Ina Schönwetter-Cramer leitet das Awo-Heim in St. Johannis

20.1.2015, 07:44 Uhr
Ina Schönwetter-Cramer leitet das Awo-Heim in St. Johannis

„Mir ist bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete“, sagt Ina Schönwetter-Cramer und zollt damit Hermann Beißer, der das Käte-Reichert-Heim fünfeinhalb Jahre lang führte, großen Respekt. „Er war ein sehr geschätzter Vorgänger“, fährt sie fort, dessen Arbeit sie gerne fortführe.

Das Haus beschreibt seine Philosophie mit einem Zitat von Georg Christoph Lichtenberg: „Nicht nur dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben geben.“ Den Senioren ein herzliches Umfeld zu schaffen, in dem sie den Lebensabend so weit wie möglich selbstbestimmt und aktiv gestalten können, hat auch für Schönwetter-Cramer Priorität. „Natürlich kann es in einem Heim nie wie zu Hause sein“, weiß sie, „aber es ist mir wichtig, dass sich die Menschen hier wohlfühlen.“

Die gebürtige Thüringerin ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. In Würzburg studierte sie Pflegemanagement und arbeitete als Pflegedienstleitung und stellvertretende Leiterin in verschiedenen kleineren privaten Einrichtungen, zuletzt in Erfurt. Dass sie mit 31 Jahren nun den Chefposten im Käte-Reichert-Heim mit 103 Plätzen und rund 80 Mitarbeitern übernimmt, sieht sie als Chance. Sie fühle sich wohl in der Frankenmetropole und freue sich über die Herzlichkeit, mit der sie hier empfangen worden sei.

Der Entschluss sich berufsmäßig der Pflege zu widmen, stand schon in frühen Jahren fest. „Mit sechs Jahren war ich mit einem Leistenbruch im Krankenhaus und durfte die Schwestern dort begleiten. Ich bin ein sehr empathischer Mensch und das Medizinische hat mich schon als Kind sehr interessiert“, erzählt die Mutter einer zweijährigen Tochter. Mit älteren Menschen zu arbeiten findet sie vor allem deshalb bereichernd, weil jeder von ihnen eine Geschichte und viel zu erzählen habe. Mit der Tatsache, dass der Berufsalltag als Heimleiterin einerseits wirtschaftliches Denken und finanzielles Kalkulieren bedeutet, andererseits auch Berührung mit Krankheit und Tod mit sich bringt, weiß die 31-Jährige umzugehen. „Diesen Switch schaffe ich ganz gut, ich will auf jeden Fall trotz der Schreibtischarbeit Kontakt zu den Bewohnern haben. Und wenn einem mal etwas persönlich nahe geht, dann ist das durchaus legitim“.

Am Konzept der Einrichtung möchte sie wenig verändern, wohl aber neue Ideen ergänzend dazu einbringen: „Das Heim ist im Stadtteil schon sehr gut verortet, ich möchte dieses ausbauen und das Haus noch weiter öffnen.“

So soll etwa die langjährige Kooperation mit dem Kinder- und Jugendhaus „Wiese 69“ fortgeführt werden. Schönwetter-Cramer kann sich auch vorstellen, die Räumlichkeiten für Geburtsvorbereitungskurse an Hebammen zu vergeben.

2015 möchte sie zudem mit den Bewohnern eine Theatergruppe ins Leben rufen und frischen Wind in die Freizeitangebote bringen. Die Umsetzung solcher Ideen sei vor allem deshalb möglich sei, weil das Käte-Reichert-Heim 15 Helfer habe, die sich seit Jahren ehrenamtlich engagieren. „Das ist grandios und habe ich so noch nie erlebt“, zeigt sich die neue Leiterin begeistert.

Offen und transparent

Und wie geht sie damit um, dass die Pflegebranche oft in der Kritik steht, wenn in den Medien von Missständen bei der Qualitätssicherung berichtet wird? „Ich kann dem nur Offenheit und Transparenz entgegensetzen“, sagt Ina Schönwetter-Cramer. „Hier wird nichts verheimlicht, wir setzen stark darauf, Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige in Entscheidungen einzubeziehen.“ Unterstützt wird sie dabei von der 32-jährigen Katja Geyer, die ebenfalls erst vor kurzem den Posten der Pflegedienstleitung neu übernommen hat.

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