Gerd Bauer: Der melancholische Humorist

18.12.2013, 09:06 Uhr
Die Metropolregion Nürnberg will auch eine Genussregion sein. Doch so genau weiß man nicht, wo ihre Grenzen sind. Gerd Bauer wird in Zukunft für die NZ mit dem Zeichenstift auf Entdeckertour gehen.

© Cartoon: Gerd Bauer Die Metropolregion Nürnberg will auch eine Genussregion sein. Doch so genau weiß man nicht, wo ihre Grenzen sind. Gerd Bauer wird in Zukunft für die NZ mit dem Zeichenstift auf Entdeckertour gehen.

Nach dem Grafik-Design-Studium zwischen 1981 und 1986 an der Akademie in Nürnberg trat Bauer zunächst als sehr politischer, bösartiger Zeichner an. Seit Ende der neunziger Jahre widmet sich der gebürtige Oberfranke, der in Nürnberg angesichts des Dialektunterschieds zu seiner Heimat einen Kulturschock erlitten hat, verstärkt der lokalen Szene. Lange Zeit arbeitete der Cartoonist für die „AZ“.

Bauers Cartoons versprühen eine Lust am überzeichneten Detail und sorgen für Freude beim Betrachter. Das ist handwerklich sehr gut gemachte Alltagskunst mit einem flotten Strich: Es ist eine Lust zu schauen, um die feinen Kleinigkeiten zu entdecken. „Ich hatte noch nie einen anderen Lebensplan gehabt, als Illustrator zu werden“, sagte Bauer in einem Gespräch mit der NZ.

Schon als Kind malte er Bücher mit schwarz-weißen Cartoons von Wilhelm Busch farbig aus. Als Jugendlicher kaufte er sich keine Schallplatten, sondern Cartoon-Bände von Friedrich Karl Waechter, Robert Gernhardt, Bosque, Chaval oder Loriot. Es waren die Klassiker, an denen er lernte.

Am Anfang seiner Karriere arbeitet er noch mit unterschiedlichen Schattenmustern. „Ich habe mich totgestrichelt. Jeder Schatten entstand aus vielen einzelnen Strichen.“ Der 56-jährige Bauer arbeitet jetzt mit japanischer Reibetusche bei den Schattierungen und mit Pinselwasser von Faber-Castell. Der Anlass für die einzelnen Cartoons sind meistens lapidare Alltagssituationen. „Etwa wenn ich über den Aufseßplatz gehe und höre einer Oma zu, wie sie mit ihrer Nachbarin spricht oder schimpft. Dann müssen die Einzelteile im Kopf zusammengeholt werden“, sagt Bauer. Für einen größeren Cartoon braucht er dann schon einen Tag zum Zeichnen.

In zahlreichen Ausstellungen und Büchern hat Bauer sein Werk in der Vergangenheit gezeigt. Es entstanden auch zwei Kinderbücher. Der Kinderthematik blieb er treu: Regelmäßig arbeitet er für ein Jugendmagazin in der Schweiz. Bauer hat bei Heinz Schillinger, Professor an der Akademie, gelernt. Schillinger, der bekannt ist für seine Aquarelle, ist mit seinen Studenten einmal in der Woche ins Umland gefahren, um sie vor Ort zeichnen zu lassen. Vielleicht sind Bauers Zeichnungen deshalb so genau und selbstbewusst, auch wenn sie plakativ werden.

Im Nürnberger Verlag Koberger&Company sind aktuell gleich mehrere Bücher von Gerd Bauer erschienen. „Bauer(n)seufzer I und II“ versammeln seine besten Cartoons aus den vergangenen Jahren. Vor allem die derzeit stark leidenden Club-Fans können sich in „Bauer(n)seufzer I“ ein Beispiel nehmen, mit man schwierige Situationen übersteht – mit Melancholie und Humor.

Das dritte Buch hat Bauer mit Helmut Haberkamm gemacht. „Tödliches Franken“ heißt es und vereint Cartoons von Bauer mit bösen Texten von Haberkamm – 77 unheimliche Vorfälle aus heimischen Gefilden mit einem fränkisch-klassischen Sprachduktus, was eigentlich ein Widerspruch ist und nur ganz selten gelingt.

Das vierte Buch ist eines über Heinz Schillinger und heißt „Mein Franken – ein Künstler und seine Leidenschaft“. Es vereint Aquarelle und Zeichnungen von Schillinger. An dem Buch hat Bauer mitgearbeitet. Schillinger inszeniert etwa Bamberg so zart, dass der Betrachter fast Angst bekommt, dass es gleich zusammenfällt. Mit Rezepten und Einsprengseln der literarischen Größen aus Franken entsteht ein ganz eigener Kosmos, der verzaubert. Die Bücher kosten je 19,90 Euro.

Gerd Bauer wird in Zukunft ab und zu, aber regelmäßig in der NZ Cartoons und Zeichnungen veröffentlichen.
 

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