Gegen Niedrigpreise: Bauern demonstrieren vor Aldi-Filiale

18.8.2015, 13:40 Uhr
Wie hier in Neumarkt demonstrieren auch in Nürnberg am Dienstag zahlreiche Bauern gegen Preisverfall von Milch- und Fleischerzeugnissen.

© Fritz Etzold Wie hier in Neumarkt demonstrieren auch in Nürnberg am Dienstag zahlreiche Bauern gegen Preisverfall von Milch- und Fleischerzeugnissen.

Die Bauern und Vertreter von Betrieben, die direkt von der Landwirtschaft abhängig sind, kamen mit Traktoren und Transparenten um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Den Verbrauchern schenkten sie symbolisch Milch- und Fleischprodukte vor dem Discounter, die sie zuvor dort eingekauft hatten.

Die Kritik an den niedrigen Preisen für Milch und Milchprodukte, sowie Schweine- und Rindfleisch oder Wurstwaren, richtet sich nicht an Aldi allein. Der Discounter steht stellvertretend für alle fünf großen Discounter in Deutschland. "Doch Aldi ist der Vorreiter", betont Rudolf Fähnlein, Direktor des  Bayerischen  Bauernverbands,  Hautgeschäftsstelle Mittelfranken. Senke Aldi Süd die Preise, folgten alle anderen Discounter bei Fuß. Derzeit bekommen Milcherzeuger  28,1 Cent für den Liter Milch. Um kostendeckend zu arbeiten, benötigen sie zwischen 32 und 35 Cent. "Da ist dann aber noch kein Gewinn erzielt, der wiederum für Investitionen eingesetzt werden könnte", betont Fähnlein. 40 Cent wären akzeptabel.

Auch die Preise für Rind- und Schweinefleisch seien im Keller.  Für das Kilo Rindfleisch bekommen die Fleischerzeuger derzeit gerade einmal 3,40 Euro, für Schweinefleisch 1,70 Euro.

"Das sind echte Dumping-Preise, die nichts mit der Realität auf einem Bauernhof zu tun haben", schimpft Dieter Schramm aus Kornburg. Der Landwirt  hält rund 30 Rinder für die Fleischproduktion. Zu seinem Hof gehören noch 50 Hektar Land. Rund 35 Hektar sind Ackerland. Doch auch mit Getreide, sagt Schramm ist auch nichts mehr verdient. Zwischen 14 und 15 Euro ergibt der Doppelzentner Getreide (Roggen und Weizen) auf dem Markt.  Hinzu kommt, dass die Ernte in diesem Jahr nicht besonders gut ausgefalllen ist. Rund 75 Prozent an Einbußen gibt es zum Beispiel beim Mais, der in Form von Silage als Hauptfuttermittel für Rinder- und Schweine eingesetzt wird.

Russisches Handelsembargo verantwortlich

Die Gründe für den Preisverfall sind vielfältig, sagt Helmut Wolf,  Bauernverbandsgeschäftsführer Nürnberg Land und Stadt. Zum einen sei das russische Handelsembargo dafür verantwortlich, denn die bayerische Landwirtschaft lebe vom Export. Deshalb wirke sich auch die finanzielle Schieflage Chinas auf die Preise aus. Denn die Chinesen sind in Bezug auf Fleisch- und Milcherzeugnisse aus Deutschland eher zurückhaltend.

"Deshalb ist das Angebot auf dem Weltmarkt gerade sehr groß und Nationen wie Saudi-Arabien oder Algerien sind natürlich nicht bereit, hohe Preise zu zahlen", erläutert Wolf. Doch entscheidend sei das Gebaren der Discounter in Deutschland. Die zwar Nachhaltigkeit propagierten, aber nicht bereit seien, etwas dafür zu tun.

Auch in der Region wird demonstriert

"Der Regionalisierung der Waren wird nicht Rechnung getragen", sagt Wolf.  Eine kleine Rolle beim Preisverfall spielt auch der Wegfall der Milchquote. Die Liberalisierung des Milchmarktes hatte vor allem einen psychologischen Effekt, denn es wird seitdem nicht viel mehr produzier. Gerade einmal drei Prozent mehr Milch ist derzeit auf dem Markt. Doch die Discounter gingen davon aus, dass das Angebot deutlich steigt  und senkten die Preise deutlich ab.

Neben der Demonstration in Nürnberg fanden auch in Neumarkt, Ansbach, Herzogenaurach und Weißenburg Demonstrationen von Landwirten statt.

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