Gewitzt: Liedermacher Funny van Dannen in Erlangen

14.12.2014, 15:32 Uhr
Gewitzt: Liedermacher Funny van Dannen in Erlangen

© Harald Sippel

Nichts und niemand ist vor Funny van Dannen sicher. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze, nicht mal ein Stuhlbein oder eine Kartoffelschale, nicht mal das Nichts: Der vielleicht lustigste unter Deutschlands lustigen Liedermachern scheint besessen davon zu sein, aus allem und jedem ein Lied zu machen. So beginnt er sein Konzert denn auch mit einem Song über einen Stein und personifiziert diesen zu einer Art rückwärtsgewandtem Orakel, das in die früheren Leben der Menschen schauen kann.

Reichlich bizarr und albern, aber es kommt noch dicker: Betrachtungen über Farbeimer mit Identitätsproblemen, bärtige Delphine oder die Vorzüge von Gartenschläuchen sind bei ihm eher Standard als Ausnahme. Auf seinem jüngsten Album „Geile Welt“ hat sich van Dannen ausnahmsweise mal von einer Band begleiten lassen, aber auf Tour präsentiert sich der 56-Jährige doch lieber im altbewährten Format „Ein Mann und seine Gitarre“.

Songs fürs Lagerfeuer

Natürlich sind seine musikalisch schlichten Lagerfeuer-Songs mit ihren griffigen Refrains durchaus massenkompatibel, finden im linksalternativen Lager genauso Widerhall wie im gutbürgerlichen und segeln manchmal auch verblüffend dicht über Karnevals-Niveau dahin: „No, no, no, ich will kein Bonobo, ich will kein Bonobo sein, nein, nein, nein!“ Doch selbst ein Lied, das die Sexbessenheit einer Affenart als Problemlösungsmodell für den Menschen in Frage stellt, bleibt gewitzt genug, um nicht als Schenkelklopfer zu versanden.

Überhaupt kann man leicht übersehen, was für ein tiefschürfender Philosoph und Satiriker dieser Funny ist. Den Begriff „Vaterland“ führt er mit detailgenauer Bissigkeit ad absurdum, „Die Freunde der Realität“ entpuppen sich bei ihm als Feinde der Kreativität, und sein Klassiker „Lesbische schwarze Behinderte“ ist und bleibt das beste denkbare Statement gegen „positiven“ Rassismus und sonstige gut gemeinte Vorurteile. Und was das Leben im Großen und Ganzen betrifft, so liefert uns sein „Fatalist“ philosophische Orientierungshilfe: „Wenn du Glück hast, bist du glücklich, wenn du Geld hast, bist du reich. Und wenn dich das Schicksal ruft, dann gehst du besser gleich.“

Man könnte noch endlos zitieren aus diesem kurzweiligen Best-Of-Abend dieses großen Trivial-Poeten, der sein Publikum nie alleine lässt im tiefen Wald aus Reimen und Assoziationen, in dem genialer Wortwitz, grenzdebiler Dadaismus und unangestrengte Gesellschaftskritik ganz dicht nebeneinander wachsen.

Aktuelle CD: Funny van Dannen, „Geile Welt“ (Warner)

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