Gewerkschafter aus Bangladesch erhält Menschenrechtspreis

27.9.2015, 17:37 Uhr
Unter den Augen von Nürnbergs OB Ulrich Maly und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erhält Amirul Haque Amin (2. v. r.) den Menschenrechtspreis.

© Ralf Rödel Unter den Augen von Nürnbergs OB Ulrich Maly und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erhält Amirul Haque Amin (2. v. r.) den Menschenrechtspreis.

Amirul Haque Amin führt seit über 30 Jahren eine der wichtigsten Gewerkschaften in Bangladesch an: die National Garment Workers Federation (NGWF - Nationale Gewerkschaft der Textilarbeiter). Es ist ein harter Kampf den er führt gegen eine Obrigkeit, die vor Macht strotzt. "Ich möchte Sicherheit und an Arbeitsplätzen, Gleichberechtigung und höhere Löhne erreichen", sagte er vorab während eines Besuchs bei den Nürnberger Nachrichten.

Jetzt bekommt er also den Nürnberger Menschenrechtspreis. Am Sonntag nahm Amirul Haque Amin den mit 15.000 Euro dotierten Preis vor rund 800 Gästen im Opernhaus entgegen - unter den Augen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Der rief in Nürnberg zu bewussterem Kleidungskauf auf. Wer weiter ein T-Shirt für vier Euro und eine Jacke für 20 Euro kaufe, werde an den schlechten Arbeitsbedingungen in den südostasiatischen Textilfabriken nicht viel ändern. Zu den Auftraggebern der Textilfabriken gehören auch deutsche Textilketten. Gabriel erinnerte daran, dass es einen Zusammenhang zwischen "schlechten Arbeitsbedingungen und den Flüchtlingsbewegungen" gebe. Oberbürgermeister Ulrich Maly überreichte dem 54-Jährigen die Auszeichnung. "Der Preis hält uns selber einen unerbittlichen Spiegel vor", erklärte Maly mit Blick auf das Konsumverhalten vieler Bürger. Anschließend nahm Preisträger Amin gemeinsam mit rund 3500 Bürgern an der Friedenstafel auf dem Kornmarkt und am Hallplatz teil. 

Amirul Haque Amin ist der elfte Preisträger des Nürnberger Menschenrechtspreises. Die Stadt Nürnberg vergibt den Preis im zweijährigen Turnus seit 1995.

Die Bilanz: Über 1000 tote Textilarbeiter

Dass erst ein Unglück wie der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes im April 2013 zu einer Verbesserung der Situation der Arbeitnehmerinnen geführt hat, macht ihn eher wütend. Denn die über 1000 toten Textilarbeiterinnen könnten heute noch leben, wenn dem bereits vorher schon ausgearbeiteten Abkommen zur Gebäude- und Feuersicherheit mehr Firmen beigetreten wären. Es waren aber nur zwei der globalen Textilunternehmen. Heute, mehr als zwei Jahre nach der Katastrophe, sind es bereits 209 Unternehmen, die ihre Unterschrift unter den sogenannten "Bangladesh Accord" gesetzt haben.

"Ich freu mich über den Preis", sagt Amin. Aus seiner Sicht rückt die Problematik in seinem Land durch die Verleihung weiter in den öffentlichen Fokus. Das sei gut, da es in Sachen Arbeitnehmerrechte in Bangladesch noch viel zu tun gebe. Denn gefährlich ist es für Leute, die sich gewerkschaftlich organisieren, nach wie vor: Viele werden gekidnappt, gekündigt oder des Landes verwiesen.

Der Artikel wurde zuletzt am Sonntag um 17.37 Uhr aktualisiert.

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