Ist der Uni-Standort auf AEG ernsthaft in Gefahr?

28.12.2015, 07:52 Uhr
Riesig ist das AEG-Gelände an der Fürther Straße, hochfliegend sind die Pläne des Freistaats für einen Uni-Standort. Scheitern die womöglich schon an den Verkaufsverhandlungen?

© Daniel Karmann (dpa) Riesig ist das AEG-Gelände an der Fürther Straße, hochfliegend sind die Pläne des Freistaats für einen Uni-Standort. Scheitern die womöglich schon an den Verkaufsverhandlungen?

2015 ist bald vorüber, mit dem Ankauf des 17 Hektar großen AEG-Areals in Muggenhof wird es in diesem Jahr nichts mehr. Zeugen berichten, dass Finanzminister Markus Söder schon mal ausfällig wurde, als es um den geplanten Hightechcampus ging. Er fühle sich von Bertram Schultze, der für die Eigentümerin MIB mit dem Freistaat verhandelt, verarscht.

Der Ankauf könnte sogar scheitern, ist aus gut informierten Kreisen zu hören. Auf Nachfrage zeigen Finanzministerium, Stadt Nürnberg und die beteiligten Hochschulen aber demonstrativ Zuversicht. Die Opposition im Landtag macht gerade das misstrauisch.

Bertram Schultze will von einem Scheitern der Verhandlungen nichts wissen. "Ich sehe das anders", mehr ist dem Projektentwickler nicht zu entlocken.

Nachdem 2014 erst mal so gut wie gar nichts passierte, um das neue Technologiezentrum auf AEG voran zu bringen, kam erst 2015 wieder Bewegung in das Projekt "Vision FAU 2030". Seit einem Beschluss des Ministerrats im April über die Verlegung eines Teils der Technischen Fakultät nach Nürnberg, verhandelt die Immobilien Bayern offiziell mit der MIB.

Undurchsichtige Verhandlung

Minister Söder schätzte den Kaufpreis auf 100 Millionen Euro. Noch Ende Juli 2015 teilte das Finanzministerium auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Peter Bauer von den Freien Wählern mit, dass die 100 Millionen lediglich eine Abschätzung der Gesamtkaufpreisforderung seien. Sie basiere auf "vom Verkäufer kommunizierten Kaufpreisvorstellungen für die Teilbereiche des Grundstücks".

"Hatte man zu dem Zeitpunkt denn noch gar nicht über das gesamte Grundstück verhandelt?" wundert sich die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Landtag, Verena Osgyan. Vor vier Wochen machte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Helga Schmitt-Bussinger, im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst einen erneuten Vorstoß. Sie wollte wissen, wie weit die Verhandlungen sind. "Ich bekam nur die Auskunft, dass der Ankauf bis Jahresende nicht klappt."

Schmitt-Bussinger hält es wie Verena Osgyan für einen großen Fehler, dass sich die Staatsregierung 2013 vollmundig in der Öffentlichkeit für den Ankauf des AEG-Geländes entschied. Das habe den Preis in die Höhe getrieben. "2013 war noch gar nicht klar, ob der Freistaat das Gelände überhaupt bekommt", sagt Osgyan. Zuvor hatten sich Spaenle, Herrmann und Söder gegen einen Universitätsstandort auf Quelle ausgesprochen. Das werde zu teuer. Doch eine Machbarkeitsstudie hat es nie gegeben.

Schmitt-Bussinger sieht jetzt die Hochschulen unter Druck. Nicht nur Teile der FAU sollen nach Nürnberg ziehen, auch die Technische Hochschule Nürnberg will auf dem Hightechcampus mitspielen. Beide Bildungseinrichtungen platzten aus allen Nähten und warteten dringend auf neue Räume, sagt Schmitt-Bussinger. "Das ist eine fatale Situation, weil sie nicht planen können."

Universität und Stadt bleiben optimistisch

Auf Nachfrage gibt sich die Pressesprecherin der FAU, Susanne Langer, entspannt. Es handele sich um ein "gigantisches Projekt", da seien die Verzögerungen nicht nennenswert. "Für die FAU ist das irrelevant, wir planen einfach weiter", sagt Langer.

Zehn Lehrstühle der Technischen Fakultät sollen nach Nürnberg ziehen, die Rede ist von 5000 Studenten. FAU und Ohm-Hochschule müssen Raumprogramme erstellen, damit im zweiten Quartal 2016 wie geplant das staatliche Bauamt einen städtebaulichen Wettbewerb ausloben kann. "Wir sind im Zeitplan", sagt Langer.

Im Nürnberger Rathaus bleibt man optimistisch, was den neuen Wissenschaftsstandort anbelangt. "Ich gehe davon aus, dass das klappt", sagt Baureferent Daniel Ulrich. Michael Ruf vom Bürgermeisteramt zeigt Verständnis. "Der Freistaat will ein genutztes Gelände kaufen, das ist schwierig." Zumal auf dem Geländeteil an der Pegnitz Altlasten gefunden wurden. Aus den Schutthügeln treten kein Schadstoffe aus, doch auf dem losen Material könne nur schwer gebaut werden.

Eine Äußerung wie die von Finanzminister Söder, dass er sich vom Verkäufer verarscht fühle, gehöre vielleicht "zum Spiel dazu", meint Ruf. Die Sprecherin des Finanzministers, Tanja Sterian, will von Ärger nichts wissen. "Alles läuft regulär ab und beide Seiten wollen schnell zu einem Abschluss kommen", sagt sie.

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