Überfälle und Diebstähle: Kriminalität in Nürnberg nimmt zu

3.4.2014, 08:58 Uhr
Die Zahl der Taschendiebstähle stieg in Nürnberg erheblich.

© colourbox.com Die Zahl der Taschendiebstähle stieg in Nürnberg erheblich.

Statistisch gesehen sind im vergangenen Jahr in Nürnberg jeden Tag an die 123 Straftaten gezählt worden. Das sind 1,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Es sind exakt 44.755 Delikte.

Woher diese Steigerung rührt? Nürnbergs Polizeichef Hermann Guth macht vor allem die starke Zunahme bei Raubüberfällen (plus 19,7 Prozent), Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen (plus 30,8) und bei Taschendiebstählen (plus 34,2) verantwortlich. Während es junge Täter vor allem auf Smartphones abgesehen haben, reisen immer wieder Banden hierher, um Taschendiebstähle zu begehen. Sie schicken sogar Kinder vor, weil die noch nicht strafmündig sind.

Bei den Körperverletzungen gab es zwar einen leichten Rückgang um 3,2 Prozent. Ein Grund zum Aufatmen ist das aber nicht. „Das ist ein relativ hoher Stand, den man im Auge behalten muss“, sagt Guth. Es sind nach wie vor die Schlägereien im Suff, die die Polizei auf Trab halten. Am häufigsten fliegen die Fäuste an den Tagen, an denen das Partyvolk ausschwärmt und zu tief ins Glas schaut. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bei fast zwei von drei Körperverletzungen im öffentlichen Raum ist Alkohol im Spiel. Rund um die Discos trifft das sogar auf mehr als 70 Prozent aller Schlägereien zu.

Das Problem beschäftigt die Polizei seit Jahren. So richtig im Griff hat sie es nicht. Die Polizei denkt deshalb über "Alkoholverbotszonen" im Stadtgebiet nach — nach dem Modell Bahnhof: Dort ist es bereits verboten, Alkohol zu trinken. Die Polizei würde wohl die Areale rund um die Discos ins Visier nehmen. Im Detail will sie sich nicht dazu äußern. „Aber die Eindämmung des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum wird 2014 ein Schwerpunkt sein“, kündigt Guth an.

Kampf gegen Einbrecher

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Kampf gegen Einbrüche. Der Anstieg fiel im vergangenen Jahr zwar nicht ganz so stark aus (plus 2,3 Prozent, 538 Einbrüche), „ist aber seit drei Jahren auf relativ hohem Niveau“, sagt Polizeipräsident Johann Rast. Immerhin gibt es auch Erfolge: Die Kripo ließ eine Bande auffliegen, die in Dutzende Häuser eingestiegen ist.

Als Erfolg wertet die Kripo auch ihren Kampf gegen die Fahrraddiebe. Mittelfrankenweit wurden im vergangenen Jahr 7,7 Prozent weniger Delikte registriert, was jedoch immer noch fast 5000 Raddiebstählen entspricht. Die Hälfte davon wurde in Nürnberg begangen.

Weil die Zahlen überhandnahmen, wurde eine Ermittlungskommission eingerichtet. „Wir haben bis heute 130 Beschuldigte ermittelt“, sagt Kripochef Peter Pezolt. Die Kripo schnappte Hehler und hob Werkstätten aus, in denen die geklauten Fahrräder in Einzelteile zerlegt oder umgebaut wurden. Anfängliche Hinweise, dass hinter den Raddiebstählen organisierte Banden stecken könnten, die gleichzeitig mit der Droge Crystal handelten, hätten sich nicht erhärtet. „Es sind lauter Einzeltäter“, sagt Pezolt.

Die Kripo baut derzeit auch ein Kommissariat gegen Internetkriminalität auf, weil die Fälle um elf Prozent zugenommen haben. Und das sind nur die, die bekannt sind. Pezolt: „Es gibt ein hohes Dunkelfeld.“

Einen Anstieg gab es in Nürnberg auch bei Mord und Totschlag und den versuchten Delikten von 22 auf 30 Taten. Bei der Drogenkriminalität gab es sogar eine Zunahme von fast 15 Prozent. Diese ist jedoch darauf zurückzuführen, dass die Polizei stärker kontrolliert hat.

Plus in ganz Mittelfranken

Nicht nur in Nürnberg, sondern in ganz Mittelfranken wurden im vergangenen Jahr mehr Straftaten registriert (insgesamt: 93600). Mit einem Anstieg von zwei Prozent liegt das Polizeipräsidium leicht über dem bayerischen Trend. Schon seit 2010 nimmt die Zahl konstant zu. „Ich halte das nicht für besorgniserregend“, meint Polizeipräsident Rast. Zumal er froh darüber ist, dass bei der Straßenkriminalität insgesamt ein Rückgang (2,5 Prozent) erkennbar ist. Die Aufklärungsquote hat sich leicht verbessert: auf 64,2 Prozent.

„Nach Oberbayern ist Mittelfranken der meistbelastete Regierungsbezirk Bayerns“, fährt er fort. Das kommt nicht von ungefähr: In den Großstädten München und Nürnberg werden überdurchschnittlich viele Straftaten begangen. Nürnberg landet auf dem Ranking der sichersten Städte in Bayern dann auch nur auf dem vorletzten Platz. Schlechter steht nur Regensburg da.

Aber Statistik ist relativ: Verglichen mit Städten in anderen Bundesländern kommt Nürnberg im Blick auf die Zahl der Straftaten, die pro 100.000 Einwohner begangen werden, immer noch sehr gut weg: Beim Vergleich aller deutschen Großstädte ab 500.000 Einwohner landete Nürnberg im Jahr 2012 nach München sogar auf Platz zwei. Zahlen für 2013 liegen noch nicht vor.

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