Impfpass als "Eintrittskarte" in Nürnbergs Kindergärten

28.2.2015, 06:00 Uhr
Bei Neuanmeldungen für den Kindergarten werden die Impfpässe der Kleinen geprüft. Gegen Erkrankungen wie Masern, Röteln oder Mumps sollten Kindergarten-Kinder bereits geimpft sein.

© colourbox.de Bei Neuanmeldungen für den Kindergarten werden die Impfpässe der Kleinen geprüft. Gegen Erkrankungen wie Masern, Röteln oder Mumps sollten Kindergarten-Kinder bereits geimpft sein.

Gerade in den Kindergärten ist die Ansteckungsgefahr besonders groß: Schließlich drängen sich viele Kinder bei den Spielen auf engem Raum. Da bekommen die 3- bis 6-Jährigen nicht nur viele neue Freunde, sondern auch jede Menge Bazillen und Viren ab. Erkältungen, Halskratzen und Fieber sind für die Kita-Erzieherinnen lästig, aber kaum vermeidbar.

Sehr wohl vermeidbar sind allerdings schwerere Erkrankungen wie Masern, Röteln oder Mumps. Gegen diese sowie etliche weitere heftige Krankheiten sollten Kindergarten-Kinder bereits geimpft sein. Daher kontrollieren die Einrichtungen bei den Neuanmeldungen die Impfpässe. Gibt es Lücken, werden die Eltern gebeten, mit ihrem Nachwuchs zum Kinderarzt zu gehen. Das vollständige Dokument ist sozusagen die Eintrittskarte in den Kindergarten.

Durch das konsequente Durchimpfen ganzer Generationen ist es gelungen, gefürchtete Erkrankungen wie Kinderlähmung oder Masern stark zurückzudrängen oder fast auszurotten. Die „Ständige Impfkommission“ gibt Empfehlungen, welche Impfungen aus ihrer Sicht unbedingt nötig sind. Sie betont jedoch den freiwilligen Charakter, denn eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht. Oft sind es nur Impflücken aus Nachlässigkeit der Eltern. Es gibt aber auch bewusste Impfverweigerer. Sie argumentieren, dass häufig finanzielle Interessen der Pharma-Industrie hinter Impfkampagnen stecken und dass man dem kindlichen Organismus zu viel zumute.

Ein Fall von Masern

Während in Berlin seit Jahresbeginn nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörden mehr als 470 Masern-Fälle aufgetreten sind, hat das Nürnberger Gesundheitsamt im gleichen Zeitraum lediglich einen Fall registriert. „In der Fläche haben wir eine relativ gute Impfquote, auch wenn sie noch nicht perfekt ist“, sagt Norbert Kurz vom Gesundheitsamt. So gab es 2014 acht Fälle von Masern, 2013 hingegen nur eine gemeldete Infektion.

Wie viele Kinder in Nürnberg überhaupt geimpft sind, lässt sich anhand der Kontrollen des Impfpasses bei den Schuleingangsuntersuchungen sagen. So waren 92,4 Prozent der Kinder, die heute die erste Klasse besuchen, zweimal geimpft, 7,5 Prozent waren nicht ausreichend oder gar nicht geimpft. Allerdings war bei zehn Prozent der Kinder gar kein Impfpass vorgelegt worden. Keine Bagatelle. Denn das Virus ist hoch ansteckend.

Gerade vor dem Hintergrund, dass derzeit viele Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften auf engem Raum zusammenleben, eine heikle Situation. Denn nicht alle seien ausreichend geimpft, wie Kurz sagt. Eine frühzeitige und hochgradige Durchimpfung wäre ein gutes Mittel, um hier einen möglichst hohen Schutz gewährleisten zu können - wenn denn die Bewohner eine Impfung zulassen. Doch eine größer angelegte Maßnahme scheitere derzeit auch am fehlenden Personal, wie Kurz sagt. Man denke aber über mögliche Strategien nach, etwa niedergelassene Ärzte dafür zu gewinnen.

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