Germania-Insolvenz: "Qualitativer Verlust für Nürnberg"

5.2.2019, 11:10 Uhr
Nach dem Aus für Germania - was ändert sich nun am Nürnberger Flughafen?

© Airport Nürnberg / Katharina Ostertag Nach dem Aus für Germania - was ändert sich nun am Nürnberger Flughafen?

Für Urlauber ist es der Super-GAU. Wochen, wenn nicht gar Monate haben sie sich auf ihre Reise gefreut - und dann das: In der Nacht von Montag auf Dienstag teilt die Fluggesellschaft Germania mit, dass sie beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt hat. Noch in derselben Nacht stellt sie den Betrieb ein. Laut "Aerotelegraph" war Germania-Flug ST3711 der letzte der Airline: Die Maschine aus Fuerteventura landete um 1.11 Uhr in Nürnberg.

Wie andere Flughäfen in ganz Deutschland ist auch der Albrecht-Dürer-Airport vom plötzlichen Aus der Airline betroffen. Im aktuellen Winter-Flugplan, den der Flughafen auf seiner Homepage veröffentlicht hat, sind 17 Flugziele aufgelistet, die Germania von Nürnberg aus direkt angesteuert hat.

Am Dienstag sind zwei Flüge annulliert worden: Um 10.50 Uhr hätte eine Maschine ins ägyptische Hurghada fliegen sollen, um 12.40 Uhr war der Abflug nach Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira geplant.

Germania: "Kein Anspruch auf Ersatzbeförderung"

Flughafen-Sprecher Christian Albrecht bedauert, dass Reisende, allen voran Touristen, ihre Ziele nicht wie geplant erreichen können. Wer am Dienstag oder auch in den folgenden Tagen und Wochen Germania-Flüge im Rahmen einer Pauschalreise gebucht hat, soll sich laut Albrecht schnellstens mit seinem Reiseveranstalter in Verbindung setzen.

Auf ihrer Homepage weist die Airline darauf hin, dass für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben "aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung" bestehe.

Germania-Insolvenz:

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Am Dürer-Airport selbst informiert Flughafenpersonal Wartende, rät ihnen aber ebenfalls, sich direkt an den jeweiligen Reiseveranstalter zu wenden, wie Albrecht noch einmal betont. So soll geklärt werden, ob Reisende im Idealfall mit anderen Gesellschaften von Nürnberg aus starten können oder womöglich von anderen Flughäfen aus an ihr gewünschtes Ziel gelangen.

Finanzspritze hilft nicht

Für den Flughafen kam die Eilmeldung in der Nacht genauso überraschend wie für die verhinderten Touristen selbst. Erst vor zweieinhalb Wochen hatte die unter Geldnöten leidende Fluggesellschaft verkündet, eine Finanzspritze erhalten zu haben. Von mehr als 15 Millionen Euro war die Rede. Das Geld sollte Germania eine mittel- und langfristige Perspektive sichern. Ein Trugschluss, wie sich nun herausstellte.

"Für die Metropolregion Nürnberg war Germania eine wichtige Touristikairline, die ein breites und attraktives Flugangebot schaffte: von den Kanaren über Griechenland bis Israel", sagt Albrecht. "Die Insolvenz bedeutet für Nürnberg und die gesamte Branche einen qualitativen Verlust." Gleichzeitig verweist der Sprecher darauf, dass es sich stets um eine Entscheidung der Fluggesellschaft und nicht des Flughafens handle.

Die Airline, die nach dem zwangsweisen Rückzug von Air Berlin zuletzt einen Marktanteil von rund elf Prozent erreicht hatte, flog von Nürnberg aus ganzjährig 28 Ziele an, darunter auch zahlreiche exotische wie Reykjavik oder Tel Aviv. Damit war die Berliner Fluggesellschaft die drittgrößte Airline in Nürnberg. Ihre drei in Nürnberg stationierten Maschinen bleiben nun am Boden, das Flugzeug der Tochtergesellschaft Bulgarian Eagle soll vom Germania-Aus dagegen nicht betroffen sein.

Airport spricht mit anderen Fluggesellschaften

Germania macht für die finanziellen Schwierigkeiten unter anderem unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen im vergangenen Sommer bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar verantwortlich, wie der Homepage des Unternehmens zu entnehmen ist.

Wie es für die Reisenden im Einzelnen weitergeht, ist derzeit unklar. Zunächst sind - aufgrund der laufenden Nebensaison - 17 Abflüge pro Woche von den Streichungen betroffen. Auch Reisende nach Nürnberg müssen sich mithilfe ihres Reiseveranstalters nach alternativen Rückflugmöglichkeiten umsehen.

Offen ist, ob Ziele angesteuert werden können, die Germania in den nächsten Monaten mit dem neuen Sommerflugplan in sein Repertoire aufnehmen wollte, darunter Faro, Thesssaloniki, Ibiza und Athen – Ziele also, die nur zum Teil von anderen Airlines bereits angeflogen werden.

Der Airport Nürnberg wird nun zunächst einmal Gespräche mit anderen Fluggesellschaften und Veranstaltern aufnehmen. "Wir werden uns bemühen, die Lücken so bald wie möglich zu füllen, auch wenn das für dieses Jahr nicht vollumfänglich möglich sein wird", so Flughafengeschäftsführer Michael Hupe.

 

 

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