„Im Mittelstand zählen auch Stellen hinterm Komma“

14.6.2013, 00:00 Uhr
„Im Mittelstand zählen auch Stellen hinterm Komma“

© Barbara Lohss

Neben Themen der Personalbeschaffung standen auch das Management von personalrelevanten Aufgaben, wie beispielsweise die Lohnbuchhaltung, und andere Dienstleistungen wie Fuhrpark-Management oder Altersversorgung im Fokus der Personalmesse. Zusammen mit dem Technologie-Verband NIK und der Steuerberatung Schnacken&Panek hat Roland Netter, Vorstand der GKM-recruitment AG, das erste Personalmanagement-Event Nordbayerns organisiert. Für viele der rund 130 vorwiegend mittelständischen Fachbesucher besonders interessant: Der Erfahrungsbericht eines ehemaligen Konzernmanagers, der inzwischen selbst Unternehmer ist und die „zwei Welten“ aus eigener Erfahrung vergleichen kann.

Sprung ins kalte Wasser

„Es gibt kein ‚besser’ oder ‚schlechter’ — es ist einfach anders“, schickte Martin Daut vorweg. Er schilderte, warum ein Vorstand den Sprung ins kalte Wasser des Unternehmertums wagt. Von außen betrachtet hatte er alles erreicht, was man erreichen kann. Seit 1988 bekleidete er Managementfunktionen in verschiedenen Konzernen, zuletzt war er geschäftsführender Vorstand der deutschen Niederlassung der Direktbank Cortal Consors. Vor drei Jahren kündigte er diesen Posten und wurde Vorstand und Mitgesellschafter der Nürnberger simple fact AG, einem Unternehmen, das auf Business Intelligence Software spezialisiert ist.

Der Schritt von 750 zu 40 Mitarbeitern und von 200 Mio. € Umsatz auf sechs Mio. € pro Jahr fiel ihm relativ leicht, sagte er. Schließlich war er überzeugt davon, „dass das Unternehmen in einem absolut zukunftsträchtigen Markt agiert.“ Die Reaktionen auf seinen Schritt fielen allerdings sehr unterschiedlich aus. Auch bisherige „Geschäftsfreunde“ reagierten teilweise überaus zurückhaltend. „Sie glauben gar nicht, wie groß auf einmal die Vorzimmer geworden sind“, schilderte Daut seine Erfahrungen.

Um nicht in den Ruf zu geraten, das Unternehmen „unehrenhaft“ verlassen zu haben, sei es gut, seinen früheren Arbeitgeber als Kunden zu gewinnen, so der ehemalige Manager. Das ist ihm genauso gelungen, wie er viele Fähigkeiten und Kenntnisse in das neue Unternehmen einbringen konnte. Was er nach eigener Aussage neu lernen musste, war der Umgang mit Geld. „Im Mittelstand zählen auch die Stellen hinter dem Komma“, so der Referent. Denn als Mittelständler sei man quasi immer im „(Über-)Lebenskampf“.

Lohnender Schritt

Obwohl die meisten Manager, die aus Konzernen in den Mittelstand wechseln, zunächst weniger Geld verdienen, lohnt sich aus Sicht des Unternehmers der Schritt. Er sieht seine Anteile am Unternehmen als Teil der Altersvorsorge. Wenngleich diese nicht risikolos ist: „Man haftet mit dem eigenen Geld.“

Unbezahlbar sei dagegen die Gestaltungsfreiheit, die man als Unternehmer genießt. Nicht mehr fremdbestimmt zu sein, ist sicher ein wichtiges Motiv für alle, die diesen Schritt wagen. „Man muss mit der jeweiligen Rolle richtig umgehen“, fasste Daut zusammen.

Einen Vergleich zwischen Konzernen und Mittelständlern zog auch Achim Apel, Direktor von Arrow ECS, in seinem Vortrag. Er beleuchtete Chancen und Anforderungen beim Aufbau eines internationalen Vertriebs aus der Perspektive eines erfahrenen Vertriebsmanagers. Über die Möglichkeiten und insbesondere den Kosten-/Nutzenfaktor der Personalbeschaffung referierte Veranstalter Roland Netter.

Wer die Themen vertiefen wollte, hatte dazu bei den 20 Ausstellern Gelegenheit, die unter dem Motto „Nordbayern meets Nordbayern“ mit Ansprechpartnern aus der Region vertreten waren. Eine Wiederholung der Messe — vielleicht auch in größerem Stil — kann sich Netter gut vorstellen.

 

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