Flüchtlinge erlebten sorgenfreie Stunden beim FCN

3.11.2014, 05:58 Uhr
Flüchtlinge erlebten sorgenfreie Stunden beim FCN

© Foto: Zink

Wenn Integration nur immer so einfach wäre: Das Spiel hat noch nicht begonnen, aus den Lautsprechern dröhnt die Club-Hymne, das nicht ganz kitschfreie Lied vom „Fels in wilder Brandung“, da wissen Ahmed und Omar in Block 29 genau, was sie zu tun haben. Die beiden Syrer erheben sich von ihren roten Plastikschalen-Sitzen und nehmen Fan-Haltung an. Nur zum Mitsingen reicht’s noch nicht ganz.

Die jungen Männer, 23 beziehungsweise 32 Jahre alt, sind dem blutigen Bürgerkrieg in ihrer Heimat entflohen. In einer Asylbewerberunterkunft in Schwabach hoffen sie auf die Chance, sich eine Existenz in Frieden und Freiheit aufbauen zu dürfen. Ihr Leben ist derzeit vor allem banges Warten, begleitet von der Sorge um die in der Heimat zurückgebliebenen Verwandten und Freunde.

Am Samstagnachmittag tritt alles Bangen und Sich-Sorgen für ein paar Stunden in den Hintergrund. Möglich macht das ausgerechnet der Club, der ja ansonsten zurzeit eher ein großer Lehrmeister in Sachen Bangemachen ist. Ahmed und Omar haben keinen Moment gezögert, als ihnen in ihrer Schwabacher Unterkunft Freikarten für das Spiel gegen St. Pauli angeboten wurden. Ob sie Fußball mögen? Was für eine Frage. „We love football.“ Und den Club? Ja, den kennen und mögen sie auch, versichern die beiden Syrer. Sie sind höfliche Menschen.

Nicht alle Plätze waren besetzt

Längst nicht alle der 3500 Plätze, die der Verein im auch ansonsten nicht ausverkauften Stadion für Flüchtlinge bereitgehalten hatte, sind am Ende wirklich besetzt. Manchen mag die Anfahrt zu kompliziert gewesen sein, andere haben den Kopf nicht frei für Unterhaltungsprogramm. Und dass draußen, vor dem Stadion einige junge Flüchtlinge den Versuch unternahmen, die Freikarten zu Geld zu machen, um sie am Ende großzügig an andere Interessenten zu verschenken, verstand zwar nicht jeder, doch zum Skandal taugt das nicht.

Amelie Strauß, bei der Regierung von Mittelfranken für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig, fand es eine „Super-Aktion vom Club“. Eine, die gerne Nachahmer finden dürfe. Bei aller Hilfsbereitschaft sind Angebote, die etwas Abwechslung und Ablenkung ins triste Flüchtlingsleben bringen, doch eher selten.

Am Ende der wenig glanzvollen Club-Vorstellung steht es 2:2. Ahmed und Omar klatschen Beifall und strahlen. Sie sind deutlich zufriedener als die meisten einheimischen Fans.

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