Haus in Südstadt verwahrlost: Vermieterin seit Jahren verschollen

12.1.2019, 06:00 Uhr
Das ist nicht das Klingelschild des Hauses, dessen Vermieterin unauffindbar ist. Doch so ähnlich sieht es aus. Die Mieter wollen lieber anonym bleiben, weil die Haustüre kaputt ist und jeder sich Zutritt verschaffen kann.

© Horst Ossinger/dpa Das ist nicht das Klingelschild des Hauses, dessen Vermieterin unauffindbar ist. Doch so ähnlich sieht es aus. Die Mieter wollen lieber anonym bleiben, weil die Haustüre kaputt ist und jeder sich Zutritt verschaffen kann.

Es ist ein unauffälliges Gebäude, in dem Maria B. (88) lebt. Mehrere Wände ihrer Wohnung sind komplett mit Teppichen verkleidet. Unter den Teppichen und einer Schicht aufgeklebter Plastikfolie verbirgt sich flächendeckender Schimmel. Tochter Svetlana B. öffnet einen Unterschrank in der Küche. Die Wand dahinter ist mit Schimmel überzogen. 

Maria B. und ihre Nachbarn haben Angst, denn ihre Haustüre ist schon lange kaputt und jeder kann sie öffnen. In manchen Wohnungen gingen ständig Fremde ein und aus, berichten sie, Obdachlose trieben sich im Keller herum. Und kein Vermieter weit und breit, der auch nur einen Cent in sein Eigentum investieren würde.

Die Mietverträge hat vor 16 Jahren der Hausbesitzer unterschrieben. Als er nach ein paar Jahren nicht mehr auf Briefe antwortete, fand Svetlana B. im Einwohneramt die Adresse seines Altenheims heraus. Doch ein Einschreiben blieb unbeantwortet. Angeblich gehört das 14-Parteien-Haus inzwischen seiner Tochter, an die das Sozialamt bis Mai letzten Jahres die Miete für Maria B. und einige andere Bewohner überwiesen hat. 

Mietzahlungen eingestellt

Doch auch diese Tochter ist nur ein Phantom. Sie soll auf den Malediven leben, erzählen die Mieter, die auf Gerüchte angewiesen sind. Über eine Handynummer, die sie sich weitergereicht haben, erreichen sie seit Jahren - niemanden.

Die Nürnberger Behörde hat die Mietzahlungen übrigens auf ihre Bitte hin eingestellt, um die Adressatin endlich aus der Reserve zu locken. Doch nichts geschah.

Dass sie hier nicht nur ungesund, sondern auch gefährlich leben, ist den Bewohnern des Südstadthauses Baujahr 1957 klar. Als alte Gasthermen in den Wohnungen den Dienst versagten, habe man Verwandte gebeten, die Heizungen zu reparieren. Sie wüssten, dass das schiefgehen könne, sagen die Mieter und schauen besorgt. Doch auf eigene Kosten könnten sie leider keine Handwerker engagieren, weil das Geld zu knapp sei.

"Unterschrift sieht jedes Mal anders aus"

Die Briefkästen und das Klingelschild des Hauses sind demoliert, die Hoftüre schließt nicht, im Keller wurden Ratten gesichtet, außerdem stehe er stellenweise unter Wasser. Nebenkosten seien 2015 das letzte Mal abgerechnet worden. Erst vor wenigen Wochen hätten sie eine neue Abrechnung im Briefkasten gefunden, ohne Absender, Verbrauchszahlen und Belege, unterschrieben von der Vermieterin. "Ihre Unterschrift sieht jedes Mal ganz anders aus", sagt Svetlana B. Die Mieter bezweifeln, dass es hier mit rechten Dingen zugeht. Auch das Sozialamt akzeptiert diese Abrechnung nicht. 

Keine städtische Behörde fühlt sich für die Südstadtbewohner zuständig. Der Fall macht alle ratlos. Man greife nur ein, wenn ein Gebäude unbewohnbar sei, heißt es bei der Bauordnungsbehörde. 

Wenn Mieter große Probleme hätten, übernehme sein Amt manchmal den Jahresbeitrag für den Mieterverein, sagt Dieter Maly. Ungefähr 200 Mal im Jahr komme das vor. Svetlana B. hat sich jetzt einen Anwalt gesucht. 

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