Im Netz lässt sichs leicht schikanieren

25.10.2011, 19:58 Uhr
Im Netz lässt sichs leicht schikanieren

© Polizei Oldenburg/dapd

Mobbing mithilfe der neuen Medien - die Bandbreite reicht von einfachen Kurznachrichten mit dem Mobiltelefon über verbale Angriffe auf sozialen Netzwerken wie schuelerVZ und Facebook bis hin zu peinlichen Videos, die auf Portale wie Youtube gestellt werden. Dazu kommt: die Hemmschwelle zum Cybermobbing wird durch die Anonymität im Netz deutlich herabgesetzt. Laut aktuellen Studien wurde bereits jeder dritte Jugendliche schon einmal im Internet schikaniert.

Dieses Problem haben die Mitarbeiter der Jugend-Information Nürnberg des Kreisjugendrings erkannt und haben - unterstützt von der Polizeiberatung im Zeughaus und dem Jugendamt - ein Konzept zur Aufklärung erarbeitet. „Bevor die Workshops im Juni anliefen, haben wir viele Testläufe gemacht, auch an unterschiedlichen Schultypen. Die Rückmeldungen waren größtenteils positiv“, sagt Mareike Roth von der Jugend-Information.

Kern des Angebots ist es, den Schülern die großen Unterschiede zwischen Cybermobbing und dem direkten Mobbing von Angesicht zu Angesicht aufzuzeigen. Cybermobbing ist nämlich nicht an Raum und Zeit gekoppelt. „Für die Betroffenen bleibt oftmals kein Schutzraum, da die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem immer mehr verschwimmt“, sagt Roth. Auch die Folgen für Opfer und Täter beim Internetmobbing, sowie Tipps wie man sich schützen kann, sprechen die Mitarbeiter an.

Im Netz lässt sichs leicht schikanieren

© Vitali Malsam

„Uns erstaunt immer wieder der sorglose Umgang mit Internet“, erinnert sich Roth an die vergangenen Workshops. „Vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, dass die Öffentlichkeit im Internet immens ist. Und was einmal ins Netz gelangt, ist kaum mehr gänzlich zu löschen“, erklärt Christian Brunner von der Polizeiberatung im Zeughaus.

Brunner hat die Workshop-Mitarbeiter der Jugend-Information in rechtlichen Aspekten geschult. Gleichzeitig ist er bei der Polizeiberatung im Zeughaus Hauptansprechpartner für Probleme rund um Internetmobbing. Er steht auch für anonyme Anfragen zur Verfügung.  „Wir klären die Leute auf und bieten ein umfangreiches Beratungsangebot. Dabei gehen wir immer individuell von Fall zu Fall vor“, so Brunner. Ihn interessiert die Geschichte dahinter. Wie kam es zum Cybermobbing? Wer könnte der Täter sein? Hat das Opfer eventuell selbst Fehler im Internet gemacht, die das Mobbing begünstigt haben?

Betroffenen rät Christian Brunner immer zu einer Art Tagebuch. „Darin sollte man festhalten wann etwas auf welcher Seite veröffentlicht wurde. Am besten sichert man das als Screenshot.“ Bei andauernden Aktionen sollte man nicht zu lange warten um, samt den Beweisen bei der Polizei eine Anzeige aufzugeben. Bevor es jedoch so weit kommt, sollte der oder die Betroffene versuchen, die Ursache oder den Urheber des Cybermobbings selbst zu finden und das eigene Verhalten hinterfragen. "Wenn man jedoch nicht sicher ist, kann man zu jeder Polizeidienststelle gehen und sich den Beamten anvertrauen."

Bei schweren Fällen ist der Gang zum Anwalt nötig. Doch dabei gibt es etwas Wichtiges zu beachten, wie Rechtsanwalt Markus Lintner erklärt: „Die Beweissicherung ist das A und O.“ Bei Äußerungen im Internet sollte man beispielsweise einen Bildschirmausdruck anfertigen. Gleichzeitig empfiehlt er den Opfern sich frühzeitig gegen Cybermobbing zur Wehr zu setzen.

Internetmobbing ist jedoch rechtlich gesehen nicht eindeutig definiert. Die Grenzen sind da oft fließend. „Äußerungsdelikte sind immer mit dem Grundrecht der Meinungsfreiheit abzuwägen. Deshalb kann in der Regel auch nur gegen klare Angriffe vorgegangen werden. Bloße Unmutsäußerungen oder ähnliches sind oftmals hinzunehmen“, so Lintner. Gegen Täter kann dann beispielsweise in Form einer Abmahnung vorgegangen werden.

Damit es aber gar nicht erst soweit kommt ist Prävention und Aufklärung sehr wichtig – und die Nachfrage nach den 180-minütigen Workshops der Jugend-Information ist daher groß. „Mitte September ging ja die Schule wieder los und wir haben innerhalb weniger Tage schon über 20 Buchungen zu verzeichnen“, so Mareike Roth. Aktuell erarbeiten die Mitarbeiter auch einen Workshop zum Thema „Social Communities“. Dort soll den Jugendlichen der richtige Umgang in und mit sozialen Netzwerken gezeigt werden.

Weitere Informationen: www.jugendinformation-nuernberg.de oder www.mobbing-netzwerk-nuernberg.de. Betroffene können Christian Brunner telefonisch unter 0911/21125519 kontaktieren.

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