Hotelverband sieht Airbnb kritisch: Zu viele Betten in Nürnberg

7.2.2016, 06:00 Uhr
Hotelverband sieht Airbnb kritisch: Zu viele Betten in Nürnberg

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Neben neuen Hotels drängen jedoch auch verstärkt Privatanbieter auf den Markt. Über die Online-Plattform Airbnb bieten sie Touristen Zimmer und Wohnungen an – eine Entwicklung, die nicht allen gefällt. 1000 Zimmer und Wohnungen sind nach Angaben von Airbnb in Nürnberg gelistet. Das Angebot ist breit gefächert. Ein Platz für zehn Euro auf dem Schlafsofa ist über das Portal ebenso buchbar, wie das schicke Penthouse in Burgnähe mit Dachterrasse für knapp 300 Euro die Nacht.

Yvonne Coulin von der Tourismuszentrale ist froh darüber, dass es das Angebot gibt. "Das zeigt, das die Nachfrage nach diesem Segment steigt", so Coulin. Immer mehr Touristen seien mittlerweile auf der Suche nach solchen individuellen Übernachtungsmöglichkeiten. Dabei ginge es vielen Reisenden weniger um die Möglichkeit, billig absteigen zu können, als darum, Nürnberg als Insider zu erleben und individuelle Tipps von Nürnbergern zu bekommen.

Der persönliche Kontakt ist bei Buchungen über Airbnb wichtig. Anders, als bei vielen anderen Portalen, muss man hier schließlich jede Menge Informationen über sich preisgeben. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Chemie zwischen Gast und Gastgeber stimmt. Persönlich hat Coulin noch nicht über Airbnb gebucht.

"Ich kenne aber viele Leute, die gerne so reisen", sagt Coulin. Die Tourismusexpertin weist aber auch darauf hin, dass sich Anbieter bei Airbnb an bestimmte Gesetze halten müssen. Einfach am Fiskus vorbeischleusen darf man die Einkünfte aus der Zimmervermietung schließlich nicht.

Während man Airbnb bei der Tourismuszentrale als Bereicherung empfindet, sieht man die Sache beim Hotel- und Gaststättenverband schon etwas kritischer. "In Nürnberg gibt es zu viele Betten", sagt Stefan Rottner vom Verband. Dass auf dem Markt dann noch unterschiedliche Spielregeln gelten, sei unfair. "Wir müssen uns an hohe Auflagen beim Brandschutz halten", so Rottner. Außerdem koste Fachpersonal zur Betreuung der Gäste Geld. Nicht zu vergessen seien auch die Gewerbe- und die Umsatzsteuer. "Da ist der Gesetzgeber gefragt", sagt Rottner.

Untervermietung nur mit Erlaubnis

Kritisch beobachtet man die Entwicklung auch seitens des Mieterbundes, schließlich geht Wohnraum verloren, wenn mit Zimmern Geschäfte gemacht werden. "Bei 289.622 Einheiten könnte man natürlich denken: 'Was sind schon 1000 Wohnungen'", sagt Gunther Geiler vom Deutschen Mieterbund Nürnberg. Den Vergleich lässt er allerdings nicht gelten. Viel lieber verweist er darauf, dass 1000 Einheiten doch recht viel sind, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2014 in der ganzen Stadt gerade einmal 1104 Wohnungen fertiggestellt worden sind. Wenn die Unterkünfte, die bei Airbnb angeboten werden, dann auch noch aus dem günstigen Wohnungssegment stammen, dann sei das bedenklich. "Die Stadt soll den Blick behalten", sagt Geiler.

Und das tut sie auch. "Wir haben nachgeprüft", sagt Britta Walther vom Stab Wohnen. Bei den 1000 gelisteten Wohnungen seien demnach auch etliche Angebote aus dem Umland dabei, außerdem habe man festgestellt, dass viele Angebote nicht gewerblich seien. "Wir sehen derzeit keinen Handlungsbedarf", sagt Walther. Im Hinblick auf die geringe Zahl sei der hohe Personalaufwand einer Prüfung auf Zweckentfremdung nicht lohnenswert.

Was man aber beachten sollte, wenn man in seinem Gästezimmer Touristen beherbergen will? Den Mietvertrag. Darauf weißt Dirk Clausen hin. "Untervermieten darf man nur mit der Erlaubnis des Vermieters", sagt der Fachanwalt für Mietrecht. Und sobald ein Besuch für die Übernachtung zahlt, handelt es sich um einen Fall von Untervermietung.

Selbst wenn der Mietvertrag Untervermietung grundsätzlich gestattet – etwa bei Wohngemeinschaften – heißt das nicht automatisch, dass auch eine tageweise Untervermietung erlaubt sei. Schließlich könne man der Hausgemeinschaft eines Mietshauses nicht zumuten, dass sich ständig wechselnde Personen darin aufhalten.

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