Integrationspreise für Flüchtlingshilfe in Nürnberg verliehen

20.11.2017, 18:58 Uhr
Integrationspreise für Flüchtlingshilfe in Nürnberg verliehen

© Günter Distler

Für ihr bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit sind Vertreter von vier Initiativen mit dem diesjährigen mittelfränkischen Integrationspreis ausgezeichnet worden. Der Ansbacher Regierungspräsident Thomas Bauer nannte den Preis bei der Feierstunde in Nürnberg ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung für den überwiegend ehrenamtlichen Einsatz und einen wertvollen Beitrag zur Förderung des Zusammenhalts in der Gesellschaft. Er ist mit insgesamt 5000 Euro aus dem bayerischen Sozialministerium dotiert.

Der Verein Refugees Nürnberg erhielt für sein Projekt "You are here" den 3. Preis, den Ismail Barham entgegen nahm. Die Gruppe hatte erst kürzlich den Interkulturellen Preis des Integrationsrates der Stadt Nürnberg erhalten. Sie hat einen Online-Service für Geflüchtete aufgebaut. Ihnen wird auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Persisch oder Kurdisch in kurzen Videos unter anderem erklärt, wie der Alltag in Deutschland aussieht.

Erster Preis zweifach verliehen

Der 2. Preis ging an die Nürnberger Theatergruppe "Auf die Zwölf" mit ihrem Stück "Ins Herz". Es thematisiert unter Leitung von Dieter Schneider die Mordserie des sogenannten NSU aus Sicht einer fiktiven türkischen Familie. Die jungen Schauspieler setzten damit, so Bauer, den Opfern ein Denkmal und ein Zeichen gegen Fremdenhass und Rassismus. Gleichzeitig würden sie für Toleranz und Frieden werben. 

Die "Asylothek - Begegnungsort im Michaelsgarten" des Helferkreises "Weißenburg hilft" und die "Integrations-Mediathek" in Dinkelsbühl (Kreis Ansbach) teilten sich den 1. Preis. Stellvertretend für ihre vielen Mitstreiter überreichte Bauer der evangelischen Dekanin Ingrid Gottwald-Weber und Monika Hoenen die Auszeichnung.

Bei einer Asylothek, die es bereits in zahlreichen Städten gibt, handelte es sich ursprünglich um eine Art offene Bücherei in Asylbewerberheimen, die vor gut fünf Jahren gegründet wurde. Der ursprüngliche Schwerpunkt Bibliothek ist inzwischen dabei in den Hintergrund geraten. Heute geht es in den Einrichtungen um Sprache, Bildung, Kultur, Integration und Austausch. Das Konzept erhielt 2015 den Bürgerpreis des Bayerischen Landtags.

"Nach wie vor eine große Herausforderung"

In der Mediathek des Dinkelsbühler Flüchtlingshelferkreises findet sich ein breites Spektrum an Informationen, die sowohl Geflüchtete als auch ehrenamtlich Aktiven schnell und gezielt nutzen können. Sie dient als eine Art Integrationswegweiser mit den Schwerpunkten Sprache, Ausbildung, Arbeit. Die vielen Ehrenamtlichen in Kirchen und Verbände hätten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Integration in Bayern gelungen sei, betonte in Nürnberg Heike Jung vom Sozialministerium. Der Migrationsdruck sei nach wie vor hoch.

Allein in den vergangenen zwei Jahren seien rund 60.000 Menschen nach Bayern gekommen. Insgesamt würden im Freistaat derzeit 109.000 Asylbewerber versorgt. "Das ist nach wie vor eine große Herausforderung." Allein in diesem und im kommenden Jahr investiere der Freistaat laut Jung 4,7 Milliarden Euro unter anderem in die Vermittlung von Werten, in Sprachkurse, in Bildungs- und Arbeitschancen. Außerdem helfe, so die Ministerialrätin, der "Wohnungspakt Bayern", ein bis 2019 mit 2,6 Milliarden Euro ausgestattetes Sofortprogramm, ausreichend Wohnraum zu schaffen, "und zwar für beide: für anerkannte Flüchtlinge und für unsere einheimische Bevölkerung".

Allein in Mittelfranken entstünden dadurch insgesamt sechs staatliche Wohnanlagen mit bis zu 586 Plätzen, zwei in Ansbach - hier sind die ersten Räume bereits bezogen - , sowie je eine in Erlangen, Hersbruck, Roth und Neustadt a. d. Aisch. Ausdrücklich dankte Jung den Preisträgern für ihre "herausragenden Initiativen". Sie brächten Menschen auf ganz besondere Weise zusammen, vermittelten Werte und schafften Heimat.

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