Immer mehr Flüchtlinge suchen Hilfe bei den Tafeln

10.10.2015, 05:57 Uhr
Immer mehr Flüchtlinge suchen Hilfe bei den Tafeln

© dpa

Albert Ziegler zum Beispiel kann nach wie vor auf genügend Lebensmittel zurückgreifen. „Unsere Lager sind voll“, sagt der Vorsitzende der Nürnberger Tafel. Jeden Tag fahren die Transporter des Vereins rund 70 verschiedene Geschäfte im Großraum Nürnberg an, doch die begrenzten Lager- und Kühlmöglichkeiten bremsen die 160 Helferinnen und Helfer oft aus.

„Außerdem haben wir zu wenig Personal und zu wenige Ausgabestellen“, fasst Ziegler das Dilemma der Nürnberger Tafel zusammen, die im Schnitt etwa 5000 Menschen pro Woche mit Lebensmitteln versorgt. Den Anteil der Flüchtlinge schätzt er auf acht bis zehn Prozent, Tendenz steigend. „Diese Woche sind innerhalb von drei Tagen 60 entsprechende Anträge auf meinem Schreibtisch gelandet“, erzählt der Vorsitzende.

Im Gegensatz zu manchen überlasteten Tafeln im Bundesgebiet, die keine Lebensmittel an Asylbewerber ausgeben, weisen die Nürnberger Helfer jedoch kaum jemanden ab. Wenn die Zahl der hilfesuchenden Flüchtlinge aber weiterhin so stark steige, müsse man sich irgendwann etwas überlegen. „Mehr als 200 Familien pro Tag können wir nicht versorgen. Da stoßen wir logistisch und vom Platz her an unsere Grenzen“, sagt Ziegler.

Auch in Fürth ist die Situation „noch erträglich“, wie es die Tafel-Vorsitzende Traudel Cieplik formuliert. „Es gibt schon mal Tage, an denen es knapp wird. Dann müssen ein Brot oder ein Blumenkohl halt aufgeteilt werden“, erzählt sie. Wie viele Flüchtlinge sich derzeit in die Warteschlangen an den Ausgabestellen einreihen, kann sie nicht genau beziffern, doch die Steigerung sei unübersehbar.

"Untereinander ja auch sehr gut vernetzt"

„Die Asylbewerber sind untereinander ja auch sehr gut vernetzt“, weiß Traudel Cieplik, die bei der Frage, welcher Flüchtling die Kriterien für einen Tafelausweis erfüllt, hin und wieder in der Luft hängt. Ein Problem dabei ist natürlich auch die Sprachbarriere.

Die Tafel in Roth wiederum verzichtet auf ein System mit Berechtigungs-Ausweisen. „Wir entscheiden mit Herz und Augenmaß“, erzählt Vorsitzender Hans-Joerg Wonitzki. Aufgrund der Vielzahl der in Roth untergebrachten Flüchtlinge kann die Tafel nicht allen zusätzliche Lebensmittel zur Verfügung stellen.

Hin und wieder kommen auch  Menschen, die in der Erstaufnahmeeinrichtung in der örtlichen Otto-Lilienthal-Kaserne untergebracht sind und dort auch verpflegt werden. „Diesen Flüchtlingen verständlich zu machen, dass unsere Lebensmittel nicht für alle Bedürftigen reichen, ist manchmal nicht ganz einfach“, erzählt Wonitzki. Bislang seien diese Diskussionen aber immer friedlich verlaufen.

Bei der Tafel in Ansbach hingegen musste schon mal die Polizei anrücken, weil einige Flüchtlinge das System dieser karitativen Einrichtung offensichtlich nicht verstanden hatten, sich eher in einer Art Supermarkt wähnten und die weiblichen Helferinnen nicht als Autoritätspersonen akzeptierten. „Das sind junge Männer, die aus einer ganz anderen Kultur kommen. Denen muss man erst mal vermitteln, wie das in unserem Land funktioniert“, zeigt Vorsitzende Edeltraut Merker jedoch Verständnis für diese Anfangsschwierigkeiten.

Und ihr Nürnberger Kollege Albert Ziegler ist von einigen Asylbewerbern aus Syrien ganz begeistert. „Die fragen, ob sie mithelfen können, und packen sofort mit an, wenn ein Auto ausgeladen werden muss. Und einer stellt sich regelmäßig als Dolmetscher zur Verfügung“, berichtet er. Viele Flüchtlinge sind offensichtlich auch hungrig nach einer sinnvollen Beschäftigung.

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