Grünes Licht für neue Logistikbetriebe im Hafen

9.11.2016, 07:59 Uhr
Grünes Licht für neue Logistikbetriebe im Hafen

© Foto: Andre De Geare

Im Nürnberger Hafen haben der An- und Abtransport von Gütern per Lkw und Bahn längst den Schiffsverladeverkehr in den Hintergrund gedrängt. 1995 war noch ein drittes Hafenbecken vorgesehen, bereits 2004 wurde die Planung erstmals geändert und die Kaiflächen wurden um ein ganzes Stück verkleinert. Mittlerweile ist klar, dass ein drittes Hafenbecken überhaupt nicht mehr benötigt wird. Stattdessen wächst die Nachfrage aus der Logistikbranche, die nun befriedigt werden soll. Dafür steht die rund fünf Hektar große Fläche für den vorgesehenen Wasseranschluss zur Verfügung. Ein Betrieb wurde bereits genehmigt. Weitere sollen nun folgen.

Angst vor Konkurrenz

Bei der Prüfung der Pläne durch die Behörden und angrenzenden Kommunen gab es wenig Einwände. Die Stadt Schwabach bemängelte beispielsweise, dass nicht ausdrücklich festgelegt wurde, dass hier kein großflächiger Einzelhandel möglich ist. Offenbar hat man Angst vor weiterer Konkurrenz für eigene Geschäfte. Kein Grund zur Sorge, so die Nürnberger Verwaltung. Supermärkte seien im Hafen generell ausgeschlossen.

Auch die Denkmalschützer haben Sorgen bekundet und darauf hingewiesen, dass es im Bereich des Baugebietes mittelalterliche und frühzeitliche Bodendenkmäler geben könnte. Eventuell sogar Reste eines Turmhügels. Das müsste rechtzeitig untersucht und möglicherweise gesichert und dokumentiert werden.

Bedenken der Naturschützer, vor allem des Landesbundes für Vogelschutz, im Baugebiet werde zu wenig für den Klimaschutz getan (der Stadtanzeiger berichtete), fanden im Verfahren keinen Niederschlag. Auch nicht mehr bei der abschließenden Beratung im Stadtplanungssausschuss. Dachbegrünungen wird es also nicht geben — es sei denn, einer der neuen Betriebe macht das freiwillig.

Wesentlich intensiver wurde jedoch noch einmal das Problem Lärmschutz thematisiert. Aus Maiach kamen im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung wieder Klagen über zunehmenden Verkehrslärm und Krach bei Verladetätigkeiten. Die Belastung der anliegenden Stadtteile, besonders von Maiach im Norden des Hafengebietes, steige seit Jahren, heißt es in der Stellungnahme. Im Sommer sei an Schlafen bei offenem Fenster nicht zu denken. Je nach Windrichtung könne man die Warntöne der Kräne, Lkw und sonstigen Maschinen sehr stark hören.

Die Interessen der Anwohner spielten angesichts der Wirtschaftspolitik, die gerade im Hafen auf Wachstum setze, kaum eine Rolle. Betriebe, die sich ansiedeln, müssten sich nicht nur finanziell an Lärmschutzmaßnahmen beteiligen, sondern auch vertraglich verpflichtet werden, daran mitzuwirken. Das sieht die Stadt völlig anders. Unterm Strich werde durch die neuen Betriebe nicht mehr Lärm verursacht wie bei einem dritten Hafenbecken, das bereits genehmigt und rechtskräftig war. Von einer Verschlechterung der Lage könne also keine Rede sein.

Entlastung der Hafenstraße

Was die Verkehrsbelastung betrifft, habe die Stadt in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen getroffen. Dazu gehörte beispielsweise die Entlastung der hoch frequentierten Hafenstraße zwischen dem Hafen und Maiach. Dadurch werde der Verkehrsstrom nach Süden auf die Wiener Straße und Richtung A 73 (Anschlussstelle Königshof) verlagert.

Um diese Strecke leistungsfähiger zu machen, ist nun auch noch der Umbau des Knotens Wiener Straße/ Marthweg vorgesehen. Hier wird es einen zusätzlichen Abbiegestreifen geben. Baubeginn wird laut Verwaltung aber erst 2018 sein. Außerdem, so schreibt die Stadtverwaltung den Maiachern ins Stammbuch, habe es die Hafenstraße schon vor der Bebauung mit Wohnhäusern gegeben. Schon aus diesem Grund bestehe für sie kein Anspruch auf Lärmvorsorgemaßnahmen, beispielsweise mit Hilfe von Wänden. Die festgesetzten Lärmwerte im Hafen seien zudem für die Anwohner zumutbar.

Insgesamt bedeutet die weitere Ansiedlung von Betrieben im Hafen für die Stadt viel. Und das nicht aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Begründung aus Sicht der Behörden: Durch den Verzicht auf das Hafenindustriegebiet Süd im Wald südlich der Wiener Straße müssten gleichwertige Ersatzflächen geschaffen werden — insgesamt 25 Hektar. Fünf davon im zentralen Hafenbereich seien ein erster Schritt.

 

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