IQ über 130: Der Verein Mensa vereint die klügsten Köpfe

20.2.2018, 11:00 Uhr
IQ über 130: Der Verein Mensa vereint die klügsten Köpfe

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Es gibt viele Möglichkeiten, sein Wochenende zu verbringen. Warum sollte man sich also nicht mal einem wissenschaftlich anerkannten Intelligenztest stellen? Genau das haben sieben Teilnehmer am Samstag im Kulturladen in Ziegelstein getan. Welche Aufgaben sie im Einzelnen bewältigen mussten, dürfen sie nicht verraten. Doch offenbar treibt viele, die sich einem IQ-Test stellen, die Motivation an, mehr über sich selbst zu erfahren.

Wie klug bin ich?

"Ich mache das vor allem für mich", sagt ein 35-Jähriger. Wenn er die magische 130er-Marke knacken sollte, umso schöner. Sein Interesse an Mensa wurde schon vor gut sechs Jahren geweckt, als er beruflich mit zwei Vereinsmitgliedern zu tun hatte. Doch erst jetzt hat er - auch auf Anraten seiner Freundin – die Gelegenheit ergriffen, zu prüfen, ob er das Zeug hat, selbst Mensaner zu werden.

Auch ein 21-jähriger BWL-Student, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen will, möchte herausfinden, ob er zu den zwei Prozent der Bevölkerung zählt, die als hochbegabt gelten. "In der Schule war ich eher durchschnittlich", räumt er ein. Erst im Studium, als ihn die Themen wirklich interessieren, hätten sich die Noten deutlich verbessert. Kein ungewöhnlicher Werdegang für Hochbegabte, von denen sich wie er viele schnell langweilen und für die Small Talk eine Qual ist.

IQ über 130: Der Verein Mensa vereint die klügsten Köpfe

© Foto: Michael Matejka

Norbert Düll weiß aus Erfahrung, dass die Probanden auf eine hohe "Verarbeitungsgeschwindigkeit" angewiesen sind. Jeden Monat führt der 49-Jährige abwechselnd in Nürnberg und Erlangen IQ-Tests durch. Klar ist: Wer bei Mathe-Aufgaben erst große schriftliche Nebenrechnungen anstellt, wird es schwer haben, das gesetzte Ziel zu erreichen. Denn innerhalb des rund 90-minütigen Tests steht für die einzelnen Aufgaben nur eine Bearbeitungszeit von jeweils drei bis zehn Minuten zur Verfügung.

"Der Online-Test war viel schwerer", sagt der 35-Jährige nach der Prüfung, die 49 Euro gekostet hat. Dafür sei der Zeitdruck deutlich höher gewesen: "Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es mehr um Intuition ging als um Nachdenken." Wirklich vorbereiten könne man sich auf den Test ohnehin nicht, bestätigt auch Christoph Ruge, der als "Local Secretary" den Vorstand der Mensa auf lokaler Ebene vertritt, Mitglieder betreut und Veranstaltungen organisiert.

Zuverlässige Tests

Drei Wochen müssen sich die Teilnehmer nun gedulden, bis sie ihre Resultate erfahren. Sollten die beiden knapp an der magischen Marke von 130 vorbeischrammen, könnten sie sich vorstellen, einen neuen Anlauf zu nehmen. Nur weil man das Ziel hauchdünn verfehlt, bedeute das aber nicht, dass man nächstes Mal automatisch besser abschneidet, erklärt Düll. Oft erzielen Teilnehmer bei einem weiteren Versuch ein nahezu identisches Ergebnis. Für Ruge auch ein Beleg dafür, dass die Tests zuverlässig sind.

Im Schnitt sind laut Düll etwa zwei Drittel der Prüflinge Männer und ein Drittel Frauen. Viele Frauen lassen sich testen, weil ihr Kind in der Schule erfahren hat, dass es hochbegabt sei. Nun wollen sie wissen, ob sie es auch sind. "Bei einem Mann habe ich das so noch nie gehört", sagt Düll.

Er selbst hat sich übrigens im Jahr 2010 prüfen lassen. Er wäre eigentlich gar nicht auf die Idee gekommen. Doch als ein Trainer auf einem Seminar vom Mensa-Verein erzählt, wird er neugierig und stellt sich der Herausforderung – mit Erfolg. Seitdem trifft er sich regelmäßig mit neuen Freunden, die er dort kennengelernt hat.

Die 1946 in Oxford gegründete Vereinigung zählt heute gut 110.000 Mitglieder in 100 Ländern. Deutschland liegt hinter den mitgliederstärksten Ländern USA und Großbritannien mit mehr als 13.000 Anhängern auf Rang drei weltweit. Im Rahmen der sogenannten Tafelrunde halten Mensaner regelmäßig Vorträge, besichtigen Firmen oder lassen sich durch Museen und andere Institutionen führen. Das kann dann schon mal aus dem Ruder laufen.

Fragen ohne Ende

Einmal, erinnert sich Düll, war eine Gruppe Mensaner zu Gast im Rundfunkmuseum in Fürth. Während eigentlich zwei Stunden für die gesamte Führung angesetzt waren, hatten die Gäste so viele Fragen, dass sie sich nach drei Stunden auf einen weiteren Besuch vertagen mussten. Dabei hatten sie es noch nicht einmal über den für sie an diesem Tag zugänglichen, nichtöffentlichen Teil des Museums hinausgeschafft.

Treffen der Mensa-Mitglieder sind übrigens häufig auch für Nichtmitglieder geöffnet. Dabei gehe es eigentlich wie bei jedem anderen Stammtisch zu, bestätigen Düll und Ruge. Mit dem Unterschied, dass die Teilnehmer oft von einem Thema zum anderen springen und sich kurzerhand umsetzen, um über andere – für sie spannendere – Angelegenheiten zu diskutieren. Wie heißt es doch so schön in einer Broschüre des Vereins: "Wenn Sie irgendwo einen promovierten Physiker und einen Schüler der siebten Klasse völlig gleichberechtigt über den Zweiten Punischen Krieg diskutieren hören, nehmen Sie wahrscheinlich an einem Mensa-Treffen teil."

Weitere Infos: www.mensa.de

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