Getrübte Festlaune auf dem Altstadtfest

23.9.2014, 14:10 Uhr
Getrübte Festlaune auf dem Altstadtfest

© Matejka

Klar. Das sonnige Wetter bescherte dem Altstadtfest am vergangenen Donnerstag einen Bilderbuchstart. Das Geschäft in den hölzernen Buden brummt, hektoliterweise sprudelt das Bier der 19 Brauereien auf der Insel Schütt und dem Hans-Sachs-Platz aus den Zapfhähnen. Die Veranstalter rechnen mit mehr als einer Million Besucher. Doch kann das Geschäft schon mal kräftig einbrechen, sobald die Temperatur nach unten rutscht. So wie im vergangenen Jahr, als an einigen Festtagen das Thermometer nicht über acht Grad Celsius hinauskam.

Derzeit liegt der Preis für eine Halbe zwischen 3,50 und 4,20 Euro. Ein Schnäppchen? Verglichen mit der Maß am Oktoberfest in München schon. Dort hat der Preis pro Liter Bier die schmerzhafte Zehn-Euro- Marke mittlerweile überschritten. Auf dem Altstadtfest haben die Wirte die Nebenkosten auf den Preis fürs Bier und für Kulinarisches umgelegt.

Neue Toilettenanlage

Während der Süddeutsche Schaustellerverband für die Organisation und Umsetzung der Kirchweihen sowie der beiden Volksfeste zuständig ist, managt das Altstadtfest der gleichnamige Verein — und das seit 44 Jahren. Sein Vorsitzender, Jörg von Rochow, beklagt die steigenden Nebenkosten. Wasser, Strom, Verkehrsabsicherung und vieles mehr.

Stärker zu Buche schlagen seit diesem Jahr die städtischen Auflagen zur Sicherheit. So musste eine neue Toilettenanlage her, weil die alte den Rettungsweg teils versperrt hatte. Vorgeschrieben sind jetzt auch Lautsprecher für eine Notbeschallung — falls ein Unwetter naht, soll die Festleitung damit die Besucher auf der Insel Schütt und am Hans-Sachs-Platz warnen. Teuer, so von Rochow, war auch das Strom-Aggregat für die vorgeschriebene Notbeleuchtung auf den Plätzen. „Wenn in ganz Nürnberg der Strom ausfällt, muss das Altstadtfest beleuchtet sein“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Geld muss der Verein aber auch für Versicherungen ausgeben oder für einen Sicherheitsdienst, der die provisorische Anlage rund um die Uhr bewacht. „Das müssen wir, weil in der Vergangenheit schon Fensterscheiben eingeworfen wurden oder einmal ein 20 Meter langer Schlauch herausgerissen wurde.“ Diverse Veranstaltungen des Altstadtfestes finden im Katharinenkloster statt. Die Reinigung der Toiletten hat dort bislang die Stadtbibliothek übernommen. Ab sofort muss der Altstadtfest-Verein auch das bezahlen. Was das Sicherheitskonzept angeht, das der Verein der Stadt Wochen vor dem Anstich vorlegen muss, gehen die Kosten für den Verein in die Zehntausende, so von Rochow.

„Extreme Steigerung“

Nicht eingerechnet sind die Mietkosten für den Platz. Dafür, dass der Verein vom 18. bis zum 29. September die Flächen bespielen darf, verlangt das Liegenschaftsamt eine Gesamtsummer von rund 16 000 Euro. Das ist nicht viel, gibt Wolfram Gäbisch, stellvertretender Leiter der Behörde, zu. „Das Platzentgelt ist seit Jahren stabil“, sagt er. Die Stadt komme dem Verein und somit den Wirten entgegen. Damit soll die „extreme Steigerung bei den Nebenkosten“ ausgeglichen werden.

Für die 22 Kirchweihen in der Kernstadt nimmt das Liegenschaftsamt eine Gesamtmiete von 65 000 Euro ein. Nicht mit eingerechnet sind die Stadtteilvolksfeste in den äußeren Bezirken: Neunhof, Großgründlach, Kornburg, Katzwang, Fischbach. Dafür sind laut Gäbisch die Bürgerämter Nord und Süd zuständig.

In dieselbe Kerbe wie von Rochow schlägt Lorenz Kalb. Der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes zählt die wichtigsten Posten bei den Nebenkosten auf, die für das Frühlings- und das Herbstfest anfallen: 52 000 Euro für die Bereitstellung der Feuerwehr, 22 000 Euro für das Rote Kreuz, 54 000 Euro für die Sicherheitsdienste, 20 000 Euro für die Nachtbewachung der Anlagen.

Kalb verweist auf eine vom Deutschen Schaustellerbund in Auftrag gegebene Studie von 2012. Demnach fließt ein Großteil der Ausgaben der Schausteller in Deutschland direkt in die Kassen der Kommunen: Rund 350 Millionen Euro sind für Standgebühren und andere Abgaben angefallen. In Summe fließen pro Besucher rund drei Euro in den kommunalen Haushalt der ausrichtenden Stadt oder Gemeinde. In der Republik gibt es laut Studie 4950 Schausteller-
Unternehmen. Sie zahlen jährlich rund 1,04 Milliarden Euro Betriebskosten.

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