Funkstille? So steht es um das Netz in Nürnbergs U-Bahn

11.10.2017, 05:31 Uhr
Tief unter der Erde im Internet surfen - das ist der Anspruch, den Fahrgäste an die VAG stellen.

© Horst Linke Tief unter der Erde im Internet surfen - das ist der Anspruch, den Fahrgäste an die VAG stellen.

Es kommt allerdings auch auf den Mobilfunk-Anbieter und das Endgerät an. Elisabeth Seitzinger zum Beispiel hat einen Vertrag mit der Telekom und angeblich im Untergrund der Frankenmetropole bislang noch keine Probleme mit dem Empfang oder zu langsamer Datenübertragung. "Bei mir zu Hause ist das Mobilfunk-Netz erheblich schlechter", beteuert die in der Nähe von Ansbach lebende Pressesprecherin der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG), die ihr Smartphone im Gegensatz zu manchem Intensivnutzer allerdings auch nur zum Telefonieren oder zu einem schnellen Check der E-Mails nutzt.


Funkloch-Finder: Melden Sie uns Probleme in Frankens Netz


Im Gegensatz zu Seitzinger sind die Ansprüche vieler Fahrgäste in Sachen Datenübertragungsraten gehörig gestiegen. Telefonieren alleine reicht nicht mehr, auch tief unter der Erde wollen die Menschen nicht auf WhatsApp-Nachrichten, Audio-Streams oder YouTube-Videos verzichten. Nach Angaben des Mobilfunknetz-Betreibers Vodafone hat sich die Menge der in unterirdischen Netzen des Öffentlichen Personennahverkehrs abgerufenen und verschickten Daten innerhalb von zwei Jahren vervierfacht.

Je mehr Nutzer, desto schlechter das Netz

Die Telekom hat auf diese Entwicklung reagiert und baut seit Ende 2015 das Netz in Nürnbergs U-Bahnen Zug um Zug aus. Im Bereich der U1 und der U2 ist der Ausbau nahezu abgeschlossen, die Umrüstung der U3-Haltestellen und Streckenabschnitte auf den Mobilfunk-Standard der dritten Generation, den UMTS-Nachfolger LTE (steht für Long Term Evolution), läuft derzeit.

Die mit den Aufrüstungen in den vergangenen Jahren ermöglichten höheren Übertragungsgeschwindigkeiten bestehen dennoch oft nur in der Theorie. Denn je mehr Nutzer in einer Funkzelle unterwegs sind, desto weniger Übertragungskapazität steht logischerweise jedem Einzelnen zur Verfügung. Und im U-Bahn-Netz können die technisch aufwendigen Tunnelfunkanlagen während der Stoßzeiten an ihre Grenzen geraten. Auch bei Heimspielen des Clubs, wenn Hunderte von Fans auf dem Heimweg einen erhöhten Mitteilungsdrang haben.

VAG hat großes Interesse an schnellem Internet

Ein Problem: Im Gegensatz zu München, wo die drei großen Mobilfunk-Konzerne das Handy-Netz im Untergrund gemeinsam betreiben, ist in Nürnberg ausschließlich die Telekom für die Infrastruktur zuständig. "Für die Kunden von anderen Mobilfunk-Anbietern gibt es kein eigenes Netz in der U-Bahn", sagt Elisabeth Seitzinger. Grundsätzlich könnten die Mitbewerber der Telekom aber Netzkapazitäten erwerben.

Im Rahmen der Netzintegration von O2 und E-Plus treibt auch Telefónica Deutschland den gezielten Ausbau des Netzempfangs in der Nürnberger U-Bahn voran. Bis Ende 2017 soll den Kunden dieses Anbieters UMTS und LTE an allen Bahnhöfen und Strecken zur Verfügung stehen.

Die VAG sei außerdem beim Thema WLAN dran und habe gemeinsam mit der Stadt Nürnberg und dem Bayerischen Finanz- und Heimatministerium ein Pilotprojekt für öffentliches freies WLAN in vier U-Bahnhöfen mit hohem Fahrgastaufkommen und internationalem Publikum vereinbart. Am Hauptbahnhof sowie bei den Haltepunkten am Plärrer, der Messe und dem Flughafen soll dieser Service eingerichtet werden. Die Planungen laufen, Ende des Jahres soll WLAN an ersten Punkten verfügbar sein.

Die VAG hat auch deshalb ein großes Interesse an schnellerem Internet in der U-Bahn, weil sie einen schönen Nebeneffekt der intensiven Smartphone-Nutzung festgestellt hat. "Wir haben deutlich weniger Fälle von Sachbeschädigung als früher in unseren Fahrzeugen", erzählt Seitzinger. Wer mit seinem Handy daddelt, hat keine Zeit mehr für Vandalismus.

Kennen Sie das Problem? Melden Sie Funklöcher in der Region

Die Grundlage des Berichts war unsere "Aktion Funkloch". Tausende Menschen haben uns bereits auf Lücken im Netz in der Region hingewiesen. Sie möchten auch ein Funkloch melden? Kein Problem, die Aktion geht weiter: Bitte melden Sie, wo Sie Probleme beim Telefonieren oder Datenempfang per Handy haben. Mit den Ergebnissen werden wir im Anschluss der Aktion Netzbetreiber und Politiker ansprechen.


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