Fränkische Klinikclowns munterten Kinder im Iran auf

9.1.2019, 05:08 Uhr
Bleibende Eindrücke: Andreas Schock (vorn) und seine beiden Kolleginnen sorgten mit ihren Auftritten als Klinikclowns unter anderem in Kinderheimen und Behinderteneinrichtungen für Aufsehen. "Humor kennt keine Sprachbarrieren", sagt der Weißenburger.

© Foto: Walter Steffen Bleibende Eindrücke: Andreas Schock (vorn) und seine beiden Kolleginnen sorgten mit ihren Auftritten als Klinikclowns unter anderem in Kinderheimen und Behinderteneinrichtungen für Aufsehen. "Humor kennt keine Sprachbarrieren", sagt der Weißenburger.

Ein paar Berührungsängste gab es durchaus, und zwar wortwörtlich. Den kleinen, herzförmigen Luftballon, den Monika Single und Susie Wimmer ihrem Kollegen Andreas Schock auf heimischen Bühnen einfach mal eben aus der Hemdtasche ziehen, den angelten sie sich im Iran vorsichtshalber mit Hilfe eines Jonglierstabes heraus. Berührungen zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit sind in dem islamischen Land tabu, "deshalb", sagt Schock, "haben wir das auch auf der Bühne vermieden".

Auch als ein kleines Mädchen aus einer Schule für Straßenkinder seine Hand zum Abschied gegen die Fensterscheibe presste, zögerte der Weißenburger einen Moment, bevor er die Geste von der anderen Seite des Fensters aus erwiderte. Die Frage "Darf ich das?" schoss ihm nämlich auch da kurz durch den Kopf.

"Überall willkommen"

Doch von diesen flüchtigen Bedenken mal abgesehen, haben Schock und seine Kolleginnen bei ihrer Reise keinerlei Einschränkungen erlebt, im Gegenteil. "Wir waren überall willkommen", sagt die Nürnbergerin Monika Single, 33, und im Hauptberuf in der Flüchtlingshilfe der Johanniter aktiv. Das begann schon am Flughafen, wo ein Mitarbeiter der Meldebehörde nach den Plänen der Gruppe fragte und dem Team gutes Gelingen wünschte, und setzte sich fort bei den gemeinsamen Auftritten in Waisenhäusern, Kinderkrankenhäusern und psychiatrischen Kliniken.

Fränkische Klinikclowns munterten Kinder im Iran auf

© Walter Steffen

Zwei Wochen lang bereisten die deutschen Clowns das Land — und erlebten freundliche und offene Menschen, die ihnen mit Neugier begegneten. Sogar in einer Moschee habe das Trio spielen dürfen, sagt Schock, der auch da einen kurzen Moment lang verunsichert war. Ob die Musik, mit der die Clowns ihre Auftritte begleiten, an diesem Ort vielleicht unangemessen sei? War sie nicht, sie half im Gegenteil ebenso dabei, kulturelle Hürden zu überwinden, wie die paar persischen Vokabeln, die sich die Deutschen während ihrer Reise aneigneten. "Wir haben manchmal auf Farsi mitgezählt, um uns gegenseitig anzufeuern", so Schock. "Das kam natürlich besonders gut an."

Film hat am 17. Januar Premiere 

Doch viele Worte brauchten die Spaßmacher aus Bayern nicht. "Humor kennt keine Sprachbarrieren", so der 42-Jährige, der zum ersten Mal für die "Clowns ohne Grenzen" im Einsatz war. Normalerweise sammelt der dreifache Vater, der im Hauptberuf angehende Altenpfleger unterrichtet, bei seinen heimischen Auftritten als Klinikclown Geld für die Organisation, deren Mitglieder in die Krisengebiete der Welt reisen, um das Lachen zu denen zu bringen, die in ihrem Alltag gerade nicht viel Freude haben. Doch in den Iran flog er mit, weil ein männlicher Part für das Bühnenprogramm gesucht wurde. Und so riss er nicht nur an ungewöhnlichen Orten seine Witze, sondern wurde auch Teil des Kinofilms, mit dem Regisseur Walter Steffen die Arbeit der "Clowns ohne Grenzen" dokumentiert.

"Joy in Iran" heißt das Ergebnis, der Film hat am 17. Januar in etlichen deutschen Kinos Premiere und ist dann auch im Nürnberger Cinecittà zu sehen. Er begleitet "Hupp" alias Moni Single, "Happ" alias Susie
Wimmer und "Hepp" alias Schock bei ihrer Reise durch das Land, die das Trio auch in die Flüchtlingscamps an der Grenze zu Afghanistan führte, wo viele Familien schon in der dritten Generation in den Lagern leben. Das sei ihm sehr nahegegangen, sagt Schock. "Doch wir wollen die Welt nicht beurteilen, wir wollen sie bereichern und Begegnungen schaffen." Und das klappte überall, nach jeder Show suchten die Zuschauer den Kontakt, Selfies waren Pflicht. "Das war jedes Mal ein regelrechtes Bad in der Menge", so Single.

Ohnehin hatten die Clowns den Eindruck, dass ihr Besuch stets etwas ganz Besonderes war, "so wie hier früher, wenn der Zirkus in die Stadt kam". Zwar gibt es in Teheran ein eigenes Team von Klinikclowns, doch stehen dessen Mitglieder mit ihrer Arbeit noch am Anfang. Ein gemeinsamer Workshop stand deshalb ebenfalls auf dem Reiseprogramm. Und noch etwas bleibt vom Besuch aus Bayern hängen. Gastgeber Reza Abendini Sohi, der die Reise durch den Iran für das deutsche Team organisierte, war von der Arbeit der Clowns so begeistert, dass er am Ende selbst als Klinikclown mit auf der Bühne stand.

"Joy in Iran" ist ab 17. Januar im Cinecittà Nürnberg und im Kino-Center Weißenburg zu sehen. Zur Nürnberger Premiere kommen am 17. Januar um 20 Uhr Andreas Schock und Monika Single. Mehr Infos unter www.joy-in-iran.de

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