Frankens Muslime feiern das Ende des Ramadan

24.6.2017, 05:56 Uhr
Die Ehrenamtlichen von Medina tischen den Obdachlosen in der Wärmestube schon tagsüber auf.

© Foto: Medina e.V., Volkan Altunordu Die Ehrenamtlichen von Medina tischen den Obdachlosen in der Wärmestube schon tagsüber auf.

Immer schneller lässt Kiymet Esgin ihre große Schöpfkelle in die dampfende Linsensuppe vor ihr sinken. Beinahe im Sekundentakt füllt sie damit einen Teller nach dem anderen, doch trotzdem wird die Menschenmenge vor der Essensausgabe in der Wärmestube der Stadtmission immer größer - und unruhiger. "Legt bitte einen Zahn zu", ruft Mustafa Koçak, der ebenso wenig obdachlos ist wie die anderen Männer und Frauen vom Verein Begegnungsstube Medina, die auf die vollen Suppenteller warten.

Dabei ist das Menü aus Linsensuppe, Chili und Rahmgeschnetzeltem mit Reis, flankiert von Salat und Fladenbrot gar nicht für sie. Als praktizierende Muslime dürfen sie im Fastenmonat Ramadan, dessen Ende heuer am Sonntag gefeiert wird, ohnehin tagsüber nichts essen und trinken. Es ist für Obdachlose wie Marek M. (Name geändert). Was ihm und vielen anderen am meisten "schmeckt": "Das Besteck, das Brot, das Essen - die bringen einem alles an den Tisch", schwärmt er. "Wir wollen diesen Menschen eben auch eine Wertschätzung entgegenbringen, die sie so vielleicht nicht jeden Tag erfahren", sagt Mustafa Koçak.

Menschen zusammenbringen

Für Medina-Sprecher Ali-Nihat Koç entspricht die Aktion in der Wärmestube, die seit 15 Jahren stattfindet, ganz dem Geist des Ramadan. Schließlich gehe es beim Fasten nicht darum, sich durch Verzicht auf Essen und Trinken zu quälen. Es soll die Gläubigen vielmehr an jene erinnern, die weniger haben und die Muslime dazu animieren, mit ihnen zu teilen. Zudem soll das Essen nach Sonnenuntergang Menschen zusammenbringen. "Auch über Glaubensgrenzen hinweg", betont Koç. Dass das kein reines Lippenbekenntnis ist, zeigt nicht nur die Aktion in der Wärmestube, bei der mehr als 100 Obdachlose ungeachtet ihres Glaubens oder ihrer Herkunft bekocht wurden. "Vor zwei Tagen hatten wir auch Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde zu Gast beim Fastenbrechen."

Die Gebote des Zusammenkommens und des Teilens sind mit dem Ende des entbehrungsreichen Monats nicht vergessen. So wird Ali-Nihat Koç zwar ab Sonntag - wie Millionen Muslime weltweit - das Eid al-Fitr zum Ramadan-Ende mit Familie und Freunden feiern. An diejenigen, die dies nicht können, denkt er dabei aber trotzdem: In der Justizvollzugsanstalt an der Fürther Straße verteilt der Verein am zweiten Festtag süßes Gebäck für die Insassen. Lektion gelernt.

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