Fett tappt tief ins Fettnäpfchen

24.1.2008, 00:00 Uhr
Fett tappt tief ins Fettnäpfchen

© Hippel

Die Tierversuchsgegnerin hatte in ihrer E-Mail an alle Nürnberger Kommunalpolitiker akribisch genau Argumente gegen die Haltung von Delfinen und Eisbären in Zoos angeführt. «Ich bezeichne diese unvorstellbare Qual als blanken Terrorismus in Vollendung, welchen Sie, die politisch Verantwortlichen in Nürnberg, an diesen wunderbaren Tieren mutwillig und bewusst verüben, wenn Sie weiterhin an Delfinarien festhalten wollten», meinte Karwatzki. Die Tierschützerin appellierte abschließend an die hiesigen Mandatsträger, sich dies durch den Kopf gehen zu lassen und einzusehen, «dass Ihr politischer Weg ein sehr unguter und äußerst unglaubwürdiger Weg ist, mit dem Sie . . . Ihren Bürgern einen Bärendienst erweisen.»

Das Schreiben brachte Fett dermaßen auf die Palme, dass er knapp und bärbeißig antwortete: «Werte Frau Karwatz, bitte wählen Sie mich nicht. Jemand, der so desinformiert und so einseitig orientiert ist wie Sie, sollte nicht zu meinem Wählerklientel gehören. Wenn wir jedes Tier in der Natur vor Haien, vor den Eisbärenmamas schützen wollten, hätten wir viel zu tun. Ich hoffe, Sie sind Vegetarierin - aber dann tun Ihnen wahrscheinlich die Zwiebeln beim Schneiden leid. In der Hoffnung, dass Sie in Zukunft etwas mehr zugunsten der Menschen denken. Bernd Fett»

Ganz abgesehen davon, dass die Essenerin gar nicht bei der Nürnberger Kommunalwahl ihr Kreuzchen machen darf: Das Schreiben hätte Fett besser nicht abgeschickt. Der 49-Jährige wie auch die CSU-Stadtratsfraktion wurden nun erst recht mit geharnischten Protesten eingedeckt. Sogar bei Ministerpräsident Günther Beckstein wollten sich empörte Tierschützer beschweren.

In den Antworten bekam der kernige Kreishandwerksmeister ebenfalls sein Fett ab: «Sie, Herr Fett, leiden offenbar auch unter Aggressionen und der Psychose, vom Wähler und Steuerzahler mit Anliegen belästigt zu werden», schreibt beispielsweise Ulrich Dittmann vom «Arbeitskreis Tierschutz» und fährt fort: «Schlicht lebensverachtend ist Ihre Einstellung gegenüber den Tieren. Politisch wurstig, dilettantisch und bürgerverachtend Ihr Verhalten als ,Volksvertreter‘ - typisch abgehoben im politischen Elfenbein thronend. Ein Musterexemplar des Politikers, der emsig bemüht ist, die Politikverdrossenheit in Deutschland tüchtig anzukurbeln.»

Abschließend gibt Dittmann dem CSU-Stadtrat noch als «tröstliche Feststellung» mit: «Niemand ist unnütz, jeder ist wertvoll, auch Sie - und sei es nur, um als schlechtes Beispiel zu dienen.» Fett verteidigt sich, dass ihn die vielen, oftmals gleichlautenden Massen-E-Mails nur noch genervt hatten.

Dagegen versucht Fraktionsgeschäftsführer Tobias Schmidt diplomatisch, die Wogen zu glätten: Er wolle Fetts Stil nicht verteidigen, nur um Verständnis werben, dass einem gestandenen Volksvertreter auch einmal der Kragen platzen könne. «Sollten Sie oder andere sich dadurch verletzt fühlen, darf ich darüber namens der CSU mein Bedauern ausdrücken», erklärt Schmidt höflich in seiner Antwort an einen erbosten E-Mail-Schreiber. So gehts also auch, doch ob es jetzt noch etwas hilft?