Geheimnisvoll: Alte Pläne des Pellerhauses aufgetaucht

5.12.2017, 05:52 Uhr
Geheimnisvoll: Alte Pläne des Pellerhauses aufgetaucht

© Eduard Weigert

Doch der Reihe nach: Vor einigen Monaten bekam der Verein mit, dass ein Münchner Auktionshaus originale Zeichnungen mit Ansichten des Pellerhauses versteigern will. Es handelt sich um eine Aktenmappe mit 192 Abbildungen aus den 1930er Jahren und kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Jahrzehntelang hatte man sie für verloren gehalten.

Sehr genau und detailreich sind die Zeichner damals vorgegangen: So sind die vier Seiten des Pellerhofs stockwerkweise dargestellt. Die Papiere erreichen aneinander gesetzt eine Länge von 2,60 Metern. Auch die Rückfront des Vorderhauses ist mit dem Stift komplett  festgehalten.

Für die Altstadtfreunde stand sofort fest, dass sie dieses Konvolut haben müssen. Schließlich investiert die zupackende Bürgerinitiative mit 5600 Mitgliedern seit Jahren viel Geld und  Arbeit in die Rekonstruktion des Pellerhofs, der einst eine Perle der deutschen Renaissance gewesen ist. Wie viele andere  Häuser Alt-Nürnberg ist auch dieses Baudenkmal im Bombenhagel  des Zweiten Weltkriegs untergegangen.

Die Zeichnungen sind akribisch genau

Die Idee, die Papiere zu ersteigern, hatte nur einen Pferdefuß: Es handelt sich um Akten, die rechtlich dem Stadtarchiv zustehen. Meint zumindest das Landesamt für Denkmalpflege, das einen Tag vor der Auktion die Nürnberger Verwaltung aufforderte, eine Einstweilige Verfügung zu erwirken.

Um lange juristische Wege zu vermeiden, schlugen die Altstadtfreunde vor, die Zeichnungen aus der Auktion herauszunehmen und die angesetzten 375 Euro zu bezahlen. Dies wiederum lehnte die Auktionatorin ab: Nur unter Vorlage der Einstweiligen Verfügung würden die Papiere nicht aufgerufen. Aber das war wiederum dem Stadtarchiv als zuständiger Behörde zu heikel: Denn sie hätte beweisen müssen, dass es sich um einen Diebstahl handelt. Doch wie?

Mehrkosten würde Verein aufbringen

Es ging dann letztlich alles glatt: Da Karlheinz Enderle der einzige Bieter war, konnte er die zehn Kilogramm schwere Mappe erwerben. Er hat sie dem Stadtarchiv jetzt geschenkt.  Die akribisch genauen Zeichnungen bestärkten den Vereinschef in der Einschätzung erst recht, dass nun auch das Vorderhaus im alten Stil wieder aufgebaut werden kann. Einfach wegreißen geht jedoch nicht: Denn der Archiv- und Bibliothekstrakt des Architekten Fritz Mayer von 1957 steht unter Denkmalschutz.

Die Altstadtfreunde setzen darauf, dass die notwendige Sanierung des teilweise leerstehenden Gebäudes genauso teuer werden könnte wie ein Neubau. Also könnte man - nach ihrer Logik - gleich neu bauen. Die Mehrkosten für die die historisch-getreue Rekonstruktion würde der Verein aufbringen, sagt Enderle.

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