Heimspiel der Barden: #Zweiraumsilke lebt das kollektive Abenteuer

3.7.2018, 16:48 Uhr
Heimspiel der Barden: #Zweiraumsilke lebt das kollektive Abenteuer

© Foto: Dominik Lenz Photography/PR

Eine Band, das ist idealerweise eine Bande im wahrsten Sinne des Wortes, eine Glaubensgemeinschaft, eine Gang, eine Familie, ein Versprechen, ein Traum, in dem man Verbundenheit, Freiheit, Selbstbestätigung und Action erleben kann, und zwar alles zur gleichen Zeit. Hat man #Zweiraumsilke einmal live gesehen, dann weiß man, wie sehr sie diesem Ideal entsprechen: Elf Musikerinnen und Musiker, von denen jeder und jede in jeder Sekunde hundertprozentig hinter dem steht, was das Kollektiv tut.

Dieser vitale Gemeinschaftsgeist, verbunden mit hohem musikalischen Niveau und viel Experimentierfreude, hat die Erlanger Hip-Hop-Funk-Soul-Formation innerhalb kürzester Zeit weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt bekannt gemacht. "Es ist einfach unfassbar", freut sich Rapper Emma, der eigentlich Christian heißt und seinen irritierenden Spitznamen der Dampflok aus den Jim-Knopf-Abenteuern verdankt, "die Leute singen in Würzburg unsere Texte genauso mit wie in Lüneburg. Das ist alles vollkommen surreal für uns."

"Wir wollten gar keine Band gründen"

Wir sitzen vor einem Erlanger Studentencafé, er frühstückt, ich esse zu Mittag und man merkt es Emma an, wie er von der ersten Tour, die vor ein paar Tagen zu Ende gegangen ist, immer noch nachglüht. Es ging auch wirklich alles sehr schnell: Vor nicht mal drei Jahren stand die Ur-Besetzung zum ersten Mal auf der Bühne, nachdem Drummer Felix von der Szenekneipe "Gummi Wörner" gefragt worden war, ob er nicht eine Band hätte, mit der er spielen könne. Die hatte er zu dem Zeitpunkt zwar nicht, machte aber trotzdem einen Termin aus, kontaktierte einige Musiker, die er von einem Jazzworkshop kannte, die wieder andere kannten.

"Eigentlich wollten wir gar keine Band gründen", erinnert sich Emma, "es ging erstmal nur um diesen einen Auftritt." Knapp drei Wochen blieben, um ein eineinhalbstündiges Programm auf die Beine zu stellen. Man jammte Stevie-Wonder- oder Charlie-Mingus-Nummern, über die Emma Freestyle-Raps improvisierte und zu denen Sängerin Rita den souligen Gegenpart lieferte. Schon bald fand man eine Richtung, die sich für alle gut anfühlte: Jazz, Funk und Hip-Hop waren die gemeinsamen Nenner, aus denen sich schnell auch eigene Stücke entwickelten.

Einladungen zu Festivals

Beim ersten Auftritt drängten sich bereits rund 100 Besucher in dem kleinen Kellergewölbe und es ging dermaßen die Post ab, dass allen Beteiligten klar war, dass dies mehr werden würde als ein einmaliges Projekt. Es folgte eine Debüt-EP mit dem vielsagenden Titel "Zielstrebig planlos" und Einladungen zu großen Festivals wie Umsonst & Drinnen in Würzburg, dem Weinturm Open Air in Bad Windsheim, dem Lunatic Festival in Lüneburg, dem Bardentreffen oder zu einer fünftägigen Russland-Tournee.

Im Augenblick bereitet man sich auf die Aufnahmen zum ersten Album vor, welches kein Geringerer als Kraans de Lutin produzieren wird, ein Berliner Vollprofi, der unter anderem Culcha Candela, Flo Mega, Sido oder Rotfront zu seinen Kunden zählt. Wenn die Karriere der Band, deren Altersdurchschnitt bei etwa 26 liegt, sich in diesem Tempo weiterentwickelt, dann stehen für viele der Mitglieder wohl schwere Entscheidungen ins Haus, schließlich gilt es nebenher noch einen Job oder ein Studium zu absolvieren. "Wir müssen aufpassen, dass wir unser Privatleben nicht vernachlässigen", sagt Emma, der selbst gerade sein Staatsexamen in der Kinderpflege macht, "andererseits müssen wir aber auch das Album finanzieren, also viel spielen. Das Schöne ist, dass wir uns auch abseits der Musik gegenseitig unterstützen. Keine Ahnung, ob’s uns in einem Jahr noch gibt, aber jetzt haben wir die Möglichkeit, eine geile CD aufzunehmen und mit fantastischen Leuten zu arbeiten. Also machen wir das einfach."

www.bardentreffen.de

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