Ist der Traum vom Morlock-Stadion schon ausgeträumt?

6.5.2017, 12:45 Uhr
Noch knapp eine Woche dauert die Crowdfunding-Aktion für ein Max-Morlock-Stadion.

Noch knapp eine Woche dauert die Crowdfunding-Aktion für ein Max-Morlock-Stadion.

Dass Sportreporter Günther Koch ins Stottern kommt, hat die Welt noch nicht oft erlebt. Fragt man ihn aber nach der Max-Morlock-Kampagne, versiegt der Redefluss des Ex-Radioprofis abrupt.

Er sei "überrascht bis enttäuscht", dass die Fans so zurückhaltend seien. Das rückt er heraus, kein Wort mehr.

Dass Koch im Aufsichtsrat des 1. FCN sitzt, ist mit ein Grund für diese Zugeknöpftheit. Denn der Verein, nach dessen kultisch verehrtem Torjäger das städtische Stadion benannt werden soll, betrachtet die Sache überraschend distanziert. Man könnte auch sagen: mehr als unterkühlt.

Sorge um Sponsorengelder

Nur so kann man das Statement des Clubs zum drohenden Scheitern der maxgemeinsam-Aktion deuten. Zitat: "Es braucht keinen Appell, sich dort zu engagieren." Mitarbeitern und Spielern sei es freigestellt, sich zu engagieren. Schon wahr. Doch zwischen den Zeilen liest man die Sorge heraus, Sponsorengelder könnten versiegen, wenn die Arena langfristig nach Max Morlock heißt.

Wie berichtet, hat die Consorsbank die Rechte am Stadionnamen bereits für 3,2 Millionen Euro von der Kommune erworben. Ihre Bedingung: Die Fans müssen 800.000 Euro beitragen, damit aus dem einstigen easyCredit-Stadion, der ehemaligen Grundig-Arena endlich Max Morlock wird. "Lasst uns gemeinsam Geschichte schreiben!", so ihr Appell, der ungehört zu verhallen scheint.

Dabei galt die hingebungsvolle Liebe zum Club - auch wenn der aktuell im Mittelfeld der Zweiten Liga dümpelt - als unerschütterlich. Ein Max-Morlock-Stadion ist seit Jahren sehnlichster Wunsch der Fans, die Aktion der Consorsbank schien ein festes emotionales Fundament zu haben. So ist es kaum zu fassen, dass sich statt der erhofften 16.000 Unterstützer bislang nur etwas mehr als 3000 finanziell beteiligt haben. Am Freitagabend lagen nur 231.000 Euro auf dem Crowdfunding-Konto maxgemeinsam.de Noch acht Tage, und der Traum ist ausgeträumt.

Inzwischen spricht man beim Sponsor Consorsbank offen davon, "dass das wohl nicht zu schaffen ist". Pressesprecher Dirk Althoff betont zwar, dass ein Spiel 90 Minuten dauere und erst am 14. Mai abgepfiffen werde. Doch er betont auch: "Wir sind ja nicht blauäugig."

Man verhandele noch über (bislang fast ganz ausbleibende) Firmenspenden und sei "happy" über viel Zuspruch. So etwas muss ein Pressesprecher sagen. Was er nicht sagt: Wie das Stadion heißen wird, wenn das Geld nicht reicht. Wenn die einen Fans ihre Abneigung gegen einen Sponsor aus dem "Großkapital" wirklich nicht überwinden und den anderen das Thema am Ende piepegal ist.

Man habe die Bereitschaft der Menschen überschätzt, via Internetplattform Geld zu geben, heißt es bei Consors selbstkritisch. Viele Ältere würden ihren Obolus gerne überweisen — was nicht geht. In der Blauen Nacht parkt die Bank deshalb ihren maxgemeinsam-Bus am Lorenzer Platz (11 bis 1 Uhr), wo Mitarbeiter allen am PC das Händchen führen, die mit der Internetseite nicht klarkommen.

Dass man beim Fan-Club Max Morlock fest auf ein Wunder hofft (und 2000 Euro gesammelt hat), ist wenig überraschend. "Wir sind der Club, wir leben von Wundern", frotzelt Sprecher Andreas Schubart. "So eine Chance kriegen wir nie wieder." Schuld am Misserfolg hätten die Ultras, jene Fan-Gruppierung, die sich im Stadion oft mit Pyrotechnik unbeliebt macht, aber leidenschaftlich für ein Max-Morlock-Stadion kämpft — und nun das Crowdfunding sehr kritisch sieht.

Entsprechend schweigsam sind die Fan-Clubs, wo ähnlich gedacht wird. Einer der größten, der Supporters-Club, teilt auf Anfrage lapidar mit, man möge doch jemand anderen fragen. Vielen stößt die stellenweise kryptische Werbekampagne auf, die selbst für den Auftraggeber Consorsbank "vielleicht expliziter" hätte sein müssen. Warum die Nürnberger in die Tasche greifen sollten, wird an Litfaßsäulen beispielsweise so erläutert: "Damit es nicht irchend so a ,Grumbumbl Sponsor Stadion’ heißt." Alles klar?

Der Reihe nach zählt Bernd Siegler, Ko-Autor von Büchern wie "Die Legende vom Club" und einer Club-Chronik, die im Herbst 2018 erscheint, die Stolpersteine der Kampagne auf. Bisher aktive Morlock-Befürworter und der Club seien nicht eingebunden worden, die Werbung gehe an der Generation 50 plus vorbei ("zu verkopft") und fußballerisch sei es um den Zweitligisten gerade leider schlecht bestellt. Es herrsche Depression. Nichtsdestotrotz hat Siegler gezahlt und sich unter den Gegengaben des Sponsors ein T-Shirt und einen Fan-Schal ausgesucht. Damit er die Morlock-Aktion in der Chronik vielleicht doch noch als Erfolg verbuchen kann.

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