Immobilienpreise in Nürnberg steigen immer weiter

9.5.2014, 05:58 Uhr
In vielen Städten Deutschlands wird zurzeit kräftig gebaut, Nürnberg — im Bild eine Baustelle in St. Peter — macht da keine Ausnahme.

© Jean-Pierre Ziegler In vielen Städten Deutschlands wird zurzeit kräftig gebaut, Nürnberg — im Bild eine Baustelle in St. Peter — macht da keine Ausnahme.

Das geht aus dem jährlichen Marktbericht des Immobilienportals immowelt.de hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Datenbasis für die Berechnung der Durchschnittspreise in Nürnberg waren 10.970 auf immowelt.de inserierte Angebote. Verglichen wurde das 1. Quartal 2014 mit dem Vorjahreszeitraum.

Demnach sind in Gostenhof, das laut Mitteilung „bislang nicht unbedingt die erste Wahl beim Wohnungskauf war“, die Preise gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gestiegen, in Langwasser sogar um 17 Prozent. In Gostenhof wird der Quadratmeter Eigenheim aktuell für durchschnittlich 1807 Euro angeboten, in Langwasser für 1798 Euro. Damit befinden sich die Preise zwar auf Wachstumskurs, gegenüber dem teuersten Stadtteil sind sie aber noch günstig: In Thon liegen die Quadratmeterpreise bei 3130 Euro. Hier erhöhten sich die Angebotspreise innerhalb eines Jahres um 20 Prozent.

Da die traditionell teuren Pflaster, zu denen etwa auch die Innenstadt, Laufamholz und Erlenstegen gehören, in den vergangenen Jahren noch teurer geworden sind, geraten nun auch andere Stadtteile in den Sog der Preisspirale. Wer aktuell eine Immobilie sucht, schaut sich daher verstärkt in „Randbezirken mit U-Bahn-Anbindung“ wie Langwasser um, weiß das Immobilienportal. Dazu passt die Meldung des aktuellen Nürnberger Grundstücksmarktberichts, dass 2013 weniger Immobilien als im Vorjahr verkauft wurden. Einer der Gründe dafür sind die stark gestiegenen Preise, die viele potenzielle Käufer nicht bezahlen können.

Trend wohl bald zu Ende

Diese Entwicklung hat bald ein Ende, glaubt Gerhard Frieser vom Grund- und Hausbesitzerverein Nürnberg und Umgebung. Aufgrund hoher Bautätigkeit rechnet er „in drei, vier Jahren“ mit einer Stagnation oder zumindest „flachen Entwicklung“ der Miet- und Kaufpreise. Dies alles sei, betont der Vorsitzende des Vereins, von der Lage abhängig. Die „Trendzentren“ im Osten und der Nordstadt werden kostspielig bleiben, es können sich aber neue Trends entwickeln – „vielleicht auch in der Südstadt“, so Frieser. „Dort, wo ich die Leute hinhaben will, brauche ich auch eine entsprechende Struktur“, rät er der Nürnberger Wohnungspolitik im Hinblick auf die für Immobilienkäufer eher unattraktive Südstadt.

„Es gibt in der Südstadt keinen Leerstand“, sagt dagegen Britta Walther, die neue Leiterin von „Stab Wohnen“ im Wirtschaftsreferat. Jede sich bietende Baulücke werde genutzt, das gelte für ganz Nürnberg. Mit mehreren Instrumenten versucht die Stadt, den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Da werden städtische Flächen bebauungsreif gemacht und vermarktet, andere Flächen sind für den sozialen Wohnungsbau reserviert. Gezielt sucht man nach Baulücken und gibt Grund zum günstigen Festpreis ab, wenn das Bauprojekt eine sozial– oder wohnungspolitische Komponente hat.

Dass das dringend nötig ist, zeigt ebenfalls ein Blick in den Marktbericht des Immobilienportals: Seit 2011 sind die Preise der angebotenen Mietwohnungen um elf Prozent gestiegen. Mit 8,40 Euro kostet der Quadratmeter durchschnittlich zwar nur 40 Cent mehr als im Vorjahr. Die Mieten in Nürnberg liegen jedoch 22 Prozent über dem deutschen Durchschnitt von 6,90 Euro. Dennoch lobt das Immobilienportal: „Verschiedene Neubauprojekte scheinen zu greifen und verhindern höhere Mietsteigerungen.“ Ausnahme ist Worzeldorf – im südlichen Randbezirk „mit vielen modernen Neubauten“ sei die Durchschnittsmiete um 17 Prozent nach oben gegangen.

Beim Mieterbund Nürnberg und Umgebung drehen sich die meisten Beratungen um Mieterhöhungen, weiß Geschäftsführer Gunther Geiler. Seine Kritik: „Die Anzahl bezahlbarer Wohnungen sinkt und es wächst nichts mehr nach, was günstig ist.“ Die „Rückzugsgebiete“, in denen sozial Schwache Wohnraum finden, werden kleiner. „Eigentlich will ich nicht von Rückzugsgebieten sprechen, weil das nach bedrohten Tierarten klingt. Aber der Begriff trifft die Sache leider ganz gut.“

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