Freundschaft ohne Verschleißerscheinungen

29.6.2012, 11:43 Uhr
Freundschaft ohne Verschleißerscheinungen

© Peter Roggenthin

Als ein Geschenk der Stadt Nürnberg an ihre türkische Partnerstadt kam das alte Fahrwerk in die Ein-Millionen-Metropole am Mittelmeer und ist sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen sehr beliebt. Aber neben der Straßenbahn gibt es noch viele andere Zeichen der Freundschaft zwischen den beiden Städten.

Seit 15 Jahren besteht nun die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Antalya. Die Idee dazu entstand in Nürnberg noch Anfang der 90er Jahre, als hier die Brände von Asylheimen die Schlagzeilen machten.

„In Nürnberg hat man erkannt, dass man ein Zeichen gegen die Ausländerfeindlichkeit setzen muss, zumal hier sehr viele Türken lebten“, erinnert sich Norbert Schürgers, Leiter des Amtes für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg. Antalya hat sich Nürnberg dabei nicht selbst ausgesucht. Welche Stadt zur Partnerstadt wird, wird in der Türkei auf Regierungsebene entschieden. Als die Entscheidung auf die türkische Riviera, wie Antalya wegen der langen Sandstrände gerne genannt wird, fiel, war die Freude in Franken groß. „Wir waren mit der Wahl sehr glücklich“, betont Schürgers.

Freundschaft ohne Verschleißerscheinungen

© Petra Nossek-Bock

Einen großen Schwerpunkt der Städtepartnerschaft habe von Anfang an die Kultur eingenommen, erläutert der Amtsleiter: „Weil es auch ohne Sprache gut funktioniert.“ Viel Austausch gibt es im universitären Bereich zwischen den Professoren in beiden Städten.

Schürgers will aber auch kritisch sein: „Es ist aber schwer, an die türkische Bevölkerung in Nürnberg heranzukommen.“ Unter türkischstämmigen Akademikern sei das Interesse an der Städtepartnerschaft groß. Das Amt für Internationale Beziehungen wünsche sich aber breitere Beteiligung der Bevölkerung an der Partnerschaft – und zwar in beiden Städten. Auch wirtschaftliche Beziehungen sollen künftig intensiviert werden. Bestrebungen dazu gibt es bereits – und zwar in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer in Nürnberg im Bereich Umweltschutz und regenerativer Energie. „Als Mittler versuchen wir, Firmen zusammenzubringen“, beschreibt Schürgers die Aufgabe seines Amtes.

Die Städtepartnerschaft mit Skopje ist doppelt so alt wie die mit Antalya. So viel zur offiziellen Zeitrechnung. Die Freundschaft mit der Hauptstadt Mazedoniens ist allerdings viel älter. „Die Städtepartnerschaft hat eine große Vorgeschichte“, sagt Schürgers. Und der Anlass dazu war ein sehr tragischer: Am 26. Juli 1963 erschütterte Skopje ein schweres Erdbeben.

Über 1000 Menschen kamen dabei ums Leben, die Stadt lag in Trümmern. Die Nürnberger habe das nicht kalt gelassen, sagt der Amtsleiter: „Es hat eine große solidarische Welle der Hilfsbereitschaft bei uns gegeben.“ Zahlreiche Organisationen unterstützten damals Skopje und ihre Bewohner, viele Menschen sind dahin gereist, um zu helfen. Daraus haben sich Beziehungen und Freundschaften entwickelt, an die dann die offizielle Städtepartnerschaft im Jahr 1982 anknüpfen konnte.

Der Reiz des Sozialistischen

Damals war Mazedonien noch sozialistisch. Deswegen gab es einige Schwierigkeiten mit Behörden, die gemeistert werden mussten. Andererseits bedeutete die sozialistische Prägung von Skopje einen gewissen Reiz. „Es ist eine Partnerschaft, die von Anfang an breit aufgestellt war“, betont Schürgers. Seiner Meinung nach kommt es der Partnerschaft zugute, dass die Stadt Skopje eine Verwaltung hat, die ähnlich aufgebaut ist wie in Nürnberg.

Neben den humanitären Projekten gab es und gibt es weiterhin viele kulturelle Aktivitäten. Die Nürnberger Naturhistorische Gesellschaft machte Ausgrabungen in Skopje. Die Ärzte der Nürnberger Psychiatrie haben einen sehr intensiven Kontakt zu einer psychiatrischen Einrichtung in der Partnerstadt und zu der Universität dort.

„Intensiver kann die Städtepartnerschaft kaum werden“, findet der Amtsleiter. Wobei er da auch einen Wunsch für die Zukunft hätte: „Weg von humanitärer zu Wirtschaftsförderung, zum Beispiel im Bereich der Umwelttechnik.“

Übrigens, auch in Skopje gibt es ein Stück Nürnberg, genauer gesagt mehrere: Einige der Sitze aus dem Nürnberger Stadion erfreuen die Fußballfans im Stadion in Skopje. Und nicht zu vergessen: Auch das Flusspferd Nisko stammt aus Nürnberg und verleiht der Partnerschaft Gewicht.
 

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