Heinrich-Böll-Platz begeistert mit Springbrunnen

14.8.2015, 21:00 Uhr
Heinrich-Böll-Platz begeistert mit Springbrunnen

© Eduard Weigert

Können Passanten einen Platz schon aus der Ferne hören? Ja, das geht! Fußgänger, die sich dem Heinrich-Böll-Platz in Langwasser nähern, nehmen zuerst das Plätschern des großen Brunnens wahr. Eine riesige Brunnenorgel steht dort an der Stirnseite. Über 40 Fontänen sind in einem Halbkreis angeordnet und sprühen mit voller Kraft Wasser in die Höhe.

„Wenn der Springbrunnen im Sommer nicht so stinken würde, wäre es schon schöner“, sagt Heinz Huber. Der Gemüsebauer hat dort auf dem Wochenmarkt einen Stand. Seit 1991 ist samstags von 8 bis 12 Uhr Marktzeit auf dem Heinrich-Böll-Platz. Dann bieten Bauern ihre Ware an: von Obst und Gemüse aus dem Knoblauchsland über frischen Fisch bis hin zu Backwaren und Wurst.

Nicht nur der Wochenmarkt ist auf dem Heinrich-Böll-Platz zu Hause: Auch ein Weihnachtsmarkt, der immer vor dem ersten Adventswochenende stattfindet, zieht jedes Jahr viele Besucher an. Seit 1969 thront an Ort und Stelle außerdem das Franken-Center und ist damit älter als der Heinrich-Böll-Platz selbst.

Erst Mitte der 70er Jahre hat der Stadtrat dem Plan zugestimmt, an der Glogauer Straße einen Platz zu bauen. „Bevor der Heinrich-Böll-Platz fertig war, gab es dort eine ewige Baugrube, die sogenannte Hubmann-Grube“, erinnert sich Kristina Brock, die Erste Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberg-Langwasser.

Heinrich-Böll-Platz begeistert mit Springbrunnen

© Fotos: Eduard Weigert

Auf Initiative des Bürgervereins wurde der Platz vor zehn Jahren aufgehübscht. Die von der Nürnberger Künstlerin Meide Büdel geschaffene Skulptur aus Industriestahl — zwei sich umschließende Körper — soll die Integrationsleistung der Bewohner des Stadtteils Langwasser symbolisieren. Außerdem wurden die Stahlketten um den Platz entfernt und er bekam neue Pflastersteine.

Das Ergebnis ist recht grau. „Der Platz ist ganz in Ordnung. Am schönsten ist der Brunnen. Ein paar Bänke mehr wären ganz gut. Und vielleicht ein Café“, sagt Lisa, die dort mit ihren Arbeitskolleginnen Mittagspause macht. Die sieben Sitzbänke sind heute alle schon besetzt. Deswegen müssen die Frauen auf Steinstufen ausweichen. Auf der anderen Seite des Platzes, gegenüber des Brunnens, steht eine Reihe großer Bäume, die den Passanten an heißen Tagen Schatten spenden. Auf einer Steinmauer sitzen sechs Männer und trinken ihr Bier, während sie miteinander diskutieren. In einem sind sich alle einig: Auf dem Platz gibt es zu viel Dreck, vor allem Zigarettenstummel liegen vor ihnen auf dem Boden. Fast jeden Tag ist die sechsköpfige Männergruppe da.

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass der Platz nach dem deutschen Schriftsteller Heinrich Böll benannt wurde, obwohl das Wirken des verstorbenen Dichters keinerlei Nürnberg-Bezug aufweist? Die SPD setzte sich 1985 mit ihrem Vorschlag durch, den damals neuen zentralen Platz nach dem kurz zuvor verstorbenen Nobelpreisträger zu benennen.

Bürgerverein, wbg und die CSU Langwasser-Mitte vermissten den Stadtteilbezug und plädierten für den Namen Langwasserplatz, weiß Bernhard Schmidtpeter vom Amt für Geoinformation und Bodenordnung. Eine Gemeinsamkeit aber haben Heinrich Böll und Langwasser: Böll war ein Schriftsteller der Nachkriegszeit. Und genau da, nämlich 1949, begannen die Häuser in Langwasser aus dem Boden zu sprießen.

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