Flüchtlingsheim in Mögeldorf: Anwohner haben Bedenken

20.12.2015, 06:00 Uhr
Flüchtlingsheim in Mögeldorf: Anwohner haben Bedenken

© Stefan Hippel

Über 100 Mögeldorfer haben sich in den Raum der Vereinsgaststätte „Zum Stamos“ gezwängt, viele wohnen der rund zweistündigen Diskussion im Stehen bei. Bereits vor Beginn der Veranstaltung wird unter den Zuhörern eifrig diskutiert. Sätze wie „Wir können sowieso nichts mehr abwenden, es ist alles entschieden“ oder „Jeder weiß mehr als wir“, schwirren durch den Raum. Eine direkte Anwohnerin klagt: „Nächstes Jahr ist es mit der Ruhe vorbei. Mein Mann ist krank, wir werden dann wohl ausziehen.“

Frank Schmidt vom Jugendamt, der das Vorhaben betreut, sagt, dass in der Unterkunft bereits Mitte Januar 15 junge Männer einziehen, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Nürnberg gekommen sind, und dort eineinhalb bis zwei Jahre bleiben. „In dieser Zeit werden sie eine Schule oder die Ausbildungswerkstätten der Noa besuchen oder eine Lehre absolvieren“, fährt er fort.

Ängste und Sorgen der Anwohner

Die Stimmung ist aufgeheizt, die Luft stickig. Mit rund 30 Beiträgen kommen die Anwohner zu Wort. Die wenigsten äußern konkrete Fragen, vielmehr bringen sie ihre Ängste und Sorgen zum Ausdruck. Dabei stellen die meisten nicht die Flüchtlingsunterkunft infrage, sondern die Anzahl der Bewohner. Es geht um „Verhältnismäßigkeit“, so ein Mögeldorfer. Auch Uwe Werner, direkter Anwohner und Präsident der SpVgg Mögeldorf 2000, kritisiert: „Man kann kein Männerwohnheim in ein reines Wohngebiet implantieren und 35 Menschen in ein Gebäude pferchen, in dem vorher maximal sieben Personen gewohnt haben.“

Viele applaudieren, als Irmela Mies vom Pfarrgemeinderat St. Karl Borromäus sagt: „Wir heißen diese jungen Flüchtlinge herzlich willkommen!“ Es folgen Kritik an der Informationspolitik der Stadt, Befürchtungen in puncto Lärm und Sachbeschädigung werden laut. Ein besorgter Vater fragt: „Wie stellen Sie sicher, dass sich unter den jungen Männern kein Extremist befindet?“

Nach fast zwei Stunden wird die Veranstaltung mit Blick auf die Uhr abgebrochen. Schmidt, der die Größe des Gebäudes mit rund 400 Quadratmetern angibt, sagt im Nachklang: „Wir halten an der Nutzungsplanung fest.“ Er werde die Entwicklung der neuen Einrichtung im Blick behalten und gehe davon aus, dass die Stadt - gemeinsam mit dem neuen Helferkreis - die schwierige Situation meistern werde.

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