Hitzige Debatte über Dürer im Rathaussaal

8.5.2013, 15:30 Uhr
Hitzige Debatte über Dürer im Rathaussaal

© Horst Linke

In einem Punkt waren sich zumindest die Fachleute einig: Der Titel der Diskussionsveranstaltung „Dürer zurück ins Rathaus“ war falsch gewählt. Die originalen Wandfresken oder Wandmalereien könnten gar nicht malerisch rekonstruiert werden, da genaue Vorlagen fehlen würden. Für eine authentische Rekonstruktion wären vorhandene Fotos und Dias in einem zu schlechten Zustand.

„Was weg ist, ist weg“, fasste Johannes Greipl, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die Diskussion zusammen. „Authentisches, das verloren ist, kann nicht wiedergewonnen werden“, so Greipel weiter. Angesichts von rund 3000 Denkmälern, die allein in Bayern verfallen, hält der Landeskonservator die Nürnberger Debatte sogar für skandalös.

Auch der stellvertretende Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums ist nicht von Idee überzeugt: „Was hat das überhaupt noch mit Dürer zu tun? Es packt mich das kalte Grausen, was über die Zeit hinweg gerettet werden konnte.“ Bringe man das, was auf den überlieferten Fotos zu sehen ist, auf der Wand an, so hätte das nichts mit Dürer zu tun.

Der Göttinger Kunsthistoriker Carsten-Peter-Warnicke war der einzige der insgesamt sechs geladenen Experten, der eine abweichende Meinung hatte. Sollte es nicht zu einer Ausmalung kommen, dann wäre der wiederaufgebaute Rathaussaal „eine Verschwendung von Steuergeldern“, weil die Inhalte fehlen, sagte Warnicke und schlug eine Rekonstruktion im modernen Geist zu wagen.

Einzig Teile des Publikums, das die Meinungsbeiträge der Fachleute mit etlichen Buh-Rufen beantwortete, und der Vorsitzende der Altstadtfreunde, Karl-Heinz Enderle, fordern weiterhin eine Ausmalung.

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