Fremdparker sorgen für Ärger am Rangierbahnhof

19.11.2017, 06:00 Uhr
Fremdparker sorgen für Ärger am Rangierbahnhof

© Foto: Michael Matejka

Für architekturbegeisterte Zeitgenossen gibt es im Rangierbahnhof-viertel einiges zu entdecken. So etwa die historische Eisenbahnersiedlung, deren ab 1907 errichtete, denkmalgeschützte Häuserzeilen an die Gartenstadt erinnern. Wer es moderner mag, kommt wiederum nur wenig weiter in der Parkwohnanlage Zollhaus auf seine Kosten. Das Ensemble aus Hochhäusern, kleineren vierstöckigen Bauten und Reihenhäusern, die sich um den Planetenring scharen, wirkt — obwohl in den 1950er Jahren erbaut — wie ein Denkmal des Fortschritts.

Nur eines findet man ungeachtet der architektonischen Epoche in keinem der beiden Bereiche der Rangierbahnhofsiedlung: Parkplätze. Der Grund liegt laut Lorenz Gradl auf der Hand: "Die Rangierbahnhofsiedlung ist während ihrer verschiedenen Entstehungsphasen nicht auf die Erschließung durch Kfz ausgelegt worden." Dennoch, so der SPD–Stadtrat, habe sich die Anzahl der Autos in der Siedlung in den vergangen Jahren sichtbar erhöht und werde absehbar auch weiter wachsen. Dass das Viertel durch die umliegenden Gleisanlagen der Bahn und die Münchener Straße nach außen "abgeriegelt" ist, lindert den Parkdruck auch nicht unbedingt.

Angespannte Lage

Laut Lorenz Gradl, der das Viertel wie seine Westentasche kennt, verschärfen jedoch zwei Faktoren die angespannte Lage zusätzlich: Zum einen Messebesucher, die das Gebiet zunehmend als kostenlose Alternative zu den kostenpflichtigen Parkplätzen jenseits der Münchener Straße nutzen. Und zum anderen Pendler, die ihr Auto nahe der Haltestelle Bauernfeindstraße abstellen und mit der U-Bahn weiter in die Stadt fahren.

Zur Lösung der Parkplatz-Problematik regt der SPD-Stadtrat eine Anwohner-Parkregelung an. Sinnvoll wäre diese seiner Ansicht nach vor allem in der Umgebung des U-Bahnhofs Bauernfeindstraße und der NürnbergMesse – also im Bereich Bauernfeindstraße und Sonnenstraße, Neptunweg und Saturnweg. In einem Antrag fordert Gradl die Verwaltung auf zu prüfen, ob die rechtlichen Voraussetzungen hierfür in der Rangierbahnhofsiedlung erfüllt werden.

Erste Versuche, die Fremdparker wenigstens zu Messezeiten mit Hilfe von Ordnern aus dem Viertel herauszuhalten, seien leider gescheitert, sagt Gradl. Dass sich die Messebesucher von den privaten Ordnungskräften nicht beeindrucken ließen, bestätigt auch Baureferent Daniel Ulrich. Das Problem: Der Einsatz solcher Ordner, die auch rund um Clubspiele oder das Volksfest zu sehen sind, werde zwar von der Stadt angeordnet. Mangels Befugnissen hätten sie allerdings "nur eine psychologische Wirkung". Die Einfahrt verbieten dürfen sie Autofahrern beispielsweise nicht. Allenfalls freundlich bitten, abzudrehen — und auf deren Einsicht hoffen.

"Wir haben ein Geiz-Problem"

Doch daran scheint es vielen Besuchern der zahlreichen Fachmessen zu fehlen. Denn an Parkplätzen rund um die Messehallen mangele es jedenfalls nicht, betont Ulrich. Man habe hier eindeutig ein "Geiz-Problem" sagt der Baureferent und beklagt: "Einige ,schlaue‘ Besucher parken lieber in der Siedlung gegenüber und laufen 20 Minuten, als ein paar Euro Parkgebühr an der Messe zu bezahlen."

Hoffnungen auf die Realisierung der von Gradl geforderten Anwohner-Parkzone kann und mag er zu diesem Zeitpunkt trotzdem noch niemandem machen. Der Katalog an Kriterien, die es zu erfüllen gilt, sei sehr umfangreich, sagt Daniel Ulrich. Zwei der drei Grundvoraussetzungen für eine entsprechende Zone lauten dabei: Die Mehrheit der Bewohner im Gebiet darf über keinen privaten Stellplatz verfügen. Zudem dürfen im Umkreis von 350 Metern keine größeren öffentlichen Parkflächen vorhanden sein.

Das Hauptkriterium ist natürlich, dass ein "erheblicher Parkdruck" besteht. "Dazu müssen wir genau zählen, wie viele öffentliche Stellplätze vor Ort zur Verfügung stehen, wie viele Autos dort tatsächlich stehen — und wie hoch der Anteil an ,Fremdparkern‘ ist", erläutert er. Letzteres müsse dabei sehr genau untersucht werden. "Das geht nicht nur nach dem Prinzip ,Nürnberger Kennzeichen oder nicht?‘" Da die Lage zudem nicht nur an einem Tag, sondern über einen längeren Zeitraum zu betrachten ist, so Ulrich, sei mit Ergebnissen erst "in drei bis sechs Monaten" zu rechnen.

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