Gegen Fahrpreiserhöhung: "Bündnis Nulltarif" protestiert in U1

28.6.2018, 19:55 Uhr
Gegen Fahrpreiserhöhung:

© Eduard Weigert

Die Aktivisten stiegen dazu in eine U-Bahn der Linie U1, kämpften sich mit einem selbstgemalten Banner Wagen für Wagen durch den Zug und verteilen unterwegs Flugblätter an die Fahrgäste. An der Spitze der Gruppe: Elisabeth Ramthun vom Bündnis und Linken-Stadträtin Marion Padua, die sich und ihrem Anliegen mit einem mobilen Lautsprecher samt Mikrophon Gehör verschafften. Ihre Botschaft, war unmissverständlich: Mobilität für alle. Und das zum Nulltarif. 

Taschentücher für die, "die die Nase voll haben"

Bei den Fahrgästen, von denen einige sogar applaudierten, kam das an. Ebenso wie die kostenlosen Taschentücher, die das Bündnis in der U-Bahn verteilte, nach dem Motto: "Für alle, die die Nase voll haben" von ständig steigenden Fahrpreisen. Auf taube Ohren stoße die Forderung nach kostenlosen Nahverkehr dagegen im Nürnberger Rathaus, schimpfte Elisabeth Ramthun: Während die Oberbürgermeister von Erlangen und Fürth dem positiv gegenüberstünden, verweise OB Ulrich Maly stets auf die Kosten und versuche so, die Debatte im Keim zu ersticken. "Wenn es um unser Klima und den Planeten geht, dürfen aber Kosten nicht im Vordergrund stehen", findet Marion Padua. Der Stadträtin, die bei kostenlosem Nahverkehr mit 30 Prozent mehr Fahrgästen und wesentlich weniger Autos auf der Straße rechnet, geht es aber nicht nur um die Umwelt.

Wie die anderen Aktivisten ist es für sie auch eine Frage der Gerechtigkeit: Autoverkehr verursache auch immense Kosten, zum Beispiel für den Bau und die Instandhaltung der Straßen. "Dafür werden die Autofahrer aber auch nicht persönlich zur Kasse gebeten", kritisiert sie. Dass im Gegensatz dazu die Fahrgäste die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs tragen sollen, will sie nicht hinnehmen. In einem Antrag an den Stadtrat fordert die Linken-Politikerin, dass sich Nürnberg für die Einführung eines Nulltarifs innerhalb des VGN stark macht und im bayerischen Städtetag nötige Ausgleichszahlungen des Bundes einfordert. Bis das "Wiener Modell" in Franken Fuß fassen kann, soll das von den Linken seit langem geforderte Sozialticket für 15 Euro pro Monat eingeführt werden. Nachdem sogar die CSU sich dagegen ausgesprochen habe, fordern Marion Padua und das Bündnis, dürfe es bis dahin keine weiteren Preiserhöhungen geben.

Paris und London günstiger

Ob die CSU bei ihrer Ablehnung bleibt — ein Treffen, bei dem SPD und Union einen Kompromiss zu dieser Frage suchen, findet am heutigen Freitag statt — bezweifeln die Aktivisten zwar. Vor dem Hintergrund aber, dass Nürnberg längst europaweit die höchsten Preise für Einzeltickets habe, sogar vor Metropolen wie Paris oder London, und mehrere deutsche Städte ihre Preise senken (wir berichteten), bleibt das Bündnis bei seinem "Nein". Dem wollen sie mit einer Kundgebung am Mittwoch, 4. Juli, Nachdruck verleihen. Die Demo findet um 14.30 Uhr vor dem Rathaus statt, wo der Stadtrat am selben Tag über die anstehenden Erhöhungen abstimmen muss.

Verwandte Themen


4 Kommentare