Felßner will NHTC-Kolleginnen Aggressivität beibringen

16.9.2014, 12:32 Uhr
Felßner will NHTC-Kolleginnen Aggressivität beibringen

© Foto: Zink/MaWi

Wer wissen wollte, welches Team an diesem frühherbstlichen Nachmittag gewonnen hatte, der musste sich nur die Körpersprache von Nürnbergs Julia Felßner anschauen. Felßner war die erste, die an der Seitenlinie frustriert ihren Hockeyschläger auf den Boden warf, sie war die erste, die sich aus ihrem verschwitzten Trikot quälte und als die Kolleginnen noch das Spiel gegen Leipzig diskutierten, das soeben zu Ende gegangen war, hatte Felßner bereits mit dem Auslaufen begonnen.

Felßner ist 27 Jahre alt und damit in einer Mannschaft, deren Altersdurchschnitt gerade mal bei 19 liegt, automatisch Führungsspielerin. Eine Rolle, der sie sich auch bewusst ist, obwohl sie die komplette Rückrunde der vergangenen Spielzeit ausgesetzt hatte und eigentlich selbst erst wieder ihre Rolle im Team finden muss. Die Auszeit hatte sie sich genommen, um im Beruf voranzukommen. Jetzt nachdem dort alles geregelt ist, hat sie auch wieder Zeit, um ordentlich zu trainieren und zu spielen. „Ich mag keine halben Sachen“, sagt sie über den Kompromiss, den sie nicht eingehen wollte.

"Ganz oder gar nicht"

Also hat sie eine Pause eingelegt. Eine Pause, in der sie doch recht bald festgestellt hat, dass ihr etwas fehlt. Deshalb ist sie jetzt zurück auf dem Kunstrasen, sie will sich noch einmal messen in der zweiten Bundesliga. „Entweder ganz oder gar nicht.“

Ganz oder gar nicht – so ließ sich auch ganz gut die Leistung zusammenfassen, die die Hockeyspielerinnen des NHTC am Samstag gegen den ATV Leipzig zeigten. In der ersten Halbzeit hatten sie sich eine 2:0-Führung erkämpft, in der zweiten verschenkten sie diese wieder und verloren sogar noch mit 2:3. „Uns hat plötzlich der Biss gefehlt“, sagte Felßner hinterher über die zweite Hälfte. Gerade den jüngeren Spielerinnen fehle manchmal noch die nötige Aggressivität auf dem Platz, meinte die 27-Jährige, die aber auch mit ihrer eigenen Leistung haderte.

Am Tag darauf hatte sich ihre Laune wieder etwas aufgehellt. Diesmal behielt das Team beim 1:1 gegen den SC Charlottenburg immerhin einen Punkt an der Siedlerstraße und Felßner erzielte sogar den Führungstreffer. Dass sie aber auch diesmal wieder eine Führung verspielten, dürfte ihr nicht gefallen haben. „An der Athletik liegt es nicht“, meint sie, in der Vorbereitung hätten alle gut trainiert.

"Liebe Grüße aus Andalusien"

Das kann auch Trainerin Claudia Mack bestätigen. Inzwischen benutzt das Team das gleiche Programm wie die männlichen Vereinskollegen. Per Handy halten sich die Spielerinnen auf dem Laufenden, wer wie oft joggen geht, selbst im Urlaub waren sie fleißig. „Liebe Grüße aus Andalusien, mehr als 45 Minuten schaffe ich heute nicht, es hat 34 Grad“, stand in einer E-Mail, die Mack während der Vorbereitung bekam.

Wahrscheinlich, mutmaßt die Trainerin, ist die schwache Ausbeute am ersten Spieltag eher darauf zurückzuführen, dass die Mannschaft noch nicht so gut eingespielt ist. Umso wichtiger wird es nun sein, dass erfahrene Spielerinnen wie Katharina Köhler, die sich gegen Charlottenburg an der Hand verletzte, oder eben Julia Felßner Ruhe reinbringen. „Wir dürfen nach einem Gegentor nicht hektisch werden“, sagte Felßner. Am Samstag haben sie nun die Gelegenheit, es in Frankfurt besser zu machen.

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