Grüße ins Jenseits: Nürnbergs Weihnachtsmann im Interview

23.12.2013, 08:26 Uhr
Grüße ins Jenseits: Nürnbergs Weihnachtsmann im Interview

© dpa

Der rote Mantel mit weißem Pelz ist maßgeschneidert. Bernd Griebel ist als Miet-Weihnachtsmann in Mittelfranken eine regelrechte Institution. Seit 25 Jahren schlüpft der 69-Jährige in die himmlische Rolle. Bei den Familien hat er schon so einiges erlebt.

Wie bereiten Sie sich auf die Aufgabe am 24. Dezember vor?

Bernd Griebel: Der 24. Dezember ist einer meiner arbeitsintensivsten Tage. Um zwölf Uhr geht es los. Der letzte Termin ist gegen 23 Uhr. Jeder Besuch verläuft anders. Im vergangenen Jahr kam ich zu einer Familie, dort war der Eingang komplett mit Geschenken zugebaut. Die Nachbarn warteten schon mit Kameras und wollten filmen, wie ich die gut 30 Pakete ins Haus schleppe.

Was ist Ihre größte Furcht, was an diesem Tag passieren oder schiefgehen könnte?

Bernd Griebel: Ganz schlimm wäre es, wenn ich die Zettel mit den Notizen über die Kinder vertauschen würde. Das wäre mir beinahe schon mal passiert. Damit es zu keinen Verwechslungen kommt, müssen mir die Eltern jetzt die Infos immer heimlich an der Tür übergeben, auch wenn die meisten heutzutage am liebsten alles per E-Mail oder Facebook schicken würden.

Aber dann müsste der Weihnachtsmann ja einen ganzen Aktenordner mit sich herumschleppen.

Welche Leviten müssen Sie den Kindern auf Wunsch der Eltern am häufigsten lesen?

Bernd Griebel: Die drei häufigsten Tadel sind, dass die Kinder nicht hören wollen, zu spät ins Bett gehen und zu viel mit moderner Technik spielen. Hin und wieder soll ich aber auch den Großeltern ausrichten, den Kindern nicht zu viel Süßes zu geben.

Kaufen Ihnen die Kinder den Weihnachtsmann ab?

Bernd Griebel: Die Kinder sind zu 90 Prozent davon überzeugt, dass ich der echte Weihnachtsmann bin. Zum Beweis dürfen sie an meinem Bart ziehen. Das wirkt immer.

Ihr Bart sieht tatsächlich wie der eines typischen Weihnachtsmanns aus. Der kann nicht echt sein, oder?

Bernd Griebel: Doch, der ist echt und ein Dauergewächs. Vor 25 Jahren hat ein Bekannter zu mir gesagt, ich würde wie der Weihnachtsmann aussehen, ob ich Lust hätte, seine Kinder an Heiligabend zu überraschen. So kam ich zu diesem Job. Der Bart war damals allerdings noch schwarz. Mittlerweile ist er weiß, also vollendet.

Gibt es Fragen der Kinder, die selbst den Weihnachtsmann sprachlos machen?

Bernd Griebel: Das weniger. Es gibt allerdings immer wieder sehr bewegende Momente. Ein Kind wollte einmal von mir wissen, ob ich seine Oma schon im Himmel getroffen habe. Sie war kurz vor Weihnachten gestorben. Ich sollte ihr schöne Grüße ausrichten, wenn ich sie sehe.

Mit wem würden Sie am liebsten an Heiligabend tauschen?

Bernd Griebel: Mit niemanden. Das ist für mich der schönste Tag im Jahr. Die leuchtenden Augen bei Alt und Jung - das ist einfach unbeschreiblich.

Wenn die Arbeit an diesem besonderen Tag vorbei ist, was machen Sie dann?

Bernd Griebel: Ich feiere Weihnachten seit Jahren erst an Silvester. Ich schalte das Telefon ab, lege klassische Musik auf und genieße einfach die Ruhe.

Und was wünschen Sie sich fürs nächste Jahr, für den 24. Dezember 2014?

Bernd Griebel: Dass ich nach wie vor fit bin, um dann wieder die Familien erfreuen zu können.

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