen die Eigentümer noch von einer schnellen Wiedereröffnung schon nach wenigen Monaten aus. Doch offensichtlich gab es Probleme, der Denkmalschutz stoppte die Renovierung, außer verhängten Fenstern und blauen Müllsäcken im Foyer war lange nichts zu sehen.

Nach NZ-Informationen könnte noch in diesem Jahr der Betrieb des kleinen Programmkinos wieder anfangen. Das zumindest hofft Franz Ach, dessen Familie das Gebäude gehört. Für die kleinen Kinos war es in Zeiten der großen Multiplex-Paläste immer schwerer geworden, auch technisch Schritt zu halten. "Es gibt noch keinen Termin, aber wichtig ist uns, dass das Haus so erhalten bleibt, wie es war."

Das ganze Haus steht unter Denkmalschutz

Das sieht auch der Denkmalschutz so – und verhängte im Herbst einen Baustopp. "Der neue Pächter wollte das Foyer verändern", erklärt Doris Kempfer, stellvertretende Leiterin der Bauordnungsbehörde und daher für den Denkmalschutz zuständig."Das ganze Haus steht unter Denkmalschutz, es hat ein authentisches Foyer mit geschwungener Treppe, Sgraffito und mosaizierten Stützen, so steht es in der Liste." Für Nicht-Fachleute: spezielle Wandgestaltung und Mosaiksteinchen an den Säulen.

Nach etlichen Gesprächen mit den neuen Pächtern wurde inzwischen ein Restaurator eingeschaltet und eine Lösung gefunden. Auch ein Bauantrag auf Einbau einer Zuschauertribüne sowie neuer Bestuhlung wird vom Denkmalschutz als eher unproblematisch angesehen und könnte in Kürze genehmigt werden. "Der neue Pächter will eine digitale Anlage einbauen sowie Dolby-Surround-System", freut sich Franz Ach. Erbaut wurde das Rio in den Jahren 1955/56 von Hans Huthöfer, Bauherr war der Großvater von Franz Ach. Der neu eröffnete "Rio-Palast" machte damals seinem bombastischen Namen alle Ehre. Die Nürnberger beeindruckte vor allem das drei Etagen hohe Foyer, beherrscht von einer elegant geschwungenen Freitreppe und einem farbigen Flachrelief der Bildhauerin Gertrud Kunstmann (1927-1994), die in jenen Tagen zu den gesuchtesten Künstlerinnen in der Region gehörte.

Staunen erregten auch die elfeinhalb Mal vier Meter große Projektionsleinwand, die "Sechzehn-Effektlautsprecher" und das allergrößte technische Wunderwerk: die "vollautomatische Klimaanlage". Damals setzte das Rio Standards.

Auf einer Kino-Webseite wird von der Eröffnung berichtet: "Ein Volltreffer ist die Festvorstellung zu Eröffnung am 25. Dezember 1955 um 21 Uhr. Gezeigt wird der Breitwandfilm ,Ihr Leibregiment‘, der erst drei Tage vorher in Hannover Premiere hatte. Der Streifen ist ein Produkt ganz nach dem Geschmack des breiten Publikums, erzählt wird eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte im hochadeligen Milieu." Im Rahmen der Film- und Fernsehförderung der bayerischen Staatsregierung erhielt das "Rio" seit 1993 alljährlich eine Prämie „für ein qualitativ herausragendes Jahres-Filmprogramm“. "Das Rio gehört zum Stadtbild", betont auch der 35-jährige Franz Ach. "Ich bin schon im Alter von einem halben Jahr auf dem Schoß der Kassiererin dort gesessen, da hängen ganz viele Emotionen dran!"

Das Konzept sieht vor, das Filmtheater künftig auf türkischsprachige und andere ausländische Independent-Filme auszurichten. Daneben soll aber wie bisher deutschsprachiges Arthouse-Kino laufen, auch private Veranstaltungen sollen möglich bleiben.

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