Ikea in Nürnberg: Natur zwingt Planer zum Umdenken

3.10.2017, 06:00 Uhr
Heimeinrichtung? Hier entlang, bitte! Ikea zieht an die Regensburger Straße.

© dpa Heimeinrichtung? Hier entlang, bitte! Ikea zieht an die Regensburger Straße.

Auf 25.500 Quadratmetern Verkaufsfläche wird Ikea im Südosten Nürnbergs alles anbieten, was der Mensch zum Nestbau braucht. Von der Kerze über die Kuscheldecke bis zur Sofalandschaft. Was man eben vom Sortiment des schwedischen Großunternehmens so kennt.

An der Regensburger Straße (im Vordergrund) plant der Möbelkonzern auf 33.000 Quadratmetern ein zweistöckiges Möbelhaus. Im Hintergrund zu sehen: die Bahnlinie, rechts oben das Stadion.

An der Regensburger Straße (im Vordergrund) plant der Möbelkonzern auf 33.000 Quadratmetern ein zweistöckiges Möbelhaus. Im Hintergrund zu sehen: die Bahnlinie, rechts oben das Stadion. © Ikea/PR

Über Vor- und Nachteile des Standorts wurde in Nürnberg schon viel diskutiert: Die Fläche ist ohnehin schon versiegelt, sie liegt nah an der Autobahn, aber auch an der jetzt schon stark befahrenen Regensburger Straße. Auch jede Menge Umweltbelange kamen zur Sprache. Kritische Stellungnahmen gab es nun erneut zum geänderten Flächennutzungsplan, der vom 16. Februar bis zum 22. März öffentlich einsehbar war.

So fordern etwa die Städte Fürth und Schwabach, dass das Sortiment des Nürnberger Ikea-Hauses deutlich reduziert wird. Beide fürchten, dass ihren Zentren zu viel Kundschaft abgeworben wird. Die Antwort der Nürnberger Stadtverwaltung fällt dazu eindeutig aus: "Die Ansiedlung des Branchenführers (Ikea, Anm. d. Red.) dient der Attraktivitätssteigerung des Einzelhandelsstandorts Nürnberg und stärkt die wichtige oberzentrale Funktion der Stadt", heißt es in etwas sperriger Verwaltungssprache in den Unterlagen für den Stadtplanungsausschuss am 12. Oktober.

"Ein erhebliches öffentliches Interesse"

"Durch die Neuansiedlung am Standort Regensburger Straße wird ein Großteil der Bevölkerung im Stadtgebiet und dem Umland mit einem bestimmten Sortiment erreicht, das in der näheren Umgebung nicht vorhanden ist", steht weiter in dem Bericht zu lesen. Durch die Ikea-Ansiedlung werde die Wirtschaftskraft gestärkt und es würden neue Arbeitsplätzen geschaffen. "Hierin ist ein erhebliches öffentliches Interesse zu sehen." Eine Reduzierung des Sortiments stehe dem Ziel entgegen, so die Stadtverwaltung, den "Kaufkraftabfluss aus Nürnberg zu unterbinden". Dieser "Kaufkraftabfluss" sei nämlich erst durch die Ikea-Filiale in Fürth entstanden.

Im Einwand der beiden Nachbarstädte geht es um das "zentrenrelevante Sortiment", also weniger um die Möbel als um Accessoires, Spielsachen, Stoffe, Lebensmittel, Porzellan. Diesen Bereich hätten Fürth und Schwabach gerne kleiner gesehen. Kritische Anmerkungen gab es in den jüngsten Stellungnahmen zu dem Projekt auch zur Anbindung des Einrichtungshauses an den öffentlichen Personennahverkehr. Bus und S-Bahn reichten nicht aus, hieß es. Vorgeschlagen wurde deshalb die Einrichtung einer Carsharing-Station speziell für sperrige Gegenstände.

Nacharbeit ist in Fragen des Artenschutzes gefordert. Auf dem Gelände wurden nämlich Kreuzkröten und Zauneidechsen entdeckt, zwei streng geschützte Arten. "Das Ikea-Projekt wird dadurch nicht gefährdet", sagt Umweltreferent Peter Pluschke. "Es gilt jetzt, weiter nach geeigneten Ausgleichsmaßnahmen zu suchen. Der Aufwand wird etwas größer." Es sei durchaus möglich, auch mit Hilfe baulicher Maßnahmen neue Schlupflöcher zum Beispiel für die Zauneidechsen zu schaffen.

Ikea investiert an dem neuen Standort in Nürnberg 60 Millionen Euro, der Preis für den Grund noch nicht eingerechnet. Es sollen rund 250 neue Arbeitsplätze entstehen. Das Gebäude wird zwei Geschosse bekommen. Unter dem Einrichtungshaus, das auf Stelzen steht, werden Parkplätze geschaffen. Insgesamt soll es künftig rund 1400 Stellplätze geben. Das Unternehmen erwartet einen Einzelhandelsumsatz von etwa 76,8 Millionen Euro brutto pro Jahr.

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